Durch Auswahl eines Links wird unterhalb dieser Auflistung der vollständigen Artikel bzw. weitere Informationen dazu angezeigt: 566 Inhalt Mitglieder des FLVBW finden die FPX als PDF-Datei im Downloadbereich des internen InternetForums... ___________________________________
567 EDITORIAL: Die StVO - ein Volksgesetz?
570 Kurz und aktuell: 18 bis 24 - die risikoreichsten Jahre / Autofahren erneut teurer / Verfassungsbeschwerde: Bei Missbrauch droht Bußgeld
574 Zu Gast auf dem Lämmerbuckel: Konstituierende Sitzung des Beirats
579 Gültigkeit Theorieprüfung: Wann endet die Jahresfrist?
580 Motorradprüfungen: Fahrzeugschein ist vorzulegen
582 Vorsicht Verjährung! Vor dem Jahreswechsel: An offene Rechnungen denken
584 Info für Seminarleiter: Seminarüberwachung findet weiterhin statt
586 Motorradausbildung: Handy als Funkgerät?
588 Motorrad Total 2010: Mental trainiert fährt man besser
594 Motorrad Total 2010: Stimmen von Instruktoren
600 Betreuung von Fahranfängern: Schluss mit FSF - was nun?
602 Wettbewerbsrecht: Ist Werbung an Schulen erlaubt?
605 Demenzkranke Autofahrer: Was können Angehörige tun?
612 Gerichtsurteile: (1043) Vorfahrt im Reißverschlussverfahren / (1042) Marderbiss / (1041) Wartefrist für das Abschleppen / (1040) Auf eigene Gefahr / (1039) Zusammenstoß mit totem Reh / (1038) Steinwurf von nächtlicher Autobahnbrücke ist versuchter Mord / (1037) Keine Werbeanlagen neben Autobahn
Motorrad Total 2010: Mental trainiert fährt man besser

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe November/2010, Seite 588
Ligurien ist ein besonders reizvoller Landstrich des italienischen Nordwestens. Geschützt von den Seealpen, den Ligurischen Alpen und dem Ligurischen Apennin ist die mediterrane Region mit seinen abwechselnden Sand- und Felsenstränden von jeher beliebtes Ziel vieler Urlauber. Loano, ein Touristenstädtchen mit Charme, nach Westen offen zur Ligurischen See, im Übrigen von Bergen umrahmt, beherbergte für eine Woche die 95 Teilnehmer des 28. Motorrad Total.
Wieder war es die 38. Woche, für die Motorrad-Referent Karl-Heinz Hiller das Spitzen-Seminar einberufen hatte. Und wieder gab es wunderbar mildes, sonniges Herbstwetter, sieht man von einigen Stunden der Anfahrt und dem abrupten Wetterwechsel während der Heimfahrt ab.
Foto: Ralf Nicolai
Samstagnachmittag (18. Sept.) war Sammeln in Como, wo mit dem Hotel „Cruise“ ein gutes Nachtquartier auf die aus vielen Teilen Deutschlands herbeigebrausten Kolleginnen und Kollegen wartete. Die Freude der „Stammkunden“ über das Wiedersehen war ebenso herzlich wie der Empfang für alle „Newcomer“. Bei azurblauem Himmel scharten sich Sonntag früh die Gruppen um ihre Instruktoren für die restlichen 250 Kilometer nach Loano.
Das 14. Mal Italien
Was 1983 auf der Baleareninsel Mallorca begann, fand in den letzten 27 Jahren in vielen Ländern unserer näheren und weiteren Nachbarschaft seine Fortsetzung. Doch Italien hält mit 14 von den bisher 28 Seminaren den Rekord. Woran das liegt? Da wirken viele positive Momente zusammen. Zum einen ist es die Toleranz, ja die Freude der Menschen, die sie Motorradfahrern entgegenbringen. Hinzu kommt das optimistische Lebensgefühl unserer südlichen Nachbarn. Nicht zuletzt sind es die traumhaft schönen Landschaften mit ihren idealen Pisten, die allseits beliebte italienische Küche und das meist stabile Herbstwetter, was für Biking in Italy spricht. Das alles traf auch auf Ligurien Total zu. Eine runde Sache, ein anspruchsvolles, lehrreiches Seminarprogramm, in dessen Mittelpunkt das Thema ´Mentales Training für Motorradfahrer´ stand.
