Breites Ausbildungsangebot rentabel? Die Kalkulation des Grundbetrags

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Mai/2011, Seite 278

In der letzten Ausgabe der FahrSchulPraxis ging es um die Grundlagen der Kalkulation. In diesem Beitrag wird die Kalkulation des Grundbetrags näherer Betrachtung unterzogen. Solide Kalkulation ist nicht nur Voraussetzung für erfolgreiches Wirtschaften, sondern auch unerlässliche Grundlage für erfolgreiches Verhandeln mit Banken, wenn es um Kreditgewährung geht.

Wie kalkuliert eine Fahrschule, die in mehreren Klassen ausbildet, die Grundbeträge? Dafür sind zunächst die Fixkosten in gleicher Weise zu ermitteln, wie für eine Fahrschule, die nur die Klasse B ausbildet. Lediglich bei der Ermittlung des Lohnanteils des Fahrlehrers müssen zusätzliche Berechnungen angestellt werden.

Wie viele Theoriestunden?

Zuerst ist die Gesamtzahl aller Theoriestunden zu ermitteln. In der Regel wird der von allen Bewerbern zu besuchende Grundstoff fortlaufend angeboten. Während des Jahres kann wegen Feiertagen, Urlaub oder Erkrankung des Inhabers oder eines Mitarbeiters der Unterricht nicht in jeder Woche in vollem Umfang erteilt werden. Deshalb sollten kalkulatorisch maximal 48 Unterrichtswochen zugrunde gelegt werden. Werden pro Woche und Unterrichtsraum zweimal 90 Minuten Grundstoff angeboten, ist der Zyklus „Grundstoff“ innerhalb von sechs Wochen durch. In der Regel wird der Zusatzstoff Klasse B unmittelbar danach, also in der siebten Woche unterrichtet. Der Grundstoff kann somit 6,86 Mal im Jahr unterrichtet werden. Dafür sind 164,6 Unterrichtseinheiten in Ansatz zu bringen.

Nicht vergessen: Vor- und Nacharbeit

Weil der Fahrlehrer für seine Kunden vor und nach dem Unterricht ansprechbar sein muss (Vorprüfung, Lernfragen, Organisatorisches), sind pro Unterrichtsabend weitere 45 Minuten zur Vor- und Nachbesprechung anzusetzen. Das sind weitere 82,3 Einheiten zu 45 min. Für den kompletten Grundstoff fließen somit 246,9 Unterrichtseinheiten multipliziert mit dem Vergütungssatz in die Kalkulation ein. Um den Anteil pro Fahrschüler zur ermitteln, ist das Ergebnis durch die Gesamtzahl aller Anmeldungen zu dividieren.

Auch der Zusatzstoff für die Klasse B kann 6,86 Mal im Jahr durchgeführt werden. Das bedeutet, dass pro Jahr für den Zusatzstoff Klasse B 27,4 Unterrichtsstunden anfallen. Zusammen mit der erforderlichen Vor- und Nacharbeit sind dafür 41,12 Einheiten zu 45 Minuten in die Kalkulation einzustellen. Zur Ermittlung des Anteils pro Fahrschüler ist wie oben zu verfahren.

Andere Ausbildungsklassen

Für andere Ausbildungsklassen muss in Abhängigkeit von der anzunehmenden Anzahl der Bewerber zunächst festgelegt werden, wie oft der entsprechende Zusatzstoff im Jahr angeboten werden soll. Die Anzahl der Ausbildungszyklen ist mit der Anzahl der vorgeschriebenen Unterrichtseinheiten und dem Vergütungssatz zu multiplizieren. Das Ergebnis ist durch die Zahl der Fahrschüler in der jeweiligen Klasse zu dividieren.

Zu den so ermittelten Personalkosten sind noch die Sachkosten, die Lohnkosten der Verwaltung, die Beschaffungskosten und die kalkulatorischen Zinsen hinzuzurechnen. Wie diese zu ermitteln sind, wurde in der April-Ausgabe 2011 der FahrSchulPraxis dargelegt.

Lohnt sich das Angebot weiterer Klassen?

Diese Rechnung macht deutlich: Hohe Unterrichtsfrequenz ist nur kostendeckend, wenn dadurch die Zahl der Fahrschüler deutlich zunimmt. Bei schwacher Nachfrage nach einzelnen Klassen steigen die Kosten und potenzieren sich durch die höhere Unterrichtsfrequenz. Das Gleiche gilt, wenn pro Woche – z.B. für die Klasse B – mehr Unterricht angeboten wird, ohne dass dadurch die Anzahl der Fahrschüler gesteigert werden kann. Bietet eine Fahrschule bei gleicher Schülerzahl beispielsweise den Theorieunterricht nicht zwei-, sondern viermal pro Woche an, steigen die Personalkosten deutlich an. Das gilt vor allem auch für parallelen Unterricht in schwach besuchten Filialen.

In den vom Verband entwickelten Kalkulationsprogrammen, die derzeit aktualisiert werden und bei der Geschäftsstelle ab Ende Mai bezogen werden können, sind alle diese Berechnungen exakt hinterlegt.

Peter Tschöpe