RoadSense: Modellversuch in Stuttgart gestartet

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Juli/2010, Seite 378

Fotos: Jochen Klima

S. dazau auch Artikel "RoadSense: Mercedes setzt auf Verkehrserziehung" in dieser Ausgabe ... 

Auf Seite 370 dieser Ausgabe berichten wir über die Grundzüge des von Mercedes-Benz initiierten Verkehrssicherheitsprogramms RoadSense für Schüler der 8. Klasse (14- bis 16-Jährige). Nach einem realen Pretest begann am 29. Juni 2010 die praktische Erprobung des Programms mit Schülern einer Esslinger Realschule in der Mercedes-Benz Niederlassung Stuttgart. An dem auf den Großraum Stuttgart konzentrierten Modellversuch werden bis zum 22. Juli 600 Schüler aus 23 Klassen von Haupt-, Werkreal- und Realschulen, von Gymnasien, einer Privatschule und einer internationalen Schule teilnehmen. Die 4-stündigen Kurse sind auf jeweils 30 Teilnehmer ausgelegt.

Verkehrssicherheit - made by Mercedes-BenzBegrüßung und Kennenlernen

Verkehrssicherheit - made by Mercedes-Benz

Die Mädchen und Jungen sind voll bei der Sache. Eine kurze Einweisung über Organisation, Inhalte und Ziele des Kurses kommt ebenso gut an wie die während der Schulung geltenden Sicherheits- und Verhaltensregeln. Geführt von ihren Coachs, ausnahmslos bewährte Fahrlehrer, nehmen die Dreiergruppen zehn fahrschulmäßig ausgestattete Mercedes der A-, B- und C-Klasse in Besitz. Auf der kurzen Fahrt zum Übungsplatz (nichtöffentlich, abgesperrt) stimmen die Fahrlehrer ihre Beifahrerinnen und Beifahrer auf die vier Bausteine des praktischen Programms ein:

  • Schlüsselübung,
  • Fliegende Bälle,
  • Blindes Vertrauen,
  • Die Engstelle.

Schüler/innen der 8. Klasse - Begrüßung und EinweisungDer Versuchung widerstehen

Schüler/innen der 8. Klasse - Begrüßung und Einweisung

Den Versuchungen eines anvertrauten oder herumliegenden Autoschlüssels zu entsagen, gilt die erste Übung. Die Reaktionen auf den vom Coach so großzügig dargereichten Schlüssel sind unterschiedlich.

Manche wollen ihn gar nicht nehmen, anderen juckt es in den Fingern, ihn zu bekommen, und wieder andere lassen ahnen, dass sie Erfahrung im Umgang mit dem Zündschlüssel haben. Diese scheinbar spielerische Übung ist eine sehr ernste und wichtige. Hier wird Fahren ohne Fahrerlaubnis nicht bloß als Tabu statuiert, sondern deutlich gemacht, wie heiß diese Herdplatte ist.

Autoschlüssel - der Versuchung keine Chance!Mit Bällen unterwegs

Autoschlüssel - der Versuchung keine Chance!

Bei dieser eindrucksvollen Übung geht es in diesen vom Fußball dominierten Wochen einmal nicht um den Worldcup, sondern um die Mitverantwortung als Passagier. Schon vor der Fahrt sollte man Mitschauen, ob im Auto alles am richtigen Platz gut gegen die Wirkungen der Innenbeschleunigung gesichert ist.

Blindes Vertrauen – i wo!

Blinde Kuh während einer Fahrt im Auto? Wer würde da mitmachen? Hier lernen die Teens: Blindes Vertrauen gegenüber einem Fahrer ist kein Zeichen von Mut, sondern von mangelnder Überlegung und Schwäche. Bei jedem unbesehen einsteigen, ist ebenso falsch. Wer sich als Mitfahrer überfordert und deshalb unwohl fühlt, muss das sagen, nötigenfalls aussteigen.

Engstelle - Die Engstelle

Engstelle - "Angststelle"?

Reicht’s, reicht’s nicht? Eine Frage, mit der sich offensichtlich auch manche Autofahrer schwertun. Die Übung steht symbolisch für viele unklare Situationen, in denen das eigene Sicherheitsgefühl und die objektive Gefahr auseinanderklaffen. Der Mitfahrer soll seine Gefühle äußern, um sich wohlfühlen zu können.

Hinterm Steuer

Blindes Vertrauen - niemals beim MitfahrenBlindes Vertrauen - niemals beim Mitfahren

Die Fahr-Session ist zweifellos Kernstück des Kurses. Besonderes Glanzlicht dabei ist das kurzzeitige Selbstlenken. Die Schüler sind begeistert. Sie sehen Autofahren, wie die im dritten Kursteil erfolgte Diskussion ergab, nun viel bewusster als bisher aus dem Blickwinkel eines Mitfahrers. In kurzen spontanen Interviews äußerten sich die Schüler ungemein positiv zu RoadSense. Die Inhalte des Kurses und die Art der Vermittlung treffen offenbar die Empfindungswelt dieser Altersklasse sehr präzise. Mehr noch als alle anderen Äußerungen überraschte der angeregte, ja enthusiastische Meinungsaustausch der Schüler untereinander während der Pausen.

Im Sicherheitslabor

Überschlagsimulator - eine beeindruckende ErfahrungVierter und letzter Kursteil ist ein Besuch im Sicherheitslabor. Hier werden u.a. physikalische Kräfte und die Gefahren des Toten Winkels anschaulich gemacht. Hit ist hier der Überschlagsimulator und die Befreiung aus hängender Lage kopfunter. In einer nächsten Station simuliert eine „Rauschbrille“ unterschiedliche Stadien alkoholischer Beeinflussung. Auch wie Geschwindigkeit und Gewicht die Auftreffwucht bei Unfällen beeinflussen, wird im Sicherheitslabor eindrucksvoll demonstriert.

Überschlagsimulator - eine beeindruckende Erfahrung

Mercedes-Benz geht in die Vollen

RoadSense ist ein anspruchsvolles interaktives Programm. Dank inhaltlicher und pädagogischer Substanz, vorbildlicher Planung und Organisation, ausgezeichneter Logistik, hervorragendem Anschauungsmaterial sowie einer Truppe kompetenter, erfahrener Fahrlehrer hat RoadSense das Potenzial, bei Jugendlichen mehr Aufgeschlossenheit für Verkehrssicherheit zu bewirken. Man muss nicht gelernter Controller sein, um zu ahnen, dass dieses Konzept richtig Geld kostet. Mercedes geht in puncto Sicherheit auch beim Faktor Mensch in die Vollen. Respekt!

Die mitwirkenden Fahrlehrer - v. l.: Michael Maurer, Bernhard Groß, Werner Lang, Ralf Klopfer, Stefan Horlacher, Matthias Bihlmaier, Christian Ostermair
Die mitwirkenden Fahrlehrer - v. l.: Michael Maurer, Bernhard Groß, Werner Lang,
Ralf Klopfer, Stefan Horlacher, Matthias Bihlmaier, Christian Ostermair

GLH