EDITORIAL: ADAC - soll ich jetzt austreten?

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe März/2014, Seite 115

Liebe Leserinnen und Leser,

der Allgemeine Deutsche Automobil-Club, besser bekannt als ADAC, steckt zurzeit tief in hausgemachten Problemen. Zuerst der manipulierte Autopreis Gelber Engel. Danach der recht lockere Umgang mit Privatflügen in Rettungshubschraubern und eine skurrile Rasentrocknungsaktion im Stadion der Frankfurter Eintracht. Sodann die Verkaufsprämie für Straßenwachtfahrer. Man darf gespannt sein, ob das schon alles ist, zumal da die skandalösen Machenschaften bisher nur scheibchenweise ans Licht kamen. Das bisher glänzende Image des ADAC ist jedenfalls schwer beschädigt.

Kurz nach Kommunikationschef Michael Ramstetter musste trotz Beschwörung radikaler Aufklärung Präsident Peter Meyer den Hut nehmen. Viele Beobachter fragen jetzt zu recht: Waren die übrigen Präsidiumsmitglieder ahnungslos? Und wenn ja, sind sie dann noch tragbar? Die Strukturen des Multi ADAC, so viel ist klar, sind stark verkrustet. Anders lassen sich die jüngsten Vorkommnisse nicht erklären. Der ADAC braucht eine durchgreifende organisatorische Neuausrichtung und eine von der Vergangenheit unbelastete Führung, die sich an den Grundsätzen von Corporate Governance orientiert. Nur so wird es gelingen, bald das Vertrauen der Mitglieder und der Öffentlichkeit zurückzugewinnen.

Trotz unserer Enttäuschung dürfen wir aber nicht vergessen: Der ADAC ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner vieler Verbandsfahrschulen, ebenso für den Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. Wir waren beileibe nicht immer mit allen Aktivitäten des Clubs einverstanden – dabei denke ich beispielsweise an die unseligen Drückerkolonnen zur Mitgliederwerbung. Dennoch, für viele unserer Mitglieder ist das lokale Clubleben sehr wichtig. Und natürlich sind die „gelben Engel“ bei der Pannen- und Unfallhilfe unschlagbar. Des Weiteren ist der ADAC ein wichtiges Mitglied der Aktion „Gib acht im Verkehr“. Ohne die finanzielle und politische Unterstützung des Clubs wäre manche sinnvolle Verkehrssicherheitsaktion schlichtweg nicht durchführbar. Auch ist die jüngste Kooperation beim FahrFitnessCheck sicherlich kein Nachteil für die beteiligten Verbandsfahrschulen.

Wir sollten uns deshalb nicht am allgemeinen Draufhauen derjenigen beteiligen, die neuerdings schon immer gewusst haben wollen, dass da etwas nicht stimmt, aber nichts dagegen getan haben. Wir sollten, wo immer wir stehen, nach unserem Vermögen daran mitwirken, dass der ADAC weiterhin als eine respektable Organisation im Dienst der Verkehrssicherheit wahrgenommen wird.

In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich

Ihr

Jochen Klima