Ralf Schütze unterwegs für FPX: Wörth, die Uni der Trucker

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Dezember/2015, Seite 678

Jahr für Jahr entscheiden sich immer mehr Fahrlehrer/innen dafür, das Fortbildungsseminar der Klasse CE des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg bei der Mercedes-Benz-Fahrerinformation in Wörth am Rhein zu absolvieren. 2016 werden es zwischen Februar und Dezember sieben Gruppen mit rund 170 Teilnehmern sein. Verbandsvorsitzender Jochen Klima betont den hohen Nutzwert für die Teilnehmer, den die Reaktionen der Absolventen immer wieder bestätigen: „Das Programm wird konsequent weiterentwickelt und ständig aktualisiert, sodass auch auf Mehrfachteilnehmer immer interessante neue Erkenntnisse und Herausforderungen warten.“ Besonders hervorzuheben: Die einzelnen Seminarinhalte werden – abgestimmt auf die Gruppe – flexibel behandelt, sowohl zügig fortschreitend als auch detailliert und vertieft.

Die praktischen Übungen sind ein wichtiger und sehr beliebter Teil des CE-Seminars in Wörth
(Foto: Ralf Schütze)

Theorie trifft Praxis Als enorm wertvoll und spannend erwies sich für die Teilnehmer der Juli-Veranstaltung 2015 der vermeintliche Theorie-Teil mit Polizeihauptkommissar Thomas Fritz von der Verkehrspolizei Esslingen. „Vermeintlich“, weil Fritz im Laufe der vier Seminarstunden auf alle theoretischen Grundlagen des Themas „Digitales Kontrollgerät“ eingeht, aber momentan auf „greifbar“ umschaltet, wenn die Teilnehmer zu Details aus der Praxis fragen. Und das tun sie lebhaft. Die hohe Aufmerksamkeit fürs Thema kommt für Thomas Fritz keinesfalls überraschend:

„Das Interesse der Fahrlehrer konzentriert sich vor allem auf die Sozialvorschriften selbst, aber besonders auf das Kontrollgerät. Sie bringen immer sehr viele Fragen aus dem Kreis ihrer Schüler und Lehrgangsteilnehmer mit. Da brennt‘s vor allem bei den Sozialvorschriften und den darin enthaltenen Sonderregelungen.“ Fragen, die in diesem Zusammenhang laut dem theoretisch versierten und praktisch erfahrenen Polizeihauptkommissar immer wieder auftauchen: „Bin ich von einer Vorschrift ausgenommen oder nicht? Muss ich meine Lenk- und Ruhezeiten komplett dokumentieren? