40 Jahre FahrSchulPraxis – Mit Schwung ins Schwabenalter

Alle Änderungen des Titels - von oben nach unten: 1=ab 9/1970, 2=seit 6/1971, 3=seit 1/1978, 4=seit 9/1980, 5=seit 9/1981, 6=seit 9/1988, 7=seit 4/1993, 8=seit 9/2001.

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe September/2010, Seite 460

Die FahrSchulPraxis ist unlängst 40 geworden. Die vierhundertachtzigste Ausgabe des südwestdeutschen Fahrlehrermagazins erschien am 16. August 2010. Das sind 480 Monate oder 40 Jahre. Großer Jubel? Nein! Typisch fürs Ländle: Stille Freude über das in vier Jahrzehnten ständig gewachsene Ansehen des Fachblattes muss genügen.

Keine schwärmerische Hommage also, sondern ein nüchterner Rückblick in gedämpfter Bescheidenheit. Apropos Schwabenalter: „Mit vierzig wird der Schwabe gscheit - und andere net in Ewigkeit!“ Was für ein Unsinn, mindestens im Kontext mit einer Zeitung! Die muss doch schon ab der ersten Ausgabe gscheit sein, sonst erlebt sie die zweite gar nicht. Auch die resolute Haltung der schwäbischen Frauen, wonach der zwar unbewiesene, aber in seinem Sinngehalt nicht ganz von der Hand zu weisende Spruch nur für Männer gelte, macht deutlich: Auf die FahrSchulPraxis ist diese Volksweisheit nicht anwendbar. Die Überschrift gefällt mir trotzdem, vor allem der Schwung. Denn in der Tat, das „Blättle“ im handschuhfachfreundlichen Format hat in den 40 Jahren nichts von dem Idealismus, der Begeisterung und Lebendigkeit verloren, die in den späten 60er-Jahren Triebkräfte für die „verwegene“ Idee eines verbandseigenen Journals waren. Vergessen wir also das Schwabenalter, zumal da die FahrSchulPraxis kein schwäbisches, sondern ein baden-württembergisches Blatt ist, dessen Geburtsstunde nicht einmal kalendergenau feststeht. Als einigermaßen sicheren Anhalt könnte man den Tag der Ersterscheinung nehmen, und das war, wenn ich mich recht erinnere, der 21. September 1970. Eigentlich wollten wir am 15. erscheinen, aber im neuen Metier unerfahren und ungeübt, verbosselten wir den uns selbst gesetzten Redaktionsschluss, weil wir unsere Manuskripte nicht rechtzeitig beieinanderhatten.

Worin sahen wir unseren Auftrag?

„Seinen Mitgliedern Informationen zuteil werden zu lassen, ist eine der wichtigsten und vornehmsten Aufgaben dieses Verbandes.“ So begann das Editorial der ersten Ausgabe. Allein, was ist für die Mitglieder, die Leserinnen und Leser, wichtig? – Und wer schreibt dazu was und bis wann? Das waren übrigens auch in den Folgemonaten die aufregendsten Fragen, deren Stressfaktor nur durch säumige Autoren überboten wurde. Aber mit jeder neuen Ausgabe wurde es besser, routinierter. Allmählich schwand auch die Sorge des Scheiterns, das notorische Skeptiker prophezeit hatten.

„Das wird den Verband kaputt machen …“

Der unvergessene Detlev F. Haug, weiland Pressereferent des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. und langjähriger Redakteur der FPX, fasste die damals kursierenden Unkenrufe einmal so zusammen:

„Eine richtige, regelmäßig erscheinende und aktuelle baden-württembergische Fahrlehrer-Zeitung? Einfach so von Fahrlehrern für Fahrlehrer gemacht? Ein finanzielles Abenteuer, ersonnen von einem leichtsinnigen Jungtürken? Dauernd steht kleiderkastenbreit und zentnerschwer die Frage im Raum: Was kostet so etwas überhaupt?“

Bei den Gegnern hatte ich es vor allem mit älteren Alphatieren des damals aus sieben Mitgliedern bestehenden Beirats zu tun. Einer davon verstieg sich unmittelbar vor der entscheidenden Abstimmung zu dem Kassandraruf:

„Das wird den Verband finanziell kaputt machen …“

Viel später gestand mir Haug einmal, auch er habe „die Hosen ein bisschen voll gehabt“. Nun, an dieser Stelle ist zu Ehren Haugs festzuhalten: Die leichte Beschwernis in seiner Hose hielt ihn nicht von einem spontanen Ja ab, als ihm mein späterer Vorstandskollege Adolf Wolfer Anfang 1970 die Idee mit dem Verbandsblatt vortrug und ihn auf eine freiberufliche Mitarbeit in der Redaktion ansprach. Detlev F. Haug, im Erstberuf gelernter Journalist, hatte für verschiedene Redaktionen renommierter Tageszeitungen geschrieben, bevor ihn die Leidenschaft fürs Auto in den Fahrlehrerberuf führte.

