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183 EDITORIAL: Abschied und Neubeginn
186 Kurz und aktuell: E-Learning / Frühjahrsputz
192 Stichtag 19.01.2013 – Wie ist die Umstellung gelaufen?
197 ifz-Studie zur Motorradausbildung – Wo sind Verbesserungen möglich?
201 Motorradausbildung: Ihr Einstieg in die Motorradsaison
203 Deutsche Fahrlehrer-Akademie: Tag des Kuratoriums in Stuttgart
210 Freie Mitarbeiter: Risiko Scheinselbstständigkeit lauert
211 Bundesarbeitsgericht zur Krankmeldung: Gelber Zettel schon am ersten Tag?
212 Entzug der Fahrerlaubnis: Wer zu oft falsch parkt, riskiert seinen Führerschein
215 Unterlassungserklärungen: Wer haftet nach Geschäftsübergabe?
220 Gerichtsurteile: (2155) Fahrradfahrer auf Busspur entgegen Fahrtrichtung / (2154) Schockschaden nach tödlichem Unfall der Tochter / (2153) Kein Aufbauseminar für Verkehrssünder / (2152) Kein vorschneller Unfallfahrzeugverkauf / (2151) Bremsbereitschaft bei Vorfahrtberechtigung / (2150) Unfallversicherungsschutz für Raucher? / (2149) Gesetzliche Feiertage können Urlaubstage sein
ifz-Studie zur Motorradausbildung – Wo sind Verbesserungen möglich?
© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe April/2013, Seite 197
Über die unlängst vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen veröffentlichte "Deutschlandweite Studie zur Überprüfung des Ist-Zustandes in der Fahrschulausbildung der Klasse A" wurde bereits in der letzten Ausgabe der FahrSchulPraxis berichtet. Heute geht es um die Frage: Was kann, was muss man in Zukunft verbessern?
Das Institut für Zweiradsicherheit e.V. (ifz) ist ein gemeinnütziger, vor knapp 30 Jahren gegründeter Verein. Als Mitglied des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR) beteiligt sich das ifz aktiv an der Entwicklung und Umsetzung gemeinsamer Programme zur Hebung der Sicherheit motorisierter Zweiradfahrer. Laut Homepage (www.ifz.de) gehören dazu u.a. folgende Themenschwerpunkte:
- wissenschaftliche Kongresse, weltweite Tagungen und Hearings zu aktuellen Themen mit Wissenschaftlern der Fahrzeugtechnik, Pädagogik, Soziologie, Psychologie, Medizin und Unfallforschung,
- Auftragsforschung und eigene Untersuchungen,
- Kooperationen mit Hochschulen, Universitäten und Instituten,
- empirische Untersuchungen und Fallstudien zu geplanten politischen Entscheidungen,
- analytische Unfallforschung und Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis,
- Empfehlungen zur Aus- und Weiterbildung von Fahrlehrern und -schülern,
- Entwicklung von Ausbildungskonzepten und -medien für Fahrlehrer.
Befragungsgrundlagen
Im Rahmen dieser Aufgaben hat das ifz von Januar bis September 2011 die stattliche Zahl von 1.502 ehemaligen Fahrschülern über ihre Fahrausbildung befragt. Davon waren 16,8 Prozent weiblich und 83,2 Prozent männlich (Kl. A: 56,5 Prozent, Kl. A beschränkt: 43,5 Prozent). Die Altersspanne der Befragten lag zwischen 18 und 65 Jahren. 1.193 der Befragten hatten ihre Fahrerlaubnis nach dem 1. Januar 1999 erworben. 47,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Vorerfahrung auf motorisierten Zweirädern vorweisen konnten.
Kundeneigene Ausrüstung oder Leih-Helm und Leih-Bekleidung?
