Die 199. Sitzung des Beirats

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe November/2014, Seite 634

Wie schon in der August-Ausgabe berichtet, haben die Kreisvereine in diesem Jahr ihre Vorstände neu gewählt. Der Beirat des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. ist damit komplett. Zur konstituierenden Sitzung des Gremiums trafen sich die 39 Kreisvorsitzenden und die Referenten des Beirats am 17. und 18. Oktober im Flair Park-Hotel in Ilshofen bei Schwäbisch Hall.

Nach einem sehr freundlichen Willkommensgruß, besonders auch an die neuen Beiräte, kam Jochen Klima gleich zur Sache. Das war gut so, denn der Vorstand legte eine Tagesordnung mit 18 Punkten und zahlreichen Unterpunkten vor, die teilweise erheblichen Diskussionsbedarf auslösten. Die Regularien gingen, wie üblich, kurz und schmerzlos über die Bühne.

Verabschiedung aus dem Beirat

Nachdem er nicht mehr zur Wiederwahl angetreten war, wurde Kollege Peter Scheelen aus dem Beirat verabschiedet. Jochen Klima dankte dem scheidenden Vorsitzenden des Kreisvereins Emmendingen mit warmen, herzlichen Worten für die langjährige Arbeit und überreichte ein Präsent.

Mitgliederversammlung 2014

Etwas mehr Zeit brauchte der Rückblick auf die Mitgliederversammlung vom 17. Mai dieses Jahres in Ulm. Den Berichten der Beiräte zufolge hatten die Inhalte und der Ablauf bei den Mitgliedern insgesamt Zustimmung gefunden. Als ein besonders gelungener neuer Ansatz wurde die sogenannte After-Work-Party bezeichnet. Die Teilnehmerzahlen waren beachtlich und zeigten deutliche Steigerungen gegenüber den Vorjahren. Auch die ganztägige Kinderbetreuung war sehr gut angekommen.

Ausblick

Bei der Vorschau auf die Mitgliederversammlung am 18. April 2015 in Pforzheim kam gedämpfte Stimmung auf. Der für den Vormittag als Hauptredner vorgesehene Prof. Dr. Hans Eberspächer ist am 7. Oktober dieses Jahres verstorben (Nachruf S. 677). Ansonsten jedoch steht die Planung. Die weitere Optimierung der jährlichen Hauptversammlung sei, so Klima, eine andauernde Aufgabe. Er freue sich dazu immer auch auf Impulse vom Beirat.

Berichte der Referenten

Seit mehr als drei Jahrzehnten sieht die Satzung des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. für spezielle Aufgabengebiete die Berufung von Referenten durch den Beirat vor. Jeweils nach Ablauf ihrer Amtsperiode berichten die Referenten über ihre Tätigkeit in der konstituierenden Sitzung.

Behindertenreferent
Bernd Zawatzky machte den Anfang. Er berichtete über zahlreiche Anfragen von Kolleginnen und Kollegen zu Fragen der Fahrausbildung von Behinderten. Auch Behinderte, die den Führerscheinerwerb ins Auge fassen, suchen bei ihm Rat. Zawatzky: „Dafür ist es sehr hilfreich, dass es eine von der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. gepflegte Liste der auf die Ausbildung behinderter Menschen spezialisierten Fahrschulen gibt.“ Diese Spezialisierung sei aufwendig und beginne vernünftigerweise mit einem Einweisungsseminar am Verkehrs-Institut in Bielefeld. Es sei wichtig, dass sich der Berufsstand der Fahrlehrer dieser Aufgabe stelle, denn die Anzahl der Behinderten nehme eher zu als ab. In diesem Zusammenhang verwies Zawatzky auf den von der Deutschen Fahrlehrer-Akademie e.V. (DFA) herausgegebenen Leitfaden “Mobilitätsbehinderte und Kraftfahrzeug“ als sehr instruktive Lektüre. Zawatzky beantwortete zahlreiche Fragen der Beiräte zur Organisation, Kfz- Umrüstung, Investitionen und Finanzierung der Behindertenausbildung.

Motorradreferent
Karl-Heinz Hiller spannte einen weiten Bogen von grundsätzlichen Überlegungen zur Motorradausbildung, zur Fahrlehrerfortbildung, technischen Neuerungen bis zu Plänen der Zukunft. Hiller resümierte: „Der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg ist in puncto Fahrlehrerfortbildung einsame Spitze!“ Er untermauerte seine Bewertung mit harten Fakten. Das jährliche Meeting der Motorrad-Instruktoren des Verbandes habe sich über die Seminarvorbereitung hinaus geradezu als Ideenschmiede erwiesen. Das Schräglagentraining mit Flügelmotorrad werde man fortsetzen. Zurzeit bereite er ein Dynamiktraining für Motorradfahrlehrer in Boxberg vor. Die Planungen und Vorbereitungen für Motorrad Total seien in vollem Gange, sodass die Ausschreibung im Januar in der FahrSchulPraxis stehe. Um die von Hiller aufgeworfene Frage: Wie kann man erreichen, dass Fahrlehrer ihre Schüler der A-Klassen noch intensiver auf dem Motorrad begleiten? entspann sich eine muntere Diskussion, die vermutlich einer Fortsetzung bedarf.