Streitpunkt Name

Die erste Diskussion zum Tagesordnungspunkt „Eigenes Verbandsblatt“ gab es im Beirat des damals noch als Landesverband der Fahrlehrer Baden-Württemberg e.V. firmierenden Verbandes im Frühjahr 1967. Viele heiße Debatten sollten noch folgen. Aber schon gleich zu Beginn ging es auch um den Namen des Blattes. Eine Fahrlehrer-Ausbildungsstätte nahm damals für ihr (längst dahingegangenes) Periodikum einen attraktiven Titel in Anspruch. Den galt es zu übertreffen.

„Zu modernes Zeug wollen wir auf keinen Fall“, legte einer der Senioren des Beirats die Linie fest. Fast drei Jahre später erzielte ich Einigung auf den etwas biederen Titel „DIE VERBANDSFAHRSCHULE“, der mir aber nicht sonderlich zusagte. Nach nur neun – notabene erfolgreichen – Monaten tauften wir das Blatt in FAHRSCHULPRAXIS um, intern bald nur noch „FPX“ genannt.

Starterleichterung

Im Jahr der Gründung standen das Deutsche Verkehrspädagogische Institut (DVPI) und die PVF Prüfungs- und Vertriebsgenossenschaft für Fahrschulbedarf e.G. dem Fahrlehrerverband nahe. Die beiden Unternehmen hatten sich im Juli 1970 bereit erklärt, in unserem Verbandsblatt Monat für Monat insgesamt etwa 32 Seiten mit eigenen Beiträgen zu belegen und sich dafür angemessen an den Kosten zu beteiligen. Das erleichterte den Start zweifellos, weil es u.a. den Zauderern etwas Angst vor dem angeblich drohenden Verbandsbankrott nahm. Indes, das Dreigestirn aus Verband, VPI und PVF strahlte nicht lange: Die PVF ging Anfang 1972 in Konkurs, und das DVPI zeigte dem Verband wenige Monate später mit fadenscheiniger Begründung die kalte Schulter.

Schlacht um die neue StVO

Das Winterhalbjahr 1970/71 brachte große Veränderungen für die Fahrlehrer. Nach langwierigen Beratungen wurde am 16. November 1970 eine von Grund auf reformierte StVO im Bundesgesetzblatt verkündet, die am 1. März 1971 in Kraft trat. Die „Neue Ordnung im Verkehr“, so der offizielle Slogan, musste in weniger als vier Monaten unters Volk gebracht werden. „Umdenken im Verkehr“ war deshalb Topthema mehrerer Ausgaben des neuen Verbandsblattes. Die Leser wurden umfassend informiert und auf die Wichtigkeit guter Fortbildung hingewiesen. Das Ergebnis war ermutigend: In kurzer Zeit besuchten mehr als 1.000 Mitglieder die zweitägigen Kurse zur Einweisung in die neue StVO.

„Die Lesequote von unserm ´Blättle´ – wie es schon bald liebevoll genannt wurde – schwillt von Monat zu Monat an“, frohlockte Haug im Mai 1971. Tatsächlich war die Resonanz grandios, nicht zuletzt wegen der teilweise sehr kontroversen Themen, die weit über das Land hinaus Wirkung zeigten. Die offiziellen Lobeshymnen über das im Oktober 1969 in Kraft gesetzte Fahrlehrergesetz konterte die FAHRSCHULPRAXIS mit aus der Mitte der Mitglieder kommender Kritik, die nicht zuvor durch Funktionärskader weichgespült worden war. Die Baden-Württemberger machten keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über das Berufsgesetz, das den Fahrlehrern einseitig Pflichten aufbürdete, aber zugleich nicht einmal ansatzweise Regelungen für ein geordnetes Berufsbild der Fahrlehrer enthielt.