Auch immer dabei: Motorrad mit Beiwagen (Foto: Ralf Nicolai)
Psychologischer Hokuspokus?
Es soll noch Leute geben, die mentales Training als psychologischen Hokuspokus abtun. Indes, eine Glaubensfrage ist das längst nicht mehr, dafür sind die Erfolge auf vielen Gebieten zu eindeutig. Hier ist freilich nicht Platz für eine ausgefeilte Darstellung; deshalb in aller Kürze: Mentales Training ist intensive geistige Vorbereitung auf die Bewältigung von Aufgaben und Herausforderungen. Nicht selten werden in diesem Zusammenhang auch Begriffe wie Coaching, Motivationstraining und perzeptorisches Lernen genannt. Das „Hirntraining“ kann helfen, bestimmte Bewegungsabläufe zu automatisieren; es hilft jedenfalls zu begreifen, worauf es in entscheidenden Momenten ankommt und entsprechend zu handeln – zum Beispiel beim Motorradfahren. Nach heutigen Erkenntnissen ist mentales Training von vielen Ausbildungen, z.B. vom Sport, nicht mehr wegzudenken. Die dabei gewonnenen Erfahrungen lassen sich prinzipiell auf die Ausbildung von Motorradfahrschülern übertragen. Es ist deshalb richtig, wenn das mentale Training einen festen Platz in der Fahrlehrerfortbildung hat und auch behält. Üben, üben und noch einmal üben ist auch hier der Schlüssel zu dauerhaftem Erfolg.
Gut sein, wenn es darauf ankommt!
Prof. Dr. Eberspächer, renommierter Sportpsychologe und leidenschaftlicher Motorradfahrer (20.000 km pro Jahr!) war eigens aus Heidelberg angereist (per Bike!), um den Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern zu erklären, wie man seinem Credo „Gut sein, wenn es darauf ankommt!“ näher kommen kann. Die Zuhörer waren ganz bei der Sache, als Eberspächer mit Humor und spritzigen Bonmots über die Grundzüge des mentalen Trainings referierte und mit den Gruppen praktisch übte.
„Gut sein“ kam im Seminar auch in einem anderen Zusammenhang zur Sprache. Dabei ging es um die Frage: „Was macht eine gute Motorradfahrschule aus?“ Die Antwort ist weit komplexer als ein griffiger Werbeslogan. Hier wurde im Gespräch eingehend untersucht, was Fahrschüler, Eltern und schließlich die Gesellschaft von guter Motorradausbildung erwarten. Die Diskussion zeigte einmal mehr, welche hohe Bedeutung die Kolleginnen und Kollegen der Ausbildungsqualität beimessen.
Recht
Im theoretischen Teil des Seminars kam auch das Recht ausgiebig zu Wort. Ralf Nicolai schlug einen weiten Bogen: Von der „nichtigen“ StVO Änderung vom 01.09.2009 und der zur Heilung noch in der Röhre steckenden „Reparaturverordnung“, dem Feuerwehrführerschein, neuen Vorstellungen zum Fahrlehrerrecht bis hin zur Umsetzung der Dritten EG-Führerscheinrichtlinie in deutsches Recht blieb keines der aktuellen, für Fahrlehrer bedeutsamen Rechtsthemen unberührt. Dabei gab es auch interessante Diskussionen. So über den Vorschlag des IVM, den Zugang zum Leichtkraftrad (Klasse A1) nach mindestens fünfjährigem Besitz des Führerscheins Klasse B und Nachweis einer bestimmten Anzahl von in einer Fahrschule absolvierten Fahrstunden zu erleichtern.
