Extrem zappelig und unaufmerksam – Wenn Fahrschüler unter ADHS leiden

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Juli/2011, Seite 399

ADHS ist das Kürzel für Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung, die auch als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom oder Hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um eine psychische Störung, die meist im Kindesalter auftritt.

Darunter leiden etwa drei bis zehn Prozent aller Kinder, Jungen häufiger als Mädchen.

Handicap in Schule und Beruf

Die Störung wirkt sich meist negativ auf die schulischen und später auch auf die beruflichen Leistungen aus. Um diese negativen Auswirkungen im täglichen Leben zu kompensieren, entsteht für die Betroffenen und deren Angehörige ein erheblicher Leistungsdruck.

Symptome

Im Grundschulalter äußert sich ADHS vor allem durch die Nichteinhaltung von Regeln, Außenseitertum, Störung des Unterrichts, aggressives Verhalten in Verbindung mit Wutanfällen, Ablenkbarkeit, Lese-Rechtschreib-Schwäche und emotionale Instabilität. Entgegen früherer Auffassung kann ADHS im Erwachsenenalter fortdauern. Die Symptome bei Erwachsenen sind vor allem Unaufmerksamkeit, Null-Bock-Mentalität, aggressives Verhalten, Ängste, Depressionen, häufige Verkehrsunfälle und Neigung zu Drogen oder Alkohol.

Ursachen

Ursachen von ADHS sind das Zusammenwirken biologischer, psychischer und sozialer Faktoren. Wichtig ist, die Symptome von Experten diagnostizieren zu lassen, da die Symptome, je nach Ausprägung, auch andere Ursachen haben können. 

Behandlung

Behandelt wird ADHS z.B. durch Psychotherapie, psychosoziale Interventionen und Pharmakotherapie. Die Therapie erfolgt meist ambulant, kann aber je nach Ausprägung auch stationär in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie erfolgen. Wichtig ist es, die Bezugspersonen in die Therapie einzubeziehen, um das familiäre Umfeld zu stabilisieren.

Medikation

In schweren Fällen ist Medikation notwendig. Es werden Medikamente verabreicht, die den Dopaminstoffwechsel im Gehirn beeinflussen, dazu gehört Methylphenidat, bekannt unter dem Namen Ritalin. In diesem Zusammenhang verweise ich auf den Artikel in der FahrSchulPraxis vom Mai 2011, Seite 288 („Ritalin im Straßenverkehr“).

Höhere Unfallneigung

Infolge der genannten Symptome Heranwachsender (Unaufmerksamkeit, aggressives Verhalten) sind Betroffene häufiger als andere verkehrsauffällig und in Verkehrsunfälle verwickelt. Die Wahrscheinlichkeit, in den ersten Jahren nach Erwerb des Führerscheins in Unfälle verwickelt zu werden, ist bei den Betroffenen um ein Vielfaches höher.

Fahrausbildung

Zeigt ein Fahrschüler bei der Fahrausbildung fortgesetzt Symptome der genannten Art, sollte sich der Fahrlehrer mit aller Sensibilität an die Erziehungsberechtigten wenden. Nicht zuletzt, um Kenntnis über eine etwaige Medikation zu erhalten. Im Übrigen erfordert die Ausbildung ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen, Geduld und Ruhe.

Bernd Zawatzky