Verbandstag 2015: Starke Ziele - Chancen nutzen

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Mai/2015, Seite 268

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Pforzheim, 18. April 2015. Mit strahlendem Frühlingswetter empfängt Pforzheim die 65. ordentliche Mitgliederversammlung des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.

Den Auftakt gibt der Mental- und Motivationstrainer Thomas Baschab. Er zeigte den 500 Zuhörern in einem spannenden Vortrag, welche Einstellungen und Werte zum Erfolg führen. Ein weiteres Highlight des Vormittags ist die Rede des Verbandsvorsitzenden Jochen Klima, der dabei die Reform des Fahrlehrerrechts in den Mittelpunkt stellt. Einen dazu wohl in Kürze in die öffentliche Diskussion gelangenden Vorentwurf nennt Klima kleinmütig und mahnt Nachbesserung durch die Politik an.

Thomas Baschab und Teilnehmer der Mitgliederversammlung:Das geht mit der richtigen mentalen Einstellung! „Erfolg beginnt im Kopf! –
Die eigenen Potenziale nutzen!“

Thomas Baschab ist gewiefter Medienautor, Managementtrainer und Mentalcoach zahlreicher Spitzensportler. Dennoch gewinnt er an diesem Morgen Ohr und Emotionen der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer des Südwestens nicht im Sturm. Lag es an der Morgenstunde oder am gebremsten Temperament unserer Landsleute? Jedenfalls dauerte es ein Weilchen, bis das Auditorium richtig auftaute. Dann aber folgte es dem mit Experimenten und Humor gewürzten Vortrag mit großer Begeisterung.

Foto: Thomas Baschab und Teilnehmer der Mitgliederversammlung: Das geht mit der richtigen mentalen Einstellung!

Ziele, Ziele, Ziele ...

Baschab versteht es, seine Botschaft anschaulich und eingehend zu vermitteln: Ein grundlegender Faktor für den Erfolg ist die richtige mentale Einstellung. Dazu ist es wichtig, sei es im persönlichen oder geschäftlichen Bereich, sich anspruchsvolle Ziele zu setzen. Dabei ist das Wort „unerreichbar“ zu streichen. Denn gerade das scheinbar Unerreichbare ist das entscheidende Stimulanz, das Ziel zu erreichen.

Eine mentale Fehlschaltung sei die Vorstellung, mit seinen Fahrschulpreisen zu teuer zu sein, denn die finde nur im eigenen Kopf statt. Das Dumme daran sei, dass sich diese negative Vorstellung auf den Kunden übertrage. Nur wer als Fahrschulinhaber tief davon überzeugt sei, seinen Preis wert zu sein, überzeuge auch die Kunden.

Willkommene Partner

Neben dem von der Satzung bestimmten Ablauf war die Jahreshauptversammlung schon immer auch eine gute Gelegenheit der Begegnung mit Menschen und Unternehmen aus dem Umfeld des Berufsstandes. So auch diesmal. In der Begrüßungsansprache betonte Jochen Klima, wie wichtig ihm der Kontakt zu den Mitgliedern und die Pflege der Netzwerke rund um den Berufsstand ist. Einige Gäste heißt er ganz persönlich willkommen:

  • MdL Jochen Haußmann, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion im baden-württembergischen Landtag und Sprecher für Verkehr und Infrastruktur,
  • Dr. Thomas Kirschner vom BW-Ministerium für Verkehr und Infrastruktur,
  • Polizeirat Sven Schüler vom Innenministerium Baden-Württemberg,
  • Die Daimler AG als Hauptaussteller der diesjährigen Mitgliederversammlung,
  • Dipl.-Ing. Klemens Schmiederer vom Vorstand der TÜV SÜD AG,
  • Dipl.-Ing. Wolfgang Eichler und Dipl.-Ing. Thomas Emmert von der Regionalleitung der TÜV SÜD Auto Service GmbH,
  • Dipl.-Ing. Marcellus Kaup, für Baden-Württemberg zuständiger TP-Leiter des TÜV SÜD.

Sein Willkommensgruß galt auch

  • Sabine Darjus, Vorsitzende des Fahrlehrerverbandes Hamburg e.V.,
  • Andreas Anft, Vorstandsvorsitzender der Fahrlehrerversicherung VaG,
  • Constanze Meindl, Redakteurin der Fachzeitschrift FAHRSCHULE, sowie
  • die Altvorsitzenden des Verbandes, Gebhard L. Heiler und Peter Tschöpe.