Realverkehr
Besuch im Fiat 500-Museum (Foto: Ralf Nicolai)
Die Filetstücke von Motorrad Total waren, sind und bleiben mit Bedacht ausgesuchte Straßen des öffentlichen Verkehrs. Das erfordert sorgfältige, sensible Vorarbeit, bei der neben der Sicherheit zeitliche und logistische Gesichtspunkte zu beachten sind. Es geht nicht um das Herunterrattern einer Anreihung scharfer Kurven im Doppelpack, sondern vielmehr um ein didaktisch wertvolles Arrangement, um guten Aufbau und eine vernünftige Steigerung der Anforderungen. Hier zeigt der Motorradreferent, was er kann, also wie er die infrastrukturellen und topografischen Gegebenheiten der jeweiligen Region zu nutzen weiß. Das ist beileibe kein leichter Job, zumal die Erwartungen der „Kunden“ von Motorrad Total nicht gerade gering sind. Als Chronist und manchmal sicher auch lästiger (Be-)Frager komme ich zu dem Schluss, Karl-Heinz Hiller ist es auch in den Bergen Liguriens, dem Land der „Spitz-Spitzkehren“ (O-Ton Prof. Eberspächer), gut gelungen, einen zugleich ausgewogenen wie auch fordernden „Fahrplan“ zu gestalten.
Familiäres
Der Vogel-Verlag lud zu einem wunderbaren Lunch (Foto: Roland Frey)
Familiär? Ja, so darf man das Miteinander bei Motorrad Total nennen. Hier kommen Jahr für Jahr zwar nicht immer exakt dieselben, aber immer gleichgesinnte positive Menschen zusammen, die ihre Arbeit als Berufung empfinden. Es sind Leute, die das Philosophenwort „Lehren heißt zweimal lernen“ verinnerlicht haben und wissen, dass mit „zweimal“ nichts anderes als „lebenslang“ gemeint ist. „Man ist abends ja meistens etwas geschafft, aber auf die gemütliche abendliche Hocketse will keiner verzichten!“ Diesen Satz eines Kollegen würden wohl alle Fans von Motorrad Total unterschreiben. Wie gern sie zusammenhocken, sah man allabendlich: Die motociclisti tedeschi verließen immer als Letzte den Speisesaal, nur um sich gleich danach zum „Absacker“ im Atrium des Hotels zu treffen. Zur guten Stimmung trug auch diesmal der schon traditionelle, wiederum sehr stilvolle Mercedes-Abend bei. Ebenso ein wunderbarer Lunch im bezaubernden alten Bergstädtchen Pigna, das vom Verlag Heinrich Vogel, München, vertreten durch seinen motorradbegeisterten Vertriebschef Jörg Gajewski, spendiert wurde.
Organisation ist nicht alles ...
…aber ohne sie wäre alles nichts. Da stimmte, dank Nadine Kirn und Karl-Heinz Hiller, einfach alles. Die Instruktoren Franz Enghauser, Stefan Hamberger, Jan Kluge, Michael Lindner, Siegfried Nill, Markus Pollerman und Helmut Storck führten ihre Gruppen mit gewohnter Kompetenz und Umsicht. Bewährte Helfer waren auch diesmal Sascha Stoll und Tanja Zoller von der Firma Fahrschul-Leihwagen Hild GmbH, Vöhringen.
Das 28. Motorrad Total hat den seit 1983 anhaltenden Erfolg des Top-Seminars eindrucksvoll fortgesetzt. Auf ein Neues in Kärnten/ Österreich im September 2011.
Gebhard L. Heiler
Herzlichen Dank
Ligurien Total war ein schöner Erfolg, an dem viele Anteil hatten. Mein herzlicher Dank richtet sich an unsere Teilnehmer, von denen viele seit Jahren Motorrad Total die Treue halten. Ebenso herzlich danke ich der Daimler AG und dem Verlag Heinrich Vogel, die auch diesmal ganz maßgeblich zum gelungenen Rahmenprogramm beitrugen. Ein freundliches Dankeschön geht an die Firma Leihwagen Hild, die auch in diesem Jahr bereitstand, bei Bedarf zu helfen. Großen Dank auch an die Instruktoren und Referenten, die durch ihre ausgezeichnete Arbeit das hervorragende Renommee von Motorrad Total weiter stärkten. Freundschaftlichen Dank richte ich an unseren italienischen Kollegen Manuel Picardi aus Mailand für dessen Interesse und aktive Teilnahme an Motorrad Total. Als Repräsentant der UNASCA, des nationalen Fahrlehrerverbandes Italiens, wird er den Gremien seiner Organisation über Motorrad Total berichten.
Die gesamte Planung und Organisation des Seminars lag zum wiederholten Mal in den bewährten Händen von Nadine Kirn und Motorradreferent Karl-Heinz Hiller, bei denen ich mich für ihre wiederum erstklassige Leistung wärmstens bedanke.
Peter Tschöpe