Motorradausbildung: Ihr Einstieg in die Motorradsaison

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe April/2013, Seite 201

Die weitaus meisten Motorrad-Saisonkennzeichen fangen mit 04 an. Endlich geht’s wieder los! Jetzt ist die Zeit der Fahrschulen, gut vorbereitet in die Saison zu starten. 

Die dritte EG-Führerscheinrichtlinie hat für bestimmte Personengruppen den Zugang zum Motorradführerschein etwas erleichtert. Das eröffnet seit 19.01.2013 neue Chancen für erfolgreiche Motorradausbildung.

Neben dem technischen Check der Krafträder und des sonstigen Equipments, angefangen bei der Motorradbekleidung bis zum Führungsfunk, muss auch werblich und kalkulatorisch überdacht werden, wie man die Qualität seiner Motorradfahrschule verbessern und herausstellen kann.

Fahrschulen: Die Experten beim Start in die Saison

Die endgültigen Zahlen über Verkehrsunfälle 2012 liegen zwar noch nicht komplett vor, aber der Trend ist erkennbar: Die Anzahl aller Verkehrsunfälle mit Personenschäden hat 2012 im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent abgenommen. Auch die Anzahl der im Straßenverkehr Getöteten hat um rd. 10 Prozent von 4.009 auf 3.606 abgenommen. Dennoch sind die Zahlen alles andere als beruhigend, speziell nicht für Führer motorisierter Zweiräder. Denn gerade hier sind die Zahlen der Verletzten noch immer, auch proportional gesehen, viel zu hoch. Das sollte für Motorrad- und Rollerfahrer Grund genug sein, sich vor der ersten Ausfahrt Gedanken über das eigene Können, das Fahrzeug und die Schutzkleidung zu machen. Dabei können die Verbandsfahrschulen den Bikern zur Seite stehen. Denn wer sich jetzt ordentlich vorbereitet und den Saisonstart besonnen angeht, mindert die Risiken des Motorradfahrens erheblich. Auch wenn man es während des Winters nicht verlernt hat, so braucht man nach der Pause doch ein „Aufwärmtraining“. Ein paar Übungen für Fahrgefühl und Fahrzeugbeherrschung sowie mentales Training für Blickführung, Fahrlinie, Voraussicht und Gefahrerkennung können die Sicherheit wiederbringen und steigern.

Frühjahrsaktionen

Eine Aktion zu Beginn der Motorradsaison bietet der Fahrschule die Chance, die Bindung zu früheren Motorradschülern zu festigen und zu erneuern. Auch Menschen, die sich nach langer Pause wieder auf’s Motorradfahren besinnen, werden so auf die Fahrschule aufmerksam. Beginnen Sie den Saisonstart z.B. damit, dass Sie die ehemaligen Fahrschüler und andere fürs Motorrad Begeisterte zu einem Treffen einladen. Das bietet die Möglichkeit,

•ein paar Grundfahraufgaben zu üben oder ein komplettes Sicherheitstraining durchzuführen,

•kurze theoretische Vorbereitungskurse in der Fahrschule anzubieten und dabei z.B. die neuen Zweiradklassen und Aufstiegsregelungen zu erläutern,

•bei einer kleinen Ausfahrt auf einer gut ausgewählten Motorradstrecke die Teilnehmer an die optimale Blickführung und Kurvenlinie heranzuführen,

•in einer lockeren Biker-Runde Tipps und Erfahrungen auszutauschen.

So kann man den Besuchern den Einstieg in die neue Saison sicherer machen. Zugleich kann man ihnen zeigen, wie eine moderne Fahrschule aussieht und ausgestattet ist. Auch die Empfehlung einer vom Fahrlehrer begleiteten Motorradausfahrt und eines Motorrad-Sicherheitstrainings kommt bei vielen gut an.

Aufwertung dank dritter EG-Führerscheinrichtlinie

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Erwerb eines Motorradführerscheins haben sich verändert. So wurden die Führerscheinklassen A1 und A2 erheblich aufgewertet. Zudem können bestimmte Personengruppen nunmehr die Klasse A2 wesentlich leichter erwerben. Es lohnt sich, die positiven Aspekte hervorzuheben:

Klasse A1

•Die Begrenzung auf 80 km/h für unter 18-Jährige ist entfallen.

•Diese Fahrerlaubnis berechtigt nunmehr auch zum Führen von dreirädrigen Kraftfahrzeugen mit symmetrischer Radanordnung und einer Leistung von bis zu 15 kW (20,4 PS). Es gibt keine Hubraum- und Geschwindigkeitsbegrenzung für diese Dreiräder.

• Als Prüfungsfahrzeuge dürfen auch Elektrofahrzeuge verwendet werden.

•Die Klasse profitiert von der neuen Aufstiegsregelung: Nach mindestens zwei Jahren Vorbesitz kann die Klasse A2 ohne Pflichtausbildung durch Ablegen einer praktischen Prüfung erworben werden. Die Prüfungszeit ist dabei auf 40 Minuten verkürzt. Außer der Prüfungsstrecke müssen in der Prüfung nur 4 (statt 6 wie beim Direkteinstieg) Grundfahraufgaben gefahren werden.

Klasse A2

•Bei Klasse A2 ist die neue Leistungsobergrenze 35 kW (48 PS) statt wie bei der alten Klasse A beschränkt 25 kW (34 PS).

•Vor dem 1. April 1980 erteilte Führerscheine der Klasse 3, auch wenn diese inzwischen in einen Führerschein der Klasse B umgetauscht worden sind, berechtigen zum Führen von Krafträdern der Klasse A1. Das sind Personen, die heute 51 Jahre oder älter sind. Sie profitieren ebenfalls von der neuen Aufstiegsregelung.

Klasse A

•Der Direkteinstieg ist schon mit 24 Jahren möglich.

•Wer sog. große Dreiräder (Trikes) mit mehr als 15 kW fahren will, benötigt zukünftig die Klasse A.

Auch Fahrlehrer halten sich fit

Fit in den Saisonstart! Das gilt vor allem auch für Motorradfahrlehrer. Leistungsfähigkeit, fahrerisches Können und Ausbildungskompetenz in Theorie und Praxis sind gefragt. Dazu bietet die FSG/TTVA auch in diesem Jahr wieder hervorragende Motorradseminare an. Momentan ist die ifz-Studie zur Motorradausbildung in aller Munde. Mit der darin geäußerten Kritik gilt es, konstruktiv umzugehen. Ein Grund mehr, unsere Qualität herauszustellen. Ich freue mich mit Ihnen auf die neue Motorradsaison 2013.

Ralf Nicolai