Fachausstellung

Die der Branche nahestehenden Firmen und Organisationen hatten mit der Fachausstellung Fahrschule 2015 im Foyer wieder eine hervorragende Möglichkeit, ihre Leistungen einer großen Zahl von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern aus dem Südwesten zu präsentieren. Klima bedankte sich bei den Ausstellern für ihr Kommen und bat die Mitglieder, sich in den Pausen das vielfältige Angebot nicht entgehen zu lassen.

Klemens SchmiedererGrußwort

Klemens Schmiederer, Vorstandsmitglied der TÜV SÜD AG, bedankte sich für die Einladung und begrüßte die Versammlung im Namen seines Hauses sehr herzlich. Nach kurzer Darstellung seines beruflichen Werdeganges unterstrich Schmiederer die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit seines Hauses mit dem Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. als wichtigen Beitrag zur Verkehrssicherheit. Gemeinsame Initiativen, wie BF17, die optimierte theoretische Fahrerlaubnisprüfung mit ihren dynamischen Aufgaben sowie das noch in der Testphase befindliche elektronische Prüfprotokoll mit seinem erstmals definierten Fahraufgabenkatalog, würden die „Vision Zero“, keine tödlichen Unfälle auf unseren Straßen, ein Stück näher bringen. Mit der Einführung der Online-Anmeldung für die praktische Prüfung und der damit verbundenen direkten Abrechnung der Prüfgebühren durch die Prüforganisation wird man laut Schmiederer Ende des Jahres rechnen können. Vor allem in Ballungsgebieten, so führte Schmiederer weiter aus, ist die Anzahl der Fahrerlaubnisprüfungen um 20 Prozent gesunken. Die jungen Leute von heute haben andere Prioritäten. Der Erwerb eines Smartphones gehe dem Erwerb des Führerscheins vor. Hier müssten die Prüforganisation und auch jede einzelne Fahrschule ihre Dienstleistungen attraktiver gestalten, um so auch den Führerscheinerwerb wieder interessanter zu machen.

Klima entgegnet

Die baden-württembergische Fahrlehrerschaft warte schon lange auf die Einführung der Online-Anmeldung für die praktische Prüfung. Er hoffe nun auf baldige Einführung. Es sei nicht zu erkennen, was das elektronische Prüfprotokoll mit der Verbesserung der Verkehrssicherheit zu tun haben könne. Zudem halte sich das Ondit, mit der Einführung des elektronischen Protokolls gehe eine Prüfzeitverlängerung und damit eine Erhöhung der Prüfgebühren einher. Er hoffe, dies werde nicht der Fall sein. Attraktiver werde die Fahrerlaubnisprüfung vor allem dann, wenn für die Prüflinge immer ausreichend Termine zur Verfügung stünden. Starker Beifall!

Gedenken

Die Versammlung gedachte in einer Schweigeminute der im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder. Ein ehrendes Gedenken erwiesen die Anwesenden dabei auch dem vor Kurzem verstorbenen Ernst von Baeckmann, der in den Jahren 1970 bis 1991 zweiter Vorsitzender des Verbandes war.

Berufspolitisches

Klima kritisierte vehement das verzagte Angehen der Reform des Fahrlehrergesetzes. Was bisher dazu bekannt geworden sei, überzeuge nicht. Das gelte besonders für die Bildungsvoraussetzungen für Fahrlehreranwärter, die – nach momentanem Stand – nur geringfügig angehoben werden sollen. Das Gleiche gelte für die Fahrlehrerausbildung, die nur um ein paar Wochen verlängert werden soll. Positiv sei hingegen der Ansatz, die fahrpraktische Prüfung künftig vor Beginn der Fahrlehrerausbildung bestanden haben zu müssen. Doch auch Vorstellungen wie Einführung eines mehrwöchigen Vorpraktikums und bloße Verschiebungen im Lehrplan verdienten die Bezeichnung „Reform“ nicht. Um die pädagogische Qualität, wie im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien festgelegt, zu erhöhen, muss das Lehren zum zentralen Schwerpunkt der Fahrlehrerausbildung werden. Mit einer halbherzigen, in Amtsstuben konzipierten Änderung unseres Berufsbildes dürfen wir uns nicht zufrieden geben, mahnt Klima. Jetzt muss man vielmehr die Politik beim Wort nehmen.

