Mit dem Verband nach Berlin: 3. Deutscher Fahrlehrerkongress

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Januar/2011, Seite 20

Fotos: Jochen Klima

Am 26. und 27. November 2010 fand unter dem Motto „Fahrlehrer vor neuen Herausforderungen“ der 3. Deutsche Fahrlehrerkongress in Berlin statt. Der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. hatte für Verbandsmitglieder auch dieses Mal eine Reise zu dieser hochkarätigen Veranstaltung samt einem attraktiven Rahmenprogramm angeboten.

Am 25. November trafen sich einundzwanzig gut gelaunte Teilnehmer auf dem Stuttgarter Flughafen zum gemeinsamen Flug in die Bundeshauptstadt. Nach dem Einchecken ins Estrel-Hotel in Neukölln stand mit einem Besuch des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) der erste Höhepunkt der Reise an.

Besuch beim Bundesverkehrsministerium

Es kamen noch etliche in Eigenregie angereiste Kolleginnen und Kollegen hinzu, sodass eine stattliche Gruppe von achtundvierzig Teilnehmern im Ministerium eintraf. Nach den – wegen der aktuellen Terrorwarnungen – sehr intensiven Ausweiskontrollen wurde die Gruppe zunächst von Frau Gerda Renatus, Leiterin des Besuchsdienstes des BMVBS, herzlich begrüßt und über einige Zahlen und Fakten informiert.

1.650 Mitarbeiter haben fast 100.000 km Bundesverkehrswege in ihrer Obhut. Neben 11.000 Autobahnkilometern gehören dazu 40.000 km Bundesstraßen, 24.000 km Eisenbahnstrecken und 7.400 km Wasserwege.

Die aktuelle Verkehrsprognose sieht bis zum Jahr 2025 einen Anstieg des Güterverkehrs um circa 70 Prozent und des Individualverkehrs um etwa 25 Prozent vor. Eine der hauptsächlichen Aufgaben des Ministeriums ist die Schaffung der dafür erforderlichen Rahmenbedingungen und Logistik.

Minister hatte keine Zeit

Renate Bartelt-Lehrfeld, Rüdiger May, Dr. Andreas Scheuer
Renate Bartelt-Lehrfeld, Rüdiger May, Dr. Andreas Scheuer

Groß war die Enttäuschung der Gruppe, dass Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer wegen einer namentlichen Abstimmung zum Bundeshaushalt im Bundestag unabkömmlich war. Allerdings ließ er sich von seinem Parlamentarischen Staatssekretär Dr. Andreas Scheuer vertreten. Außerdem war mit RD Rüdiger May und RDin Renate Bartelt-Lehrfeld die komplette Leitungsebene des für das Fahrschulwesen zuständigen Referats anwesend, sodass Verbandsvorsitzender Peter Tschöpe einige dem Berufsstand stark auf den Nägeln brennende Themen wie „Neuregelung des Berufszugangs“, „Qualitätssicherung“, „Feuerwehrführerschein“, „Umsetzung der 3. EG-Führerscheinrichtlinie“ und „Mindestalter Klasse M (AM 15)“ ansprechen konnte.

Ebenso konnten die mitgereisten Kolleginnen und Kollegen zahlreiche Fragen stellen, die auch prompt und kompetent beantwortet wurden.

Die große Fachausstellung war ein Magnet für die KongressbesucherHochkarätige Referate und riesige Fachausstellung

Foto: Die große Fachausstellung war ein Magnet für die Kongressbesucher

Freitag und Samstag fand im Estrel-Hotel der 3. Deutsche Fahrlehrerkongress statt. Veranstalter waren die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. (BVF) und die Zeitschrift „Fahrschule“. Annähernd 1.500 Teilnehmer lauschten gespannt den Referenten und besuchten in den Pausen die riesige Fachausstellung, die keine Wünsche offenließ. Stellvertretend für viele exzellente Vorträge möchte ich drei Referenten besonders hervorheben:

Dr. Hans-Georg HäuselDr. Hans-Georg Häusel

Zum Auftakt zeigte der Marketingberater Dr. Hans-Georg Häusel, wie wichtig es heutzutage ist, Kunden über Emotionen zu gewinnen. Dazu müssen Fahrschulen nicht nur mit einem positiven ersten Eindruck punkten, sondern sich ein über Jahre beizubehaltendes prägnantes und von Kundenfreundlichkeit geprägtes Erscheinungsbild mit starkem Wiedererkennungswert zulegen. Über sein Thema hinaus zeigte der glänzende Rhetoriker Häusel auch auf, wie mit immer wieder geschickt eingestreuten humorvollen Einlagen die Aufmerksamkeit der Zuschauer gesichert werden kann. So etwa hatte er mit dem Gag, wer nicht glaube, dass der Mensch vom Affen abstamme, sich nur ein paar Minuten auf eine deutsche Autobahn begeben müsse, die Lacher auf seiner Seite.

