In Memoriam: George R. Hensel

George Hensel schmeißt eine "Hawaiianische Party" für seine Gäste aus Germany (Foto: George R. Hensel)

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Februar/2012, Seite 95

In den 70er-, 80er- und 90er-Jahren veranstaltete der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. zahlreiche Fachstudienreisen, an denen sich Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland beteiligten. Oft waren die westlichen Staaten der USA, namentlich Arizona und Kalifornien, das Ziel.

Eines der beliebtesten Zwischenziele in Kalifornien war die California Driving School in Monterey Park, wo die Reisegruppen mit manchmal über 200 Teilnehmern immer sehr herzlich aufgenommen wurden. George Robert Hensel, Gründer und Inhaber der sogar für amerikanische Maßstäbe gigantischen Fahrschule, erwies sich gegenüber seinen deutschen Gästen stets als offenherziger Gastgeber. Seine unverblümten, mit Humor und Selbstironie gewürzten Erklärungen zum amerikanischen Führerschein- und Fahrschulwesen waren sehr informativ. Hensel machte seinen deutschen Zuhörern klar, dass Fahrschule in den USA tough business ist. Manch einer äußerte sich hinterher sehr zufrieden mit seinem deutschen Fahrlehrerdasein. In der anschließenden Fragestunde blieb Hensel keine Antwort schuldig. Freilich, manche Frage rief ein vernehmliches Stirnrunzeln der Gruppe hervor, weil die Neugier zu sehr in die persönliche Sphäre reichte. Als ich einmal aus Gründen des Taktes zögerte, eine Frage zu übersetzen, nahmen Georges feine Antennen die atmosphärische Störung sofort auf. Seine Reaktion kam prompt: „Ich glaube wir brauchen nächstes Mal einen Dolmetscher, der des Deutschen besser mächtig ist!“ Die Gruppe quittierte das mit einer grandiosen Lachsalve, womit die Situation gerettet war. George arrangierte für unsere Gruppen immer auch einen Besuch beim California Department of Motor Vehicles, gleichsam Fahrerlaubnisbehörde und Prüfungsorganisation in einem. Dabei waren die Kolleginnen und Kollegen vom höflichen Umgangston der Prüfer weit mehr angetan als von den Inhalten der theoretischen und praktischen Prüfung, die sie eher mager fanden. Die Besuche in Monterey Park erschöpften sich nicht nur im Fachlichen. Wenn eine Gruppe nicht zu groß war, lud George die ganze Korona nach dem offiziellen Teil in seine weitläufige, hoch über Los Angeles gelegene Villa zum Barbecue ein. Einmal bot er als Dreingabe ein eigens für den „deutschen Abend“ engagiertes Varietee auf.  

George Hensel hat bei vielen seiner deutschen Gäste bleibenden Eindruck hinterlassen. Das weiß ich, weil sich auch noch heute, viele Jahre nach den Reisen, Kolleginnen und Kollegen immer wieder nach ihm erkundigen. Seine letzten Jahre waren nicht leicht. Geistig bis zuletzt äußerst vital, konnte er nicht mehr gehen und war meist ans Bett gebunden. Er ist am 9. Januar 2012 in eine andere Welt gegangen. Uns bleiben wunderbare Erinnerungen an ihn, für die wir sehr dankbar sind.

Gebhard L. Heiler