Nutzfahrzeugreferent
Wolfgang Fischer ging zunächst auf die dynamische technische Entwicklung im Lkw-Bereich ein, die ein wiederkehrendes Update der Nutzfahrzeug-Instruktoren des Verbandes erforderten. Anfang Februar hätten sich die Instruktoren zu einem Info-Treff in Wörth zusammengefunden. Der Meinungsaustausch, die Abstimmungen und Anregungen seien sehr fruchtbar gewesen. Insbesondere habe man sich mit dem neuen „vorausschauenden Tempomat des Actros“, dem sog. PPC-System, befasst. Auch der Lernblock „Aktuelles Recht“ werde laufend auf dem neuesten Stand gehalten. Anfang Dezember werde es ein nächstes Instruktoren-Treffen mit dem Hauptthema „Didaktische Übung“ geben. Die Wörther Seminare für Fahrlehrer der Nutzfahrzeugklassen, zu denen seit 1978 Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland kommen, seien, wie gewohnt, von höchster Qualität.

Klasse T     Fischer hob als besonders erfreulich hervor, dass es in diesem Jahr gelungen ist, in Zusammenarbeit mit der Firma John Deere wieder eine Fortbildung für Fahrlehrer der Klasse T in Bruchsal durchzuführen.

Eine seiner Aufgaben sei es auch gewesen, in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand Mitglieder des Verbandes in Fragen zur Ausbildung im Bereich Nutzfahrzeuge zu beraten und Fachfragen zu beantworten.

Applaus
Die Beiräte quittierten die Rechenschaftsberichte der drei Referenten mit starkem Beifall. Jochen Klima sprach den drei Kollegen großen Dank für ihre hervorragende Arbeit aus. Danach war die Neubestellung der Referenten eine glatte Sache. Der Beirat berief alle drei einstimmig für weitere vier Jahre.

Finanzausschuss

Wieder berufen wurden die Kollegen Wolfgang Fischer, Bad Wimpfen, Christoph Gruler, Wurmlingen, Frank Neumann, VS-Schwennigen, Helmut Storck, Bruchsal. Neu berufen in den Finanzausschuss wurde Kollege Martin Ganzmann aus Schönau.

Arbeitskreis Zukunft

Diesem Arbeitskreis gehören an: die Kollegen Josef Bissinger, Sontheim, Markus Fritz, Welzheim, Jürgen Käfer, Engen, Werner Lange, Esslingen, Michael Maurer, Stuttgart, Stefan Thürauf, Weikersheim.

Gesprächskreis Fahrerlaubnisprüfung

Neben dem Vorstand gehören diesem Gremium Lothar Happes, Böblingen, Martin Ganzmann, Schönau, und Markus Pollermann, Rottweil, an.

Stand der Gesetzgebung

Dieser Tagesordnungspunkt nahm einige Zeit in Anspruch und führte zu lebhafter Diskussion. Von Jochen Klima anschaulich vorgetragen, ging es vom Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz (BKrFQG) über die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV), das Fahrlehrergesetz (FahrlG) bis zur Prüfungsrichtlinie (PrüfRL).

BKrFQG
Neue Anwendungshinweise zur Berufskraftfahrerausbildung können Verbandsmitglieder hier abrufen ...

Neu hier:

  • zahlreiche Klarstellungen,
  • umfangreiche Auflistung von Ausnahmen, die sich auf die sog. Handwerkerregelung beziehen,
  • in den 35-stündigen Fortbildungen müssen nicht alle Kenntnisbereiche lückenlos unterrichtet werden.

Besonders interessant bezüglich der Anwendung des BKrFQG ist folgende Entwicklung: Besitzt ein Kraftfahrer nur die Fahrerlaubnis der Klasse BE (erworben vor dem 19.01.2013) und führt er im gewerblichen Güterverkehr einen Zug, der infolge des zulässigen Gesamtgewichts eigentlich in die Klasse C1E fällt, sollen auf ihn die Bestimmungen des BKrFQG anzuwenden sein, obwohl die Klasse BE im BKrFQG nicht genannt ist. Das würde bedeuten, diese Fahrer müssen grundqualifiziert sein und sind zur Weiterbildung verpflichtet. (Siehe auch Beitrag Seite 657)

FeV
In Kürze wird eine Änderungsverordnung erlassen werden, die redaktionelle Klarstellungen enthält sowie nach Erlöschen einer Fahrerlaubnis den Verbleib der Daten im zentralen Fahrerlaubnisregister sicherstellt.