Die Fragen des ifz zielten grundsätzlich in die richtige Richtung. Doch manche Items sind fragwürdig. So wurde gefragt, ob die Fahrschule Helme und gute Motorradbekleidung in verschiedenen Größen angeboten hat. Dabei wurde aber nicht berücksichtigt, dass heutzutage immer mehr Bewerber schon voll mit Helm und guter Motorradkleidung ausgerüstet zur ersten Fahrstunde erscheinen. Hier erübrigen sich Leih-Kleidung und Leih-Helm als Angebot der Fahrschule.
Beratung ist wichtig
Es zeugt übrigens von hoher Beratungsqualität, wenn Fahrlehrer ihre Kunden davon überzeugen können, passgenaue Motorradkleidung (Helm, Jacke, Handschuhe, Stiefel etc.) schon vor Beginn der praktischen Ausbildung zu erwerben. Eigener Helm und eigene Schutzkleidung sind auch aus hygienischen Gründen vorzuziehen. Beim Kauf eines Helmes, das ist wichtig, sollte sich der Kunde Zeit nehmen. Denn nur ein Helm, der wirklich perfekt passt, drückt und wackelt nicht, bietet ausreichende Sicherheit und Tragekomfort. Gleiches gilt für Jacken, Hosen und Kombis. Dass Protektoren nur dann wirksam schützen, wenn sie genau an der richtigen Stelle sitzen, ist bekannt. Ebenso wichtig ist, dass Bekleidung nicht flattert, weil sie zu groß ist. Zu klein und zu eng darf Schutzkleidung auch nicht sein, denn darunter würden Sicherheit und Komfort leiden.
Gute Helme und Bekleidung gibt es nicht zum Nulltarif
Doch immer wieder kommen Kunden – vor allem jüngere –, für die der Kauf eigener Ausrüstung vorerst aus naheliegenden Gründen nicht infrage kommt. Deshalb halten gute Motorradfahrschulen Helme und Bekleidung in vielen Größen und Passformen vor, um wirklich jeden Kunden perfekt ausstatten zu können. Das kostet laufend Geld. Wer immer nach billiger Ausbildung ruft, sollte auch daran denken.
Klassenspezifischer Unterricht
Nicht hinnehmbar ist, dass ein Viertel (25,4%) der Befragten keinen klassenspezifischen Motorradunterricht angeboten bekommen hat. Lediglich 50 Prozent der Befragten haben im Theorieunterricht das pädagogisch sinnvolle Lernen in Gruppen erlebt.
Warum ist das so?
Könnte es nicht daran liegen, dass es für Fahrschulen manchmal schwierig ist, halbwegs rentable Lerngruppen für diesen – zweifellos wichtigen – Spezialunterricht zusammenzukriegen? Vier mal 90 Minuten Einzelunterricht sind weder für den Lehrer noch für den Schüler wirklich prickelnd. Deshalb muss dringend über vernünftige Kooperationsmöglichkeiten nachgedacht werden. Derzeit ist es drei, vier oder auch mehr Motorradfahrschulen nur über komplizierte bürokratische Umwege möglich, sich zum Zweck der gemeinschaftlichen Erteilung des klassenspezifischen Motorradunterrichts zusammenzutun. Das aber würde gut strukturierten, hochwertigen Unterricht fördern und könnte einer berechtigten Beanstandung der ifz-Studie abhelfen.
Kooperationen über die heutigen Möglichkeiten hinaus
Manche Fahrschule, die eigentlich mit dem Motorrad nicht viel am Hut hat, möchte trotzdem einen Kunden, der die Doppelklasse A und B erwerben will, nicht wegschicken. Nach geltendem Recht darf sie aber nicht die Klasse B selbst ausbilden und danach den Fahrschüler für die Ausbildung Klasse A an eine spezialisierte Motorradfahrschule weiterreichen. Somit bleibt nur übrig, die ungeliebte Motorradausbildung wohl oder übel selbst durchzuführen. Dass dies die Ausbildungsqualität nicht fördert, liegt auf der Hand. Zu kurz gesprungen wäre es aber, diese Fahrschulen zu zwingen, die Anmeldung erst gar nicht anzunehmen.
