DVR: Short Duration Training

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe März/2013, Seite 152

Auf einem Workshop des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) für zertifizierte Energiespartrainer wurde eine neue Trainingsform für energiesparendes und umweltschonendes Fahren vorgestellt: das „Short Duration Training“.

Offenbar ist der DVR zu der Erkenntnis gelangt, dass es zunehmend schwieriger wird, Kraftfahrer für ganztägige Energiespartrainings zu motivieren.

SD-Training als Appetitmacher

Deswegen versucht der DVR neue Wege zu gehen. Dafür wurde ein etwa einstündiges Kurzprogramm entwickelt, das bei den Autofahrern Neugier auf den modernen sparsamen Fahrstil wecken soll. Die taktische Überlegung dabei ist, die Teilnehmer für ein weiteres intensiveres Halbtags- oder Tagestraining zu gewinnen.

Nur eine Energiesparregel im Vordergrund

Die neuartige Trainingsstunde soll wie folgt ablaufen:

  • 4 bis 5 Minuten Einführung
  • 15 bis 20 Minuten 1. Fahrt
  • 5 bis 10 Minuten 1. Feedbackrunde
  • 15 bis 20 Minuten 2. Fahrt
  • 5 bis 10 Minuten 2. Feedbackrunde

Bei der ersten Fahrt soll der Fahrer – wie gehabt – wie schon immer fahren. Dabei wird mit dem Bordcomputer der Verbrauch festgehalten. Neu ist nun, dass in der ersten Feedbackrunde aus Zeitgründen nur noch drei der sogenannten „Goldenen Energiesparregeln“ angesprochen werden. Diese sind:

  • Motor aus bei längeren (und auch kürzeren) Stopps,
  • Spielräume schaffen durch vergrößerten Abstand,
  • bei absehbarem Stopp möglichst früh die Kupplung treten und das Fahrzeug ausrollen lassen.

Der Fahrer soll sich dann entscheiden, welche dieser drei Methoden ihm am sympathischsten erscheint. Bei der zweiten Fahrt wird nur diese eine Methode trainiert. Dabei gibt der Trainer während der Fahrt – je nachdem, was der Fahrer gewählt hat – verbale Hinweise. Zum Beispiel „Jetzt schon die Kupplung treten“ oder „Jetzt bitte den Motor abstellen“. Nach Ende der zweiten Fahrt (identische Fahrstrecke wie bei der ersten Fahrt) wird der Verbrauch erneut gemessen. Dabei erhoffen sich die Verantwortlichen des DVR, bereits messbare Sparerfolge zu erzielen.

Kritikpunkte

Zur Vorstellung des neuen Programms waren auch Vorstandsmitglieder der in der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. (BVF) zusammengeschlossenen Fahrlehrerverbände eingeladen. Sie traten mit den DVR-Verantwortlichen und den Trainern in einen kritischen Dialog zu der neuartigen Trainingsform. Dabei wurden aus meiner Sicht folgende Kritikpunkte deutlich:

  1. So neu, wie es aussieht, ist dieses Kurzprogramm nicht. Es ähnelt sehr der von den Fahrlehrerverbänden schon seit vielen Jahren propagierten und von den Verbandsfahrschulen praktizierten Energiesparstunde. Dabei stellt sich auch die Frage, ob das neue Programm unbedingt englisch betitelt sein muss. Wäre Energiesparstunde nicht ansprechender als Short-Duration-Training?
  2. Beim Probetraining hat sich gezeigt, dass eine 20-minütige Stadtfahrt zu kurz ist und zahlreiche „Verfälschungsquellen“ beinhalten kann. Nach freier Fahrt auf der ersten Runde kann bei der zweiten Fahrt ein vorausfahrender Linienbus oder Liefer-Lkw den erwünschten Spareffekt durchkreuzen.
  3. Bei jeder Verlangsamung des Verkehrs immer auskuppeln, statt die Schubabschaltung zu nutzen? Das ist – zumal Anfängern – schwer zu vermitteln. Es geht hier um ein kaum messbares Quantum der Einsparung.
  4. Nicht zuletzt stellt sich die Frage: Ist für dieses Miniprogramm eine aufwendige Zertifizierung als DVR-Trainer erforderlich? Solche Fahrten können von jedem Fahrlehrer – auch ohne vorherige Einweisung – angeboten werden.

Jochen Klima