FahrlG
Klima wies noch einmal auf das Erlöschen der Fahrlehrerlaubnis hin, sofern eine Fahrerlaubnis wegen Fristablaufs erlischt. Desgleichen machte er auf den Ablauf der Übergangsregelung (30.04.2016) für den Erwerb der Seminarerlaubnis FES durch Inhaber gültiger Seminarerlaubnisse ASF oder ASP aufmerksam.

Reform Fahrlehrerrecht
Im Weiteren machte Klima deutlich, dass der Fokus der Bundesvereinigung sehr stark auf die anstehende Reform des Fahrlehrerrechts gerichtet ist. Es gehe darum, wichtige verkehrssicherheitliche Anliegen zu wahren und auszubauen und sie nicht wirtschaftlichen Interessen bestimmter Gruppen unterzuordnen.

PrüfRL
Hierbei kam die Überprüfung der

  • Lichtdurchlässigkeit der Scheiben von Fahrschulfahrzeugen und
  • die der Motorradbekleidung vor Prüfungsbeginn zur Sprache.


Die Prüfer sind berechtigt, diese Überprüfungen durchzuführen. Motorradprüflinge müssen sich freilich nicht ausziehen, es genügt, die Schutzbekleidung in Augenschein zu nehmen (Sichtprüfung).

Aussprache des Beirats

Immer ein wichtiger TOP, bei dem alles zur Sprache kommt, was die Mitglieder in den Kreisvereinen bewegt. Hier hat vor allem die Preisgestaltung einer Autohaus-Fahrschule die Debatte beherrscht. Was dort geschieht, wird von vielen als Versuch angesehen, Mitbewerber zu vernichten. Ein Wundermittel gegen Schleuderpreise gibt es in einer freiheitlich verfassten Wirtschaftsordnung nicht. Es ist wichtig, solch unliebsamen Konkurrenten mit unternehmerischen Initiativen und der Besinnung auf die eigenen Stärken zu begegnen. Die Verbandsführung, so Klima, wird im Rahmen des rechtlich Zulässigen alles tun, um einem existenzbedrohenden Preisverfall entgegenzuwirken.

Mitgliederwerbung/Schnuppermitgliedschaft

Der Verband hat mit der vor Jahren eingeführten Schnuppermitgliedschaft gute Ergebnisse erzielt. Dennoch ist es wichtig, weiterhin für den Eintritt junger Kolleginnen und Kollegen zu werben. Deshalb legte der Verband jetzt die Broschüre „Mitglieder werben Mitglieder“ neu auf. Die Beiräte brachten konstruktive Beiträge zur Intensivierung der Mitgliederwerbung ein.

Zur Situation der angestellten Fahrlehrer

Im Verband sind auch zahlreiche angestellte Fahrlehrer organisiert. Wie die Organisationsquote noch gesteigert werden kann, war Gegenstand eingehender Beratung.

Angestelltenvertreter

Kollege Günter Rau, Geislingen, berichtete dem Beirat über seine Tätigkeit. Er führte aus:

„In den Jahren 2013 und 2014 wurde ich als Angestelltenvertreter sechs Mal kontaktiert.

  • Es handelte sich um zwei Anfragen bzgl. Kündigungsfrist.
  • Zwei weitere Anfragen kamen zum leidigen Thema, ob das Reinigen von Fahrzeugen Arbeitszeit ist oder nicht.
  • Zwei Mal wurde angefragt, ob die Anwesenheit vor dem theoretischen Unterricht ebenfalls als Arbeitszeit zählt und bezahlt werden muss.

Ich informierte die Kollegen über ihre Rechte und Möglichkeiten, wie sie ihre Probleme angehen könnten. Einige Anrufer wies ich ab, da sie nicht Mitglied des Fahrlehrerverbandes waren.“

Sterbekasse STOCK

Alle paar Jahre wird die Frage gestellt: Wie kann es angesichts erheblich schwächerer Beitrittszahlen im Verhältnis zu den Todesfällen und der zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft mit der Sterbekasse weitergehen? Dazu entspann sich eine rege Diskussion, die so endete: Dazu ist vor allem die Meinung der Mitglieder der Sterbekasse (zurzeit 584) zu hören.

InternetForum

Der Vorstand bat die Beiräte, in den Kreisversammlungen für die Beteiligung an dem nur Mitgliedern zugänglichen InternetForum des Verbandes zu werben.

Resümee der Tagung

Der regelmäßige Austausch zwischen dem Vorstand und den an der Basis agierenden Kreisvorsitzenden ist unersetzlich. Wichtige Debatten, gute Beratungen, kluge Beschlüsse und anspornende Impulse – das ist die Bilanz der 199. Sitzung des Beirats.

GLH