Update: Mehr Verkehrstote in 2015 - Trendwende?

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August/2016, Seite 434

Im Jahr 1970 starben in Deutschland als Folge von Straßenverkehrsunfällen 21.332 Menschen (davon 19.193 in der alten Bundesrepublik). Trotz ständiger Zunahme der Kraftfahrzeugdichte sank von 1970 bis 2012 die Zahl der Verkehrstoten von Jahr zu Jahr nahezu kontinuierlich um insgesamt 83,8 Prozent. Nun aber meldete das Statistische Bundesamt in zwei aufeinanderfolgenden Jahren einen nicht unerheblichen Zuwachs an Straßenverkehrsunfällen und Verkehrstoten. Die Zahl der Verkehrstoten stieg von 3.339 im Jahr 2013 (niedrigster Stand seit Beginn der Erhebungen) auf 3.377 im Jahr 2014 und auf 3.459 im Jahr 2015 an (2,3%). Während die Zahl der Schwerverletzten in etwa gleich blieb (67.706), stieg die der Leichtverletzten mit 325.726 gegenüber dem Vorjahr um 1,2% an.

Unfallursachen

In diesem Zusammenhang sind die Angaben des Statistischen Bundesamtes über die Unfallursachen besonders interessant. Danach wurden die insgesamt 2.516.831 polizeilich erfassten Unfälle durch Fehlverhaltensweisen bei folgenden Verkehrsvorgängen verursacht: Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren 16%; Vorfahrt, Vorrang 15%; Abstand 14%; Geschwindigkeit 13%; falsche Straßenbenutzung 7%; falsches Verhalten gegenüber Fußgängern 5%; Überholen 4%; Alkoholeinfluss 3%; sonstige Ursachen 23%.

„Sonstige Ursachen“     Dahinter versteckt sich mit großer Wahrscheinlichkeit ein hoher Anteil von gefährlicher Ablenkung durch den Gebrauch elektronischer Geräte wie Smartphones usw. während des Fahrens. Ein schmerzliches Kapitel, das schwerpunktmäßige Behandlung in der Fahrausbildung verlangt.

Landstraße 

Wie schon immer: Auf Landstraßen ist die Gefahr tödlich zu verunglücken am höchsten. Auf 1.000 Unfälle mit Personenschaden kamen auf Landstraßen 26, auf Autobahnen 21 und innerörtlich 5 Getötete.

Motorradfahrer 

Jede fünfte der 2015 im Straßenverkehr getöteten Personen war Fahrer oder Mitfahrer auf einem Kraftrad. Mit 701 getöteten (20,3%), 13.044 (19,3%) schwer und 32.301 (9,9%) leicht verletzten Benutzern von Krafträdern war das Risiko zu verunglücken im Vergleich zu Pkw-Insassen besonders hoch, zumal mit Krafträdern nur rd. 2% der jährlichen Fahrleistung erbracht werden. Das Risiko, auf einem Kraftrad getötet zu werden, war demnach im Jahr 2015 dreimal so hoch wie im Pkw. Motorradfahren ist und bleibt gefährlich. Dennoch hat diese Gefahr in den letzten Jahren leicht abgenommen.

Radfahrer (einschließlich Benutzern von Pedelecs)

383 (11,1%) Radfahrer verunglückten 2015 tödlich, 14.230 (21%) wurden schwer und 63.563 (19%) leicht verletzt.

Fußgänger 

Besonders gravierend waren die Unfallfolgen auch für Fußgänger/innen. 537 (15,1%) wurden 2015 im Straßenverkehr getötet, 7.792 (11,5%) wurden schwer und 23.281 (7,1%) leicht verletzt.

Junge Fahrer (18- bis 24-Jährige)

Unfallrisiko und insbesondere das Risiko, im Straßenverkehr getötet zu werden, ist unter jungen Fahrer/innen, namentlich männlichen, erheblich höher als beim Durchschnitt aller Altersgruppen. Langfristig ist nach den statistischen Beobachtungen jedoch ein deutlicher Abwärtstrend zu erkennen: War vor 25 Jahren noch fast jeder vierte Verkehrstote ein 18- bis 24-Jähriger, so traf dies im Jahr 2015 erstmals „nur“ auf jeden siebten in diesem Alter zu. Hinter den genannten Zahlen stehen viele schwere menschliche Schicksale. Das darf nie vergessen werden. Vielleicht ist es nach zwei aufeinanderfolgenden Jahren schlechterer Ergebnisse noch nicht gerechtfertigt, von einer Trendwende zum Schlechteren zu sprechen. Sicher ist hingegen, die Anstrengungen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit müssen nachhaltig gesteigert werden. DESTATIS/GLH