Editorial: Mit Rabatten in den Ruin

Peter Tschöpe, Vorsitzender des FLVBW

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe März/2011, Seite 119

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

auf die Frage, ob man mit Dumpingpreisen das Geschäft beleben könne, antwortete Dieter Müller, Chef der Hotelkette Motel-One: „Preissenkungen sind gefährlich. Auf der einen Seite geht die Auslastung zurück und dann wird der Preis gesenkt. Beides belastet die Rendite, denn der erwartete Effekt, über den Preis mehr Nachfrage zu stimulieren, tritt oft nicht ein.“

Diese Diagnose lässt sich ohne Einschränkung auf Fahrschulen übertragen. Hinzu kommt, dass mit Dumpingpreisen oft Kunden angelockt werden, bei denen finanzielle Ebbe herrscht. Dann leidet die Ertragslage der Fahrschule nicht nur unter den zu niedrigen Preisen, sondern auch noch an Forderungsausfällen. Im allgemeinen Geschäftsleben werden Rabatte gewöhnlich bei Bezug größerer Mengen, Dauerbezug und am Wühltisch gewährt. Da auf Fahrschulen weder das eine noch das andere zutrifft, sind Rabatte grundsätzlich falsch. Hinzu kommt, dass die Ausbildungspreise der meisten Fahrschulen ohnehin schon an der untersten Grenze kalkuliert sind. Wer aber auf einen gerade noch „Überlebenspreis“ Rabatt gibt, würde mehr verdienen, wenn er den ganzen Tag im Bett bliebe. Er hätte dann wenigstens keine Verluste.

Leider wird durch unqualifizierte Presseveröffentlichungen wie im letzten Monat vom ADAC („Die Fahrausbildung ist im Süden unerschwinglich“) der Eindruck vermittelt, die Fahrschulen verdienten sich eine goldene Nase. Hier hilft nur, kühles Blut zu bewahren und sich nicht kirre machen zu lassen – auch wenn es nicht leicht fällt. Den meisten Fahrschülern kann man vermitteln, dass Fahrschulen mit hohen Kosten belastet sind. Der Verband hält für seine Mitglieder Poster vor, die das klar aufzeigen. Hingen diese Plakate im Schaufenster aller Verbandsfahrschulen, wäre damit mehr zu erreichen als mit noch so ausgefeilten Gegendarstellungen, die mangels Sensationswert meist nicht gedruckt werden.

Mit besten Grüßen

Ihr

Peter Tschöpe