Gegenwind

Außerhalb Baden-Württembergs war das Echo auf das neue Fachblatt der Fahrlehrer geteilt. Manche Funktionäre mutmaßten, der Heiler wolle dem beim Vogel-Verlag in München erscheinenden Fachblatt „Die Fahrschule“ (heute „Fahrschule“) Konkurrenz oder dieses gar überflüssig machen. Solche Töne waren erst kürzlich wieder in einem lieblos zusammengeschusterten Rückblick eben dieses Blattes zu lesen. Das lässt darauf schließen, dass manche Verbandsobere schon damals mehr auf Ondits als auf das geschriebene und veröffentlichte Wort gaben. Im Editorial der ersten Ausgabe hatte ich dazu geschrieben: „Diese neue Form der Verbandsmitteilungen soll nicht als eine Konkurrenz zu unserem Fachblatt ‘Die Fahrschule‘ verstanden werden. Wir haben vielmehr versucht, unsere eigenen Mitteilungen besser zu ‘verpacken‘ und damit etwas lesbarer, interessanter und anregender zu gestalten.“ Zugegeben, mit dem Münchener Blatt waren wir im Südwesten schon lange nicht mehr zufrieden. Denn das „Zentralorgan der Bundesvereinigung“ glänzte mit seiner euphemistischen Diktion vor allem durch die Publizierung von „Großtaten“ der Dachorganisation. Da war für Regionales kaum Platz, und Diskussionen, vielleicht sogar mit „umstürzlerischen“ Gedanken, passten überhaupt nicht in dieses obrigkeitshörige Konzept. Ungeachtet der freiheitlichen Verfassung unserer Wirtschaft war das Blatt besonders auf die Verbreitung irrealer Wunschbilder einer überkommenen Standespolitik abonniert. Das mögen die Gründe für das große Interesse gewesen sein, das die FahrSchulPraxis bald auch außerhalb Baden-Württembergs fand. Schon 1971 gingen aus allen Teilen des Bundesgebietes zahlreiche Anfragen von Fahrschulen wegen eines Abonnements ein. Bis zum Tage werden jeden Monat rd. 700 Exemplare an Abonnenten/Sonderadressaten im In- und Ausland versandt.

Ministerielle Anerkennung

Ende November 1973 erhielt die Redaktion eine ermutigende Nachricht. Das Innenministerium Baden-Württemberg teilte dem Fahrlehrerverband qua Erlass mit, künftig werde bei Fahrschulen, die die FahrSchulPraxis „laufend beziehen und lückenlos vorrätig halten,“ auf die Vorhaltung des Verkehrsblattes verzichtet. Damit erfuhr die Redaktion für ihre umfassende Veröffentlichung und einführende Kommentierung der für Fahrlehrer und Fahrschulen maßgeblichen Gesetze, Verordnungen, Allgemeinen Verwaltungsvorschriften, Erlasse und Verlautbarungen ein beachtliches Lob der Landesregierung.

Kommunikationsplattform

So viel zu den Jahren des Anfangs und Aufbaus. Im Editorial vom Dezember 1979 schrieb ich: „Weil wir glauben, dass die 80er-Jahre besonders interessante Jahre für den Berufsstand sein werden und auch Jahre sein werden, in denen sich vieles entscheiden wird (was mit der Abschaffung der Laienausbildung, Pflichtunterricht, Probeführerschein usw. ja auch geschah), glauben wir, dass Ihr Verband noch mehr zu einem ‘Service-Unternehmen‘ werden muss, als er es bisher schon ist. Wir sind auf diese Aufgaben vorbereitet, und die FAHRSCHULPRAXIS wird uns dabei helfen.“

Auch bei nur kursorischem Durchsehen der 480 Ausgaben wird deutlich, dass die FPX nicht nur half, Informationen, Meinungen und zukunftsweisende Botschaften zu überbringen, sondern auch Einfluss genommen hat. Rückmeldungen von Politikern, Ministerien, Behörden und vielen anderen Lesern außerhalb des Berufsstandes belegen dies immer wieder. Den anfänglichen „Amateurstatus“ hatte die FPX zu diesem Zeitpunkt längst verlassen. An den Seitenzahlen der Jahresausgaben ist abzulesen, wie progressiv – einmal nur vom Volumen her betrachtet – sich das Blatt entwickelt hat. Waren es in den ersten Jahren nur um die 450 Seiten, so stieg der Umfang ab 1977 kontinuierlich auf heute durchschnittlich 680 Seiten pro Jahr an. Volumen alleine sagt freilich noch nichts über den Inhalt. Hier misst sich das Blatt vor allem an der Lesequote, die besonders wegen der Aktualität, der Qualität und Tiefe der fachlichen Beiträge außerordentlich hoch ist. Die Leserinnen und Leser schätzen das Eingehen auf lokale und regionale Geschehnisse; desgleichen die Liberalität des Blattes, das kritischen und unkonventionellen Gedanken Raum gibt, und deshalb in den 40 Jahren seines Bestehens noch nie einen Leserbrief zurückgewiesen hat. „Nah an den Mitgliedern, nah an der Sache, nicht nur bierernst, wahrhaftig und zensurfrei“, waren die Leitgedanken anno 1970 - und sie sind es bis heute geblieben.