Automatikregelung

Als nicht wirklich zielführend bezeichnete Klima den in jüngster Zeit von der Politik und der Automobilindustrie gestarteten Modellversuch, mit den Fahrschulen als Multiplikatoren den Verkauf umweltfreundlicher Elektro- und Hybridfahrzeuge anzukurbeln. Besser sollten Politik und Industrie – statt aufwendiger Modellversuche – sich gemeinsam und mit aller Dringlichkeit bei der EU für den baldigen Wegfall, mindestens aber für eine zeitgemäße Modifizierung der anachronistischen Automatikbeschränkung einsetzen. „Auch wenn ich mich hier zum x-ten Mal wiederhole, sage ich mit allem Nachdruck, der Berufsstand braucht den Wegfall der Automatikbeschränkung nicht zu fürchten“, rief Klima der Versammlung zu. Sollte die rein fahrtechnische Ausbildung mit modernen Fahrzeugen ohne Kupplung weniger Zeit als die mit Schalt-Pkw in Anspruch nehmen, wäre das für die Verkehrssicherheit umso besser! Etwa frei werdende Zeit ließe sich für besonders wichtige Inhalte nutzen. „Ich denke dabei unter anderem an eine noch intensivere Ausbildung in umweltschonender Fahrweise, den selbstständigen Umgang mit modernen Fahrerassistenzsystemen; ganz besonders aber an eine noch gründlichere Vorbereitung der Fahrschüler auf die Vermeidung von Gefahren, namentlich denen der Landstraße.“

Mittagspause

Zum Mittagessen hatte wiederum die TÜV SÜD Auto Service GmbH eingeladen. Die etwas längere Mittagspause bot genügend Gelegenheit, die wirklich guten Maultaschen etc. zu genießen, anregende Gespräche zu führen und sich ausführlich der exzellenten Fachausstellung zu widmen.

Der Nachmittag

Die interne Versammlung am Nachmittag begann mit den Ehrungen von Mitgliedern für 30- und 25-jährige Tätigkeit als Fahrlehrer/innen. Bereits am Vormittag ehrte der Verband zahlreiche Mitglieder für 50- und 40-jährige Berufstätigkeit und zeichnete sie mit einer Ehrennadel und einer Urkunde aus. Ebenso wurden viele Kollegen, die das 70. Lebensjahr vollendet haben, zu Ehrenmitgliedern ernannt.

Geschäftsbericht des Vorstandes

Der Geschäftsbericht samt Kassenbericht für Verband und Sterbekasse STOCK wurde den Mitgliedern beim Betreten des Saals am Nachmittag ausgehändigt (Sie finden den Geschäftsbericht im PDF-Format auch hier ...). Klima beschränkte sich deshalb in seinem Vortrag auf die Erwähnung wesentlicher Ergebnisse und Daten. Er erläuterte eingehend die wirtschaftliche Lage des Verbandes und hob hervor, dass aufgrund des demografischen Wandels die Zahl der zahlenden Mitglieder ständig zurückgehe. Man müsse daher ernsthaft über die Beitragsfreiheit von Ehrenmitgliedern diskutieren. Ebenso sollte darüber nachgedacht werden, ob man nicht mit Staffeltarifen in den Beitragsklassen neue Mitglieder gewinnen könne.

Klima wies auch auf die seit Jahren unbefriedigende wirtschaftliche Lage der Fahrschulen hin. Laut neuestem Branchen special der Volks- und Raiffeisenbanken hat sich der Rückgang der Zahl der Fahrschulen seit dem Jahr 2010 beschleunigt. Die demografische Entwicklung wird dafür sorgen, dass dies so weitergeht. Die Fahrschulen, die diesen Überlebenskampf gewinnen wollen, müssen sich durch ihr Angebot von der Konkurrenz abheben und es schaffen, die wegen der fehlenden 17-jährigen Fahranfänger entstehende Lücke im Kerngeschäft mit anderen Aus- und Fortbildungsprogrammen zu füllen.

Unter dem Logo MOBIL FÜR MORGEN soll im Sommer 2015 eine neue Aktion starten, bei der Verbandsfahrschulen ihre Homepages via „Likes“ über Facebook bewerten lassen können. Der Effekt für die teilnehmenden Fahrschulen soll sein, viele Internet-Nutzer auf ihre Seite zu bringen und sich von der Konkurrenz abzuheben. Die Sieger-Seiten werden bei der Mitgliederversammlung 2016 prämiert. Eine genaue Ausschreibung wird demnächst über alle verbandlichen Kommunikationskanäle (www.flvbw.de, Facebook, FahrSchulPraxis) erfolgen.

