Größe, Geschwindigkeit und Wucht: Erstes Spezialseminar Klasse T

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Dezember/2015, Seite 676

Erstmalig hat der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. in eigener Regie ein Spezialseminar für Fahrlehrer der Fahrlehrerlaubnisklasse T durchgeführt. Es fand am 5. November 2015 in Emerfeld bei Sigmaringen statt und war ein voller Erfolg.

Bei strahlendem Herbstwetter konnten die Seminarleiter Karl-Heinz Schmid und Georg Nübel 12 Teilnehmer im idyllisch gelegenen Örtchen Emerfeld am Südrand der Schwäbischen Alb begrüßen.

Einführung

In einer gut vorbereiteten, begeisternd vorgetragenen Präsentation stellte Schmid den Teilnehmern in 60 Minuten die Fahrerlaubnisklasse T aus seiner ganz persönlichen Sicht dar. Neben den gesetzlichen Bestimmungen und Neuerungen wies er besonders auf die enormen Gefahren und Anforderungen hin, die von den Fahrzeugen, Anhängern und Anbaugeräten dieser Klasse ausgehen. Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen Größe, Geschwindigkeit und Wucht dieser Fahrzeuge. Die von diesen Fahrzeugen/Kombinationen ausgehenden Gefahren in der Ausbildung einsichtig an die jungen Landwirtinnen und Landwirte zu vermitteln, ist ein Ziel dieses Spezialseminars.

Hinterm Lenkrad 

Man muss als Fahrlehrer die Dimensionen dieser Traktoren mit ihren drei Meter breiten Anhängern, mit ihren Front- und Heckanbaugeräten im realen Straßenverkehr hinterm Lenkrad erlebt haben. Dann weiß man, welche Eigendynamik solche Großgeräte entwickeln. Diese Erfahrung hilft enorm bei der Vermittlung der besonderen Gefahrenpotenziale an die Fahrschüler. Dazu Karl-Heinz Schmid: „Wird man an unmöglichen Stellen überholt oder herrscht Gegenverkehr, werden auch für erfahrene Kollegen die Landstraßen plötzlich sehr eng!“

40 km/h – so schnell dürfen 16-Jährige mit ihren Traktoren fahren. Kaum ein Kollege hat sich das getraut. Front- und Heckanbauten werden in der Ausbildung nicht gefordert und deshalb auch nicht verwendet. Solche Fahrzeuge zu bewegen und vom Fahrersitz aus zu erleben, war eine Zielsetzung des Seminars, das Schmid zusammen mit seinen Fahrtrainern aus der Taufe gehoben hat. Die Teilnehmer sollen die Vielfalt unterschiedlicher Schleppertypen in der Praxis erfahren, also nicht nur vom „Notsitz“ oder aus der „Spiegelperspektive“. Dies ist ein Kernstück des Seminars und deshalb den Trainern ein besonderes Anliegen.

So viel zur Theorie – die Praxis zählt

Im Weiteren stellte Karl-Heinz Schmid die Fahrtrainer vor. Dann wurden die Teilnehmer in Gruppen den Fahrzeugstationen zugeteilt. Die über große Sachkenntnis verfügenden Trainer standen bereit, die Teilnehmer mit Einfühlungsvermögen zu begleiten.

Für das Fahren im Realverkehr standen 4 Traktoren mit Anhängern und Anbaugeräten bereit:

  • Fendt Vario 820 mit Frontgewicht 1800 kg und 5-Schar-Volldrehpflug, Einsatzgewicht 13 Tonnen;
  • John Deere mit Anhänger mit zG 20 Tonnen, Breite 3 Meter, Gesamtlänge 14 Meter;
  • Valtra S 170 mit Front- und Heckanbaugerät, Einsatzgewicht 14 Tonnen;
  • Fendt 724 GPS mit Zweiachsanhänger; eine Teilstrecke wurde per GPS-Einsatz autonom gefahren.

Parallel hierzu kamen an drei weiteren Stationen zusätzliche Schlepperkombinationen zum Einsatz.

Karl-Heinz Schmid behandelte am Valtra T 153 Hi-Tech AdBlue mit 20 Tonnen Abschiebewagen die Abfahrtskontrollen gemäß Prüfungsrichtlinie.

Georg Nübel ließ eine Teilnehmergruppe auf einem Geschicklichkeitsparcours rangieren. Dabei wurde ein John Deere 6150 R neuester Bauart verwendet.

Vierte Station: Dort wartete ein Trainer mit einem Valtra Valmet 8000 und einem Tandemanhänger mit 16 Tonnen Gewicht, um Verbinden und Trennen unter Einsatz der Hydraulik durchzuführen. Anschließend rangierten die Teilnehmer rückwärts bergauf zwischen Gebäuden. Alle Teilnehmer waren pausenlos im Einsatz!

Pause Beim Mittagessen im Gasthof Löwen konnte man an den lebhaften Unterhaltungen und leuchtenden Augen sehen, dass es allen großen Spaß machte. Zugleich aber war ein gewisses Erstaunen der Teilnehmer über die Fahrzeugvielfalt, die Fahrdynamik der Fahrzeugkombinationen sowie die Anerkennung der Kompetenz der Trainer nicht zu überhören.

Wieder an die Geräte Nach einer Stärkung mit gutem Essen konnten es die Teilnehmer kaum erwarten, wieder an die Fahrzeuge zu kommen.

Von Traktor zu Traktor, von Station zu Station ging es weiter und im Nu war es 16.00 Uhr.

Fazit Im Seminarraum bat Schmid die Teilnehmer um kurze Stellungnahmen zu Inhalt und Ablauf des Seminars. Es gab nur lobende Worte. Zugleich wurde der Wunsch nach noch mehr Fahrzeit laut. Nach übereinstimmender Aussage gingen die Teilnehmer mit der Überzeugung nach Hause: „So hatten wir die Klasse T noch nie gesehen!“ Karl-Heinz Schmid, Georg Nübel und die Fahrtrainer konnten zufrieden sein.

Schon am 20. November fand in Emerfeld in weiteres Klasse-T-Seminar statt. Auch das war ein voller Erfolg mit glänzenden Kritiken. Dazu ein Teilnehmer, Fahrlehrer aller Klassen: „Dieser Kurs ist super durch die guten Moderatoren und das Fahren im Realverkehr mit verschiedenen Fahrzeugen und Anbaugeräten. Danke, auch an den Verband, für die gute Veranstaltung!“

KHS