UPDATE: Fahrräder etc. / Baden-Württemberg Klassenprimus in Verkehrspolitik?

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Dezember/2020, Seite 670

Fahrräder etc.

Seit Jahren sinken die Autofahrer in der Gunst vieler Politiker. Weil sie Tonnen von Dreck in die Luft pusten, unsäglichen Lärm verbreiten, schlimme Unfälle verursachen und unsere schönen Städte zu gigantischen Parkplätzen degradieren, muss jetzt Durchgreifendes passieren. Not tut eine radikale Umerziehung großer Teile der Bevölkerung: weg vom Auto, hin zum Fahrrad, allenfalls Pedelec. Der Radverkehr muss proaktiv gefördert werden, am besten durch rigorose Schmälerung des Verkehrsraumes für mehrspurige Kraftfahrzeuge. Dem Autofahren muss sukzessive jeder Nutzen, jede Annehmlichkeit, jeder Komfort, ja jeder Charme entzogen werden. „Autofrei“ lautet die Devise 2021. ÖPNV, Fahrräder, Lastenfahrräder und Fahrradkleinstbusse sollen in unseren Städten und deren Umland das Auto ersetzen. Die in Stuttgart, Neckarsulm und wo immer in Deutschland produzierten Autos sind gefälligst nach Amerika, China, Afrika usw. zu verkaufen. Wir wollen sie jedenfalls nicht mehr. Ein disruptiver Umbruch muss her, eine beispiellose soziopolitische und wirtschaftliche Umorientierung, ein Szenario, für das selbst George Orwells Fantasie nicht ausgereicht hätte. Aber dessen Themen waren ja mehr die Gehirnwäsche und Big Brother‘s Überwachungssystem. Das soll aber nicht heißen, dass wir beides eines schönen Tages nicht brauchen würden, um die Pläne unserer der baldigen Heiligsprechung verdächtigen Fahrradpolitiker umzusetzen. GLH

Baden-Württemberg Klassenprimus in Verkehrspolitik?

Am 29. Oktober 2020 lief die triumphale Nachricht über den Ticker: „Baden-Württemberg bei nachhaltiger Verkehrspolitik bundesweit vorn!“ Das Land, hieß es da, belege laut einer Rangliste mehrerer Verbände in puncto nachhaltiger Verkehrspolitik erneut den ersten Platz unter den Bundesländern. Das ging Verkehrsminister Winfried Hermann offenbar wie Öl hinunter. Sein Kommentar: „Die Ergebnisse sind eine Anerkennung beharrlicher Arbeit.“ BUND-Landeschefin Brigitte Dahlbender (SPD) dämpfte sogleich die Euphorie des Ministers: „Baden-Württemberg ist der Einäugige unter den Blinden, es ist erschreckend, dass die Verkehrspolitik in Deutschland noch meilenweit von einer nachhaltigen Entwicklung entfernt ist.“ In der Verkehrssicherheit soll Baden-Württemberg laut der Studie des Marktforschungsinstituts Quotas die Nummer 1 sein. Folgende Zahlen sollen das belegen: 2014 wurden in Baden-Württemberg noch 890 Menschen pro eine Million Einwohner schwer verletzt. 2019 waren es noch 730 Personen. Dies ist angesichts der Verkehrstoten etwas keck, denn hier nimmt Baden-Württemberg im Ländervergleich 2019 nur einen mittleren Platz ein. Auch eine Meldung vom 11. November 2020, wonach das Land in der Flensburger Verkehrssünderkartei Ende 2019 den hohen Stand von 1.423.000 Einträgen verzeichnete (Vorjahr 1,3 Mio.), kratzt am Glorienschein vom angeblichen Klassenprimus. Doch zugleich zeigt dieser hohe Zuwachs auch Positives: Die Polizei unseres Landes ist auf der Hut und rückt den Rasern zunehmend auf den Pelz. GLH