Rechnungsprüfung

Rechnungsprüfer Kollege Hager berichtete über die zusammen mit der Kollegin Schmid in den Geschäftsräumen des Verbandes durchgeführte Prüfung der Bücher des Verbandes und der Sterbekasse STOCK. Beide Rechnungsprüfer bescheinigten der Verbandsführung Korrektheit im Umgang mit den Finanzen und schlugen, nachdem eine Aussprache zu den Berichten nicht gewünscht wurde, uneingeschränkte Entlastung vor. Die Versammlung folgte diesem Vorschlag ohne Gegenstimmen und ohne Enthaltungen.

Festsetzung der Jahresbeiträge

Klima machte auf den im Haushaltsplan 2015 prognostizierten Fehlbetrag von 17.147 € aufmerksam. Dieser verlange eigentlich eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge. In Anbetracht der für 2016 geplanten Neustrukturierung der Beitragsklassen, bei der auch der Bezug der Zeitschrift FAHRSCHULE wieder im Verbandsbeitrag enthalten sein soll, wollten Vorstand und Beirat in diesem Jahr noch einmal davon Abstand nehmen. Die in der Bilanz des Verbandes ausgewiesene günstige Eigenkapitalquote lasse einen solchen Verzicht diesmal noch zu. Für 2016 werde man aber um eine Beitragserhöhung nicht herum kommen. Die Versammlung stimmte diesem Vorschlag bei zwei Enthaltungen zu.
Vorstand und Beirat stellten den Antrag, darüber zu beschließen, die Schnuppermitgliedschaft für Berufsanfänger auf ein Jahr zu verlängern. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag bei 3 Gegenstimmen und 9 Enthaltungen angenommen.

Wahlen

Für die satzungsgemäß anstehende Wahl des zweiten Vorsitzenden nannte die Versammlung nur einen Kandidaten: Ralf Nicolai. Seine Wiederwahl erfolgte einstimmig (bei einer Enthaltung).

Ebenso stand das Amt des Angestelltenvertreters satzungsgemäß zur Disposition. Die Versammlung wählte die Kollegin Carmen Bonmassar ohne Gegenstimmen bei zwei Enthaltungen zur Angestelltenvertreterin.

Fahrlehrerversicherung steht gut da

Vorstandsvorsitzender Andreas Anft brachte aktuelle Zahlen aus dem abgelaufenen Geschäftsjahr der Fahrlehrerversicherung mit. So sei die Zahl der Kunden auf über 79.600 gestiegen. Im Jahr 2014 ergab sich bei Einnahmen in Höhe von 62,9 Millionen € ein Überschuss von rd. 400.000 €, der dem Eigenkapital zugeführt wird. Ganz im Sinne der Gründer komme es bei der Fahrlehrerversicherung nicht auf hohe Gewinne für Aktionäre an. Es gehe vielmehr darum, den Versicherten mit günstigen Prämien und bestem Service zu dienen. Anft wies am Ende seines Vortrags die anwesenden Fahrlehrer auf die Prämie für Kundenwerbung hin. Jede erfolgreiche Empfehlung eines neuen Kunden werde von der Fahrlehrerversicherung mit einer Tankkarte im Wert von 25 € belohnt.

Die Mitglieder haben das Wort

Zu diesem Tagungsordnungspunkt waren neben dem Vorstand und dem Verbandssyndikus Dr. Matthias Aull die Herren Dr. Thomas Kirschner und Dipl.-Ing. Marcellus Kaup aufs Podium gekommen. Dabei stand genügend Zeit zur Verfügung, teils Einzelfälle betreffende, aber auch generelle Fragen verschiedenster Art (StVO, Sozialvorschriften, Wettbewerb, Fahrschulüberwachung, Prüfungsabläufe) ausführlich zu beantworten. Es war wiederum zu spüren, wie wichtig den Mitgliedern die offene Aussprache im Sinne einer demokratischen Auseinandersetzung innerhalb des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg ist.

Die Gewinner! Herzlichen Glückwunsch!Der Abschluss

Die wiederum direkt im Anschluss an die Versammlung stattfindende After-Work-Party wurde von den Mitgliedern und Gästen gut angenommen und begeisterte aufs Neue. Ein Höhepunkt des Abends war auch dieses Jahr die Verlosung, bei denen die Kolleginnen und Kollegen Gutscheine für Fortbildungen bei der FSG/TTVA mbH und Nicht-Fahrlehrer wertvolle AMAZON-Gutscheine gewinnen konnten. Gute Unterhaltung und ein reichhaltiges Buffet sorgten für einen gebührenden Abschluss des rundum gelungenen Verbandstages 2015.

Foto: Die Gewinner! Herzlichen Glückwunsch!

Ralf Nicolai