Gebhard L. Heiler: BMVBS diffamiert die Fahrlehrer

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August/2013, Seite 475

Nur Minuten nachdem am 5. Juli 13 der Bundesrat dem neuen Punktsystem zugestimmt hatte, ging eine Pressemeldung des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) über den Ticker. Darin hieß es u.a.:

„Freiwilliges Fahreignungsseminar für besseres Fahrverhalten: Eingeführt wird eine neue Kombination aus verkehrspädagogischen und verkehrspsychologischen Elementen. Denn ausschließliche Regelkunde wie bisher, führt nicht unbedingt zu mehr Regelakzeptanz. Die Neukonzeption des Fahreignungsseminars verhindert reines ‚Absitzen’, sodass mit der Teilnahme ein Mehr an Verkehrssicherheit einhergeht ...“

Diese Sätze diffamieren die Fahrlehrer-Moderatoren. Der ministeriale Schreiber hat offenbar nicht die geringste Ahnung davon, was die Fahrlehrer auf dem Gebiet der Nachschulung auffälliger Kraftfahrer seit 1978 geleistet haben. Es ist einfach nicht wahr, dass da nur Regelwissen gedroschen wurde. Aus vielen Gesprächen weiß ich, wie sehr sich die Seminarleiter anstrengten, um gerade auch die Einstellungsdefizite hartnäckiger Sünder zu ergründen, aufzuarbeiten und ihnen Hilfen für ein fortan deliktfreies Verkehrsverhalten mit auf den Weg zu geben. Es gibt zahllose Dankesbezeigungen mit dem immer gleichen Grundtenor: Sie haben mir geholfen, ohne Sie wäre ich heute meinen Führerschein los!

Obwohl im Bund dafür zuständig, zeigte das BMVBS in den letzten acht Jahren wenig erkennbares Interesse am Fahrlehrerwesen. Und nun auch noch dieser Schimpf. Ich hoffe, dass die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. diesem ignoranten Geschreibsel energisch entgegentritt.

Gemeinsinn gefragt

Es ist auch bekannt, dass es unter den Fahrlehrern vereinzelt Kerle gibt, die es sich in den Seminaren leicht machen, ja sogar Teilnahmebescheinigungen einfach „verkaufen“. Die neuen Regelungen sehen von Beginn an eine Wirksamkeitskontrolle des neuen Fahreignungsseminars vor. Nach fünf Jahren wird der Gesetzgeber aufgrund der dann gewonnenen Erkenntnisse entscheiden, wie es weitergehen wird. Wir Fahrlehrer haben als Seminarleiter in der Vergangenheit bewiesen, dass wir das Handwerk der Verhaltensänderung verstehen und beherrschen. Deshalb müssen die Seminarleiter künftig noch mehr Gemeinsinn zeigen, indem sie niemanden dulden, der das Resultat durch Unvermögen und Pflichtvergessenheit infrage stellt. Aufrechte Whistleblower sind, notabene, keine Denunzianten. Das neue Fahreignungsseminar teilen sich die Fahrlehrer-Moderatoren mit Verkehrspsychologen. So will es das Gesetz. Es wäre der Sache dienlich, wenn in der Praxis eine weithin abgestimmte Zusammenarbeit der beiden Akteure gelänge.

Gebhard L. Heiler