Das erste eigene Auto - Wenn Fahrschüler Rat suchen

Foto: VW Presse

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August/2014, Seite 504

„Wenn ich meinen Führerschein geschafft habe, würde ich am liebsten das Fahrschulauto kaufen, aber dazu reicht meine Kohle nicht!“ Azubi Paula S., gerade 18, sprach aus, was viele Fahrschüler denken: An dieses Auto bin ich gewöhnt, damit komme ich prima zurecht.

Doch bei vielen Fahrnovizen gehen die Autowünsche weit über die reine Zweckmäßigkeit hinaus: Sie denken in Marken und in ganz bestimmten Typen, die unter ihresgleichen gerade hip sind. Das hat oft nichts mit PS-Protzen zu tun, aber viel mit Individualität und Coolness. Hinzu kommt das ökologische Bewusstsein dieser Generation: Früher waren Fahranfänger vor allem von viel Power fasziniert, heute sind sie eher mit niedrigen Verbrauchswerten zu begeistern.

Sehr alt – aber billig?

Foto: VW Presse

Der alte Golf I aus dem Baujahr 1974 sieht noch passabel aus, hat sogar noch ein Jahr TÜV. Sein Besitzer sagt, man könne damit ohne Probleme noch mindestens 20.000 Kilometer fahren. Ein paar Roststellen, na ja. Farbe, Polster, Himmel, alles etwas angegriffen, aber der Preis ist gut, nur 800 €. Soll ich den kaufen? Nichts gegen den guten alten Golf, aber einem Fahranfänger kann man solche Autos heute nicht mehr empfehlen. Freilich, bei jungen Leuten setzt oft der Geldbeutel das Limit. Aber das darf, jedenfalls bei einer Beratung, nicht das ausschlaggebende Kriterium sein.

Sicherheit

An erster Stelle muss die Sicherheit stehen. Noch immer sind Landstraßen das für Fahranfänger gefährlichste Pflaster. Auf diesen Straßen in ihrem oft schlechten Zustand, mit ihren baulichen Mängeln, tückischen Kurven, Kreuzungen, aber auch ihren Verlockungen, wirkt die mangelnde Erfahrung von Anfängern besonders nachteilig: Nicht selten führen schon kleinere Fahrfehler zur Katastrophe. 

ABS

Erste Empfehlung: „Ihr Auto muss ABS haben!“

Der alte Golf hatte das noch nicht. Denn erst seit 2004 ist das Antiblockiersystem in allen Staaten der EU für neu in den Verkehr kommende Pkw vorgeschrieben. Doch auch schon vorher haben deutsche Hersteller ABS angeboten. Trotzdem sind noch viele Autos ohne ABS am Gebrauchtwagenmarkt. Fahrlehrer gehen im Unterricht auf die Nachteile und Gefahren unlenkbarer Räder und verlängerter Bremswege ein. Die sollten bei einer Beratung zum Autokauf noch einmal hervorgehoben werden. 

ESP

Zweitens: Für Fahranfänger kein Auto ohne ESP!

Das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) hilft, kleine Fahrfehler zu kompensieren. Gerade deshalb ist es für Fahranfänger besonders wichtig. Viele von uns erinnern sich noch an den sog. Elchtest: Am 21. Oktober 1997 kippte die neue A-Klasse von Mercedes bei einem simulierten Ausweichmanöver auf einer Landstraße in Schweden um. Der Testfahrer Robert Collin machte damit weltweit Schlagzeilen. Mercedes reagierte, indem die Spur des neuen Autos verbreitert und es serienmäßig mit ESP ausgestattet wurde. ESP hatte es zuvor nur für die mindestens dreimal so teure S-Klasse gegeben. Danach war die A-Klasse „elchsicher“. Obwohl ESP als aktives Sicherheitssystem nachweislich unfallverhütend wirkt, wurde es erst Ende 2011 halbherzig als verbindlich vorgeschrieben: nämlich nur für gänzlich neu entwickelte Pkw, deren Typgenehmigung erst nach dem 1. November 2011 erfolgte. Da draußen werden also noch viele Pkw ohne ESP feilgehalten.  Da wir hier über erschwingliche „Gebrauchte“ sprechen, soll nicht der ganze Segen der heute existierenden Fahrerassistenzsysteme ausgebreitet werden. Natürlich wären der Bremsassistent und auch der Spurhalteassistent besonders für Fahrnovizen wünschenswert. Aber mit damit ausgerüsteten Autos bewegte man sich wahrscheinlich in preislichen Sphären, die für viele Fahranfänger jenseits ihrer finanziellen Möglichkeiten lägen. 

Auch das gehört zum Thema

Wo kauft man sicher? Was nützen ABS und ESP, wenn die Helfer nicht funktionieren? Und das Auto womöglich auch noch andere versteckte Mängel aufweist? Ein Kauf aus privater Hand kann günstig sein, birgt aber auch Unwägbarkeiten. Die sicherste Adresse für Gebrauchte ist ein renommiertes Autohaus am Ort, das an langfristiger Kundenbindung interessiert ist. Diese Empfehlung ist nie falsch.

GLH