EDITORIAL: Der TÜV muss seine Hausaufgaben machen!

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe September/2013, Seite 483

Liebe Leserinnen und Leser,

Sommerzeit – Urlaubszeit! Nur für einige größere Niederlassungen des TÜV, so könnte man meinen, kamen auch in diesem Jahr die Sommerferien wieder einmal völlig überraschend. – Und damit auch der um die Vorurlaubszeit übliche Run auf Fahrprüfungen. Oder woran könnte es sonst gelegen haben, dass Ende Juli vor allem im Großraum Stuttgart, aber auch in anderen Regionen, Prüfungsplätze wieder einmal zum Lotteriespiel wurden? Der Mangel löste große Empörung aus, die sich in zahlreichen Telefonaten und E-Mails beim Fahrlehrerverband niederschlug.

Die vom TÜV vorgebrachten Begründungen – Ausflüchte passt besser – liefen im Wesentlichen auf Schuldzuweisungen an die Fahrschulen hinaus. Zum einen meldeten sie Prüfungen über Bedarf, zum anderen gäben sie die dann überschüssigen Termine nicht fristgerecht zurück. Damit gingen Prüfungsplätze verloren, weil wiederum andere Fahrschulen oft nicht flexibel genug seien, kurzfristig angebotene Prüfungen zu belegen.

Wo Mangelwirtschaft herrscht, wird gehamstert und gehortet. Das ist eine Binsenwahrheit. Wenn es dem TÜV endlich einmal gelänge, den strukturellen personellen Mangel im Bereich Führerscheinprüfungen dauerhaft zu beheben, hätte das Hamstern und Horten ein Ende. Aber weil es immer wieder zu diesen höchst ärgerlichen Engpässen kommt, versuchen manche Fahrschulen, ich betone manche, durch höhere Bestellungen wenigstens das zu bekommen, was sie wirklich brauchen. Außerdem stehen Menschen – im Gegensatz zu Autos – nicht prüfbereit auf Halde. Sorgfältige Prüfungsvorbereitung braucht Planungssicherheit. Wenn das nicht gegeben ist, wird der Tag X zum Fiasko. Nebenbei bemerkt: Kurzfristig abgesagte Prüfungen sind bei Fahrschülern und deren Eltern kein Aushängeschild für den TÜV.

Die Fahrschulen unseres Bundeslandes erwarten dringend, dass der TÜV seine Hausaufgaben macht. Es ist beschämend, wenn eine so bedeutende Prüforganisation immer wieder versucht, die Schuld an ihrem wiederkehrenden Versagen auf die Kunden abzuwälzen. Diese „Ahnungslosigkeit“ vor Weihnachten, vor Ostern und am Ende eines jeden Schuljahres muss endlich aufhören.

In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich

Ihr

Jochen Klima