Zukunft

Wird das Internet Tageszeitungen und Periodika immer mehr verdrängen oder gar überflüssig machen? Das glaube ich nicht. Indes, ob sie für alle Zeiten überwiegend auf Papier gedruckt erscheinen werden, darf angesichts der rasanten Entwicklung namentlich auch gewichtsarmer elektronischer Übertragungsmedien wie Kindle, iPad usw. gefragt werden. Die FahrSchulPraxis wird sich auf Dauer diesem Trend nicht entziehen können. Deshalb ist es richtig, schon heute parallel zur gedruckten Version besonders gefragte Beiträge ins Internet zu stellen. Zugleich ist aber darüber nachzudenken, wie man künftig verhindern kann, Mitglieder und Abonnenten für etwas bezahlen zu lassen, was allen anderen kostenlos zugängig ist. Dabei ist immer auch zu bedenken, dass die FahrSchulPraxis die verbandliche Zusammengehörigkeit und Identität stark fördert. „Eure FahrSchulPraxis ist“, wie es einmal ein norddeutscher Kollege ausdrückte, „eine echte Mitgliederzeitschrift mit weitem, offenem Blick über den Tellerrand hinaus.“ Ein knapper Satz, der alles sagt und weitere Lobreden überflüssig macht.

Gebhard L. Heiler

Herzlichen Glückwunsch!

Daimler AG

Wir gratulieren der FahrSchulPraxis zum 40-jährigen Jubiläum. Als langjähriger Partner der FahrSchulPraxis und des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg blicken wir, sowohl im Pkw- wie auch im Lkw-Bereich, auf eine enge und für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit zurück. Wir werden weiterhin in der FahrSchulPraxis werben, um die baden-württembergischen Fahrlehrer direkt zu erreichen und über unsere Produkte und Dienstleistungen zu informieren.

Hier wird die FahrSchulPraxis druckfertig gesetzt und gestaltet - seit fast 10 Jahren von Maria ReuferFoto: Hier wird die FahrSchulPraxis druckfertig gesetzt und gestaltet - seit fast 10 Jahren von Maria Reufer

Zum 40. Geburtstag der FahrSchulPraxis

Von ganzem Herzen gratuliert die VPA Verkehrspädagogische Akademie GmbH der FahrSchulPraxis zu ihrem vierzigjährigen Bestehen. Als liebgewonnenes Forum und zur unverzichtbaren Lektüre hat sich das Magazin im Laufe der gemeinsamen Jahre entwickelt. Besonders schätzen wir das hochwertige redaktionelle Umfeld, die unmittelbare Nähe zu den Kollegen der Fahrlehrerschaft und die regionale Nähe. Wir freuen uns auf die nächsten Jahrzehnte im Einklang.

Ihr Thomas Rieth Geschäftsführer der VPA Verkehrspädagogischen Akademie GmbH

Wir gratulieren zum 40. Geburtstag der „FahrSchulPraxis“

40 Jahre „FahrSchulPraxis“ - ein guter Grund zum Feiern. Aktualität, Kompetenz und Informationsgehalt sind sicherlich nur einige der Gründe für die nun bereits 4 Jahrzehnte andauernde hohe Akzeptanz dieses Magazins. Sie beruht nicht zuletzt natürlich auch auf dem fundierten Fachwissen seiner Macher. Es gibt daher nur wenige vergleichbare Publikationen, die sich im Hinblick auf inhaltliche Qualität und äußere Aufmachung mit dem Fahrlehrermagazin „FahrSchulPraxis“ messen können. Fahrschulunternehmer und Fahrlehrer schauen immer wieder gerne hinein um sich zu informieren und sachkundig zu machen. Die nachweisliche Beliebtheit der „FahrSchulPraxis“ ist für den VVR mithin Grund genug, seine Produkte hier, in einem fachlich kompetenten Umfeld, vorzustellen.

Weiterhin viel Erfolg wünscht Verkehrs-Verlag Remagen

Allmonatliche Redaktionsbesprechung: v.l.: Peter Tschöpe, Maria Reufer, Jochen Klima, Ralf NicolaiAllmonatliche Redaktionsbesprechung: v.l.: Peter Tschöpe, Maria Reufer, Jochen klima, Ralf Nicolai