Minister beim Kongress

Dr. Peter RamsauerDr. Peter Ramsauer

Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer überbrachte topaktuelle Informationen aus der großen Politik: Themen waren u.a. die Winterreifenregelung, die Überführung von BF17 in Dauerrecht, der Feuerwehrführerschein und das Mindestalter für den Erwerb der Klasse M. Seine klare Positionierung gegen Schnellbleichen wie „Führerschein in wenigen Tagen“ brachte ihm abschließend nicht nur großen Beifall, sondern auch die Sympathien der Zuhörer.

Stressfrei lehren und lernen

Prof. Dr. Hans EberspächerProf. Dr. Hans Eberspächer

Den rhetorischen Schluss- und Höhepunkt des Kongresses setzte Prof. Dr. Hans Eberspächer von der Universität Heidelberg mit seinen Ausführungen zum Thema „Stressfreies und motiviertes Lehren und Lernen in der Fahrschule“. Er entzündete ein rhetorisches Feuerwerk, zu dem er während seines einstündigen Referats weder ein Manuskript noch eine Powerpoint-Präsentation benötigte. Neben spannenden Erkenntnissen darüber, wie Fahrlehrer die Prüfungsangst ihrer Schüler wirkungsvoll bekämpfen können, schlugen allein schon Eberspächers Gestik und Mimik die Anwesenden in ihren Bann.

Verlosung

Wie schon in den Jahren zuvor wurden zum Ende des Kongresses zahlreiche hochwertige Preise der Aussteller unter den Teilnehmern verlost. Das sorgte bei den Gewinnern für Jubelrufe und leuchtende Augen.

“Come together” mit Volkswagen

Ebenso fast schon Tradition war auch in diesem Jahr die Einladung von Volkswagen am ersten Kongresstag zum „Come-together-Abend“ im Palais am Funkturm. Dabei sorgten gute Verpflegung und schöne Musik von „Abba“ bis zu den „Scottish Highland Bagpipes“ für prima Stimmung.

Rahmenprogramm

Nach dem Ende des Kongresses konnte, wer kein Rahmenprogramm gebucht hatte, auf eigene Faust die vielfältigen kulturellen und touristischen Glanzlichter Spree-Athens genießen.

Alle anderen begaben sich am Samstagnachmittag und -abend auf die von Nadine Kirn perfekt ausgearbeiteten und akribisch organisierten Besichtigungstouren.

Stadtrundfahrt

Eine Gruppe war im Bus auf einer fröhlichen und hochinformativen Stadtrundfahrt unterwegs, die zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins führte.

Eine Strafmaßnahme der besonderen Art: STASI-Knast in Hohenschönhausen

Ein ehemaliger Häftling (3. v. re) führte durch den Knast und erzählte von der psychischen Folter, die man ihm und seinen Mithäftlingen (die er nie sah) angetan hatte. > 

Eine Strafmaßnahme der besonderen Art: < Eine Strafmaßnahme der besonderen Art: "Freiluftzelle" - Knast im Freien mit Blick auf den Himmel durch ein Maschendrahtgitter.

Etwa zwanzig Teilnehmer tauchten bei einer Führung durch das ehemalige Untersuchungsgefängnis des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) tief in die Geschichte der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ein. Da der Referent nach einem Fluchtversuch selbst einige Monate dort eingesessen hatte, waren seine Informationen über die Verhörmethoden und Schikanen der STASI sehr authentisch und lösten bei allen tiefe Nachdenklichkeit und starke Betroffenheit aus. Die Veranstaltung führte zu der Erkenntnis, dass es viel wert ist, in einer Demokratie zu leben, in der man auf die Regierung schimpfen darf, ohne dafür Repressalien befürchten zu müssen.

„Krimidinner“ und „Stars in Concert“

Zum Abschluss und zur Abrundung der Reise besuchte eine Gruppe das spannende und zugleich witzige Krimidinner „Ein Leichenschmaus“ im Parkhotel Schloss Kaulsdorf.

Weitere Teilnehmer hatten im Estrel-Hotel das vergnügliche „Stars in Concert“ gebucht, bei dem sie fabelhafte Sänger und Musiker in die Welt des großen Showbusiness entführten.

Bei der Rückkehr am Sonntagmittag waren sich alle einig: Berlin war wieder einmal eine Reise wert.

Jochen Klima