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539 EDITORIAL: Viel geredet, wenig gesagt!
542 Aktuelle News: Sonniges Wetter - 10% mehr Verunglückte im Juli 2013 / Steinbrück: "Fahrlehrer plötzlich als Pädagogen gefordert" / Aufgeschnappt
545 Ausbildungsverbot an Sonntagen: Im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß?
548 Motorradausbildung mit Video – Neue Technik: leicht und einfach
549 Fahrschulen wirtschaftlich betrachtet - Betriebsgrößen, Umsätze, Gewinne
553 Urteil: Preisangaben: Zusätzliches Entgelt neben Grundbetrag?
582 Gebhard L. Heiler: Wie aus „Freien Fahrlehrern“ Unfreie werden oder Der sichere Weg in die Altersarmut
584 Dolomiti Total 2013 – Video enthüllt die Kurvenlinien / Herzlichen Dank für Dolomitit Total
591 Premiere bei Motorrad Total: Zertifikat für Motorradfahrschulen
600 Gerichtsurteile: (2202) „Drängeln“ im Straßenverkehr / (2201) Wann endet das Ausparken? / (2200) Haftung für zu schnelles Fahren trotz Vorfahrt / (2199) Tilgungsreifer Eintrag im Verkehrszentralregister / (2198) Beliebige Lieferfristen / (2197) Verjährungsverkürzung in Geschäftsbedingungen / (2196) Umsatzsteuerbescheid bei unvollständiger Rechnung
Gebhard L. Heiler: Wie aus „Freien Fahrlehrern“ Unfreie werden oder Der sichere Weg in die Altersarmut
© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Oktober/2013, Seite 582
Er ist einer von vielen, aber beileibe nicht der Einzige dieser Art, den ich kenne. Gustav (Name geändert, Red.) ist 1940 geboren. Handwerksberuf, Bundeswehr, dort zum Fahrlehrer aller Klassen avanciert. 1968 heuerte Gustav als „freier Mitarbeiter“ bei einem notorischen Discounter an. Der versprach ihm eine rosige Zukunft. Sein „Mitarbeitervertrag“ garantierte ihm monatlich mindestens 3.740 DM auf die Hand. Das war 1968 richtig Kohle. Die Fahrstunde (45 Min.) wurde ihm mit 11 Mark vergütet. Damit musste Gustav, der jetzt Subunternehmer war, die Anschaffung seines Fahrschulautos samt aller konsumtiven Kosten wie Kraftstoff, Reparaturen, Steuer, Versicherung usw. bestreiten. Selbst die Umsatzsteuer ging zu seinen Lasten. Gemäß diesem Mitarbeitervertrag hatte der freie Fahrlehrer und Subunternehmer Gustav keinen Anspruch auf bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, auch nicht auf Arbeitgeberbeiträge zur Krankenversicherung und zur Rentenkasse. Gustav arbeitete jeden Tag viele Stunden. Als sein „Arbeitgeber“ in der Presse als Ausbeuter bezeichnet wurde und gegen diese „Verleumdung“ prozessual vorging, gab Gustav zu dessen Gunsten eine eidesstattliche Erklärung ab. Tenor: Ich fühle mich nicht ausgebeutet, denn ich verdiene viel Geld, weil ich dank meines geschäftstüchtigen Generalunternehmers pro Monat mehr als 350 Fahrstunden erteilen kann ...
Als dieses Geschäftsmodell infolge der ab 01.10.1969 geltenden Begrenzung des praktischen Fahrunterrichts auf täglich 480 Minuten Anfang 1971 den Bach runter ging, verdingte sich Gustav bei einem anderen billigen Jakob. An so viel Bares auf die Hand gewöhnt, wollte er partout ein „Freier“ bleiben. Der neue Prinzipal zahlte zwar etwas mehr pro Stunde, aber im Übrigen blieb alles beim Alten. Gustav arbeitete weiterhin sehr viel, und obwohl er nicht im Überfluss lebte, konnte er wenig zurücklegen. In seinem 46. Lebensjahr fiel wie ein Blitzschlag eine schwere Krankheit über ihn her. Während vieler Monate arbeitsunfähig, nur mit einem dürftigen Tagegeld versichert, gingen alle Ersparnisse dahin. Im Alter von 47 Jahren war Gustav ein gebrochener Mann. Als er mich, von seiner Krankheit schwer gezeichnet, 1987 in meinem Büro besuchte, berieten wir, was nun zu tun sei. Nach dem dringenden Rat seiner Ärzte sollte Gustav nicht mehr als Fahrlehrer und im Übrigen nur zeitlich stark reduziert arbeiten. Es gelang, ihn im Büro eines größeren handwerklichen Unternehmens als Angestellten unterzubringen. Dank früherer Beiträge zur Rentenversicherung aus seiner Zeit als Handwerker und der Nachversicherung der Bundeswehrzeit gelang es ihm, in den Folgejahren noch eine karge Altersversorgung aufzubauen. Aber die nahezu 20 verlorenen Jahre waren nicht mehr aufzuholen. Gustav hat vor wenigen Monaten seinen 73. Geburtstag gefeiert. Es geht ihm den Umständen entsprechend gut. Er hat mich autorisiert, seine Geschichte aufzuschreiben. Damit will er junge Kolleginnen und Kollegen dringend vor den Verlockungen des schnellen Geldes warnen, das rigorose Fahrschulinhaber sog. „freien Mitarbeitern“ in windigen, illegalen Mitarbeiterverträgen versprechen. Gustav wörtlich:
„Als Freier war ich, das wurde mir leider viel zu spät und viel zu schmerzlich bewusst, in Wirklichkeit ein vom schnöden Mammon verführter Unfreier.“