EDITORIAL: Äpfel und Birnen

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August/2013, Seite 427

Liebe Leserinnen und Leser,

wie sicherlich viele von Ihnen habe ich mich über den Modellversuch „Moped mit 15“ in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sehr gefreut. Es geht darum, statt hingewiefelter Hochrechnungen in dieser Frage endlich einmal belastbare Werte zu bekommen. Die Frage ist doch: Sind 15-Jährige nach einer gescheiten Fahrausbildung und anschließender Prüfung mit Mopeds mehr gefährdet als mit (oft frisierten!) Mofas? Ein richtiger Schritt in die richtige Richtung also. Umso größer war meine Enttäuschung, als ich im Juli 2013 das Verkehrssicherheitsprogramm der grün-roten Landesregierung las. Dort wird (S. 35, Nr. 6.6) nicht nur AM15, sondern auch allen entsprechenden Modellversuchen eine klare Absage erteilt. Begründet wird das „Nein“ damit, dass in Österreich nach Senkung des Mindestalters auf 15 Jahre die Zahl verunglückter Mopedfahrer drastisch angestiegen sei.

Dieser Vergleich hinkt, denn da werden mal wieder Äpfel mit Birnen verglichen! Der 15-Jährige muss in Österreich sechs Fahrstunden (à 50 Minuten) auf einem Übungsplatz und nur zwei (!) Fahrstunden im öffentlichen Verkehr absolvieren. Wenn er dann seinem Instruktor Fahrzeugbeherrschung demonstriert (und nur darum geht es!), wird ihm ohne Weiteres die Mopedlizenz ausgehändigt. Eine echte Prüfung findet nicht statt!

Viele Eltern – vor allem im ländlichen Raum – würden es begrüßen, wenn ihre Kinder mit einem sichereren Zweirad unterwegs wären, das vor allem auch im Stadtverkehr „mitschwimmen“ kann. Deshalb würde ich mir wünschen, dass unsere Landesregierung Modellversuchen wie diesem etwas offener gegenüberstünde. Ich bin – ohne mir prophetische Fähigkeiten anmaßen zu wollen – überzeugt, dass der Modellversuch pro „Moped mit 15“ ausgeht.

In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich

Ihr

Jochen Klima