Umfrage zur praktischen Fahrerlaubnisprüfung: Überwiegend positiv für die Prüfer

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Dezember/2016, Seite 660
Foto: TÜV SÜD

In der Ausgabe 07/16 der FahrSchulPraxis riefen wir Personen, die gerade die praktische Fahrprüfung hinter sich hatten, auf, sich an unserer Umfrage zur praktischen FE-Prüfung zu beteiligen. Wir wollten erfahren, wie Fahrerlaubnisbewerber diese wichtige Prüfung erleben. Und wir wollten herausfinden, inwieweit gelegentliche Vorwürfe über unfreundliche und unpünktliche Prüfer berechtigt sind. Im Zeitraum zwischen dem 15. Juli und dem 31. Oktober 2016 erhielten wir 480 Fragebogen zurück. Die Antworten wurden ausgewertet und – wie angekündigt – der Geschäftsleitung der TÜV SÜD Auto Service GmbH zur Verfügung gestellt. Die Anzahl der Rückläufe lässt es zu, die Ergebnisse als repräsentativ anzusehen.

Pünktlichkeit und Begrüßung

Bei 397 (82 Prozent) der Bewerber begann die Prüfung pünktlich. Bei 87 Prozent stellte sich der Prüfer mit seinem Namen vor, und bei 86 Prozent der Befragten war die Begrüßung freundlich. Das ist schon ganz beachtlich, doch wenn sich auch noch die letzten gut 10 Prozent mit Namen vorstellen und die Prüflinge freundlich begrüßen würden, wäre das sicher kein Schaden.

Hinweise vor der Fahrt

Laut Prüfungsrichtlinie (1.3.2) soll der Prüfer vor Beginn der Prüfungsfahrt Hinweise zu seinen Richtungsangaben und zum erwarteten Fahrverhalten geben. Diese Vorgabe wurde in 378 Fällen (79 Prozent) eingehalten. Bei 17 Prozent blieben diese Hinweise aus. Hier sollte nachgebessert werden.

Richtungsangaben

Immer wieder einmal wird vorgebracht, Richtungsangaben erfolgten zu spät. Diese Behauptung wurde durch die Umfrage nicht bestätigt. 91 Prozent gaben an, dass die Richtungsangaben rechtzeitig und deutlich erfolgten.

Klärende Hinweise

Zu einer fairen Prüfung gehört es, den Bewerbern vor schwierigen Situationen klärende Hinweise zu geben. Ihnen beispielsweise vor einem mehrere Fahrstreifenwechsel erfordernden Abbiegevorgang den Tipp zu geben, sich frühzeitig auf einen bestimmten Fahrstreifen einzuordnen. Leider gaben nur 61 Prozent (293 Prüflinge) an, solche Hinweise erhalten zu haben. Dies ist deutlich zu wenig. Also auch ein Merkposten für Verbesserungen.

Entspannte Atmosphäre

Positiv fiel auf, dass immerhin 83 Prozent der Bewerber ihrer Prüfungsfahrt eine „insgesamt entspannte Atmosphäre“ attestierten. Die meisten Prüfer scheinen in der Lage zu sein, die für den Bewerber ungewohnte Spannung im Fahrschulwagen zu entkrampfen. Das ist sehr beachtlich.

Fallen stellen ist Vergangenheit!

Immerhin 88 Prozent der Bewerber hatten nicht das Gefühl, der Prüfer hätte ihnen eine Falle stellen wollen. Bei den rund 10 Prozent (49 Bewerber), die das vermuteten, kann auch starke Anspannung oder eine prinzipielle Neigung zu Argwohn im Spiel gewesen sein. Das Fallenstellen gehört heutzutage nicht mehr zum Repertoire der Prüfer.

Gelobt wird nur selten

Schade, dass nur 185 Befragte (41 Prozent) angeben konnten, der Prüfer habe sie während der Fahrt für eine gute Leistung gelobt. Eine konstruktive Prüfung soll neben etwaigen Mängeln auch die Stärken zum Vorschein bringen. Um das Beste „herauszuholen“, ist m. E. nichts mehr geeignet als ein Lob. „Das haben Sie gut gemacht!“ wirkt nach einer anspruchsvollen Fahraufgabe wie ein Zaubertrank. 

Die Abschlussbesprechung

368 Befragte (77 Prozent) gaben an, der Prüfer habe ihnen nach der Prüfungsfahrt ihre Leistung und deren Bewertung erklärt. Wer bestanden hat, bekommt den Führerschein in den meisten Fällen ausgehändigt. Diese Glücklichen haben oft kein Ohr mehr für eine kritische Würdigung ihrer Leistung. Wenn es anders ausging, ist Zuhören oft noch schwerer. Insofern ist m. E. auch dieser Wert akzeptabel.

Fazit

Das Ergebnis der Umfrage des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. erbrachte für die große Mehrheit der Prüfer im Ländle ein positives Ergebnis. Die meisten halten sich an die vorgeschriebenen Standards und leisten gute Arbeit. Das ist beruhigend. Allerdings bleibt, namentlich für fördernde Elemente, wie klärende Hinweise und Lob, noch erheblich Luft nach oben.

Jochen Klima