Rechtsänderung erforderlich
Weil für eine praktikable Lösung dieses Dilemmas das Fahrlehrergesetz und die Fahrschüler-Ausbildungsordnung geändert werden müssen, ist der Gesetzgeber gefordert, die überfällige Reform des Fahrlehrerrechts jetzt anzugehen. Dabei gilt es, Regelungen zu finden, die dem Konflikt zwischen wirtschaftlichem Interesse und Ausbildungsqualität entgegenwirken. Dafür müssen künftig Kooperationen zulässig sein, die auch kleinen Fahrschulen weiterhin eine Existenz bieten. Die Groß-Fahrschule à la British School of Motoring, die nur noch Fahrschüler an billige Hiwis vermittelt oder „verkauft“, kann dabei nicht das Ziel sein. Diese Neuordnung wird keine ganz leichte Aufgabe sein und deshalb einige Zeit dauern. Die Fahrlehrerverbände sind gefordert, mit neuen Ideen auf Änderung zu drängen.
Fahrzeugpool
Kooperationen zur Bereitstellung eines vielfältigen Fahrzeugpools, der auch für Menschen unterschiedlicher Größe das für sie passende Ausbildungsfahrzeug und die richtige Bekleidung bereithält, sind heute schon möglich. Auch hier können die Verbände helfen, indem sie ihren Mitgliedern rechtlich geprüfte Vertragsmuster für diese Form der Zusammenarbeit zur Verfügung stellen.
Qualitätssiegel
Im Zusammenhang mit der Studie hat das ifz auch ein Qualitätssiegel für Motorradfahrschulen gefordert. Dem Vernehmen nach hat man sich davon wieder verabschiedet, da wohl auch das ifz bemerkt hat, dass Ausbildungsqualität nicht leicht zu messen ist. Ein Qualitätssiegel, das lediglich auf Selbstauskünften oder dem Vorhalten einer bestimmten Anzahl von Motorrädern, Bekleidung und Ausrüstung basierte, wäre kontraproduktiv, weil es nichts über die Ausbildungsqualität aussagte. Gleiches gälte für ein Siegel, dessen Erwerb vom kostenpflichtigen Besuch bestimmter (vom ifz durchgeführter?) Seminare abhängig gemacht würde. Dass so etwas juristisch sehr problematisch ist und unversehens in die Hose gehen kann, musste vor Jahren schon eine große deutsche Motorradzeitschrift schmerzlich erfahren.
QM-System der DFA
Die Deutsche Fahrlehrer-Akademie (DFA), der wissenschaftliche Arm der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V., hat schon vor Jahren ein Qualitätsmanagementsystem für Fahrschulen entwickelt und könnte dieses in kürzester Zeit an den Markt bringen. Vorausgesetzt, der Gesetzgeber wäre endlich bereit, die für die Einführung erforderliche Rechtsverordnung zu erlassen.
Wäre es nicht sinnvoll, wenn das ifz, statt ein eigenes, juristisch höchst zweifelhaftes Qualitätssiegel zu propagieren, auf die DFA zuginge und sie dabei unterstützen würde, deren wissenschaftlich abgesichertes Qualitätssiegel als Messlatte für die Ausbildungsqualität der deutschen Fahrschulen zu etablieren?
Motorrad-Fortbildungen des Verbandes
Um die teilweise durchaus berechtigte Kritik auf einer möglichst breiten Basis zu diskutieren, ist die Studie des ifz eines der Themen einer Fortbildung des Beirates in diesem Sommer. Die Kreisvorsitzenden werden sich am 10. Juni bei der ersten Motorrad-Fortbildung für Beiratsmitglieder damit beschäftigen und die Ergebnisse auf den Kreisvereinsversammlungen mit den Mitgliedern besprechen. Auch im September bei Dolomiti Total II werden wir mit den Teilnehmern über Fragen der Qualität und die Möglichkeiten der Verbesserung der Motorradausbildung diskutieren und entsprechende Vorschläge erarbeiten.
Karl-Heinz Hiller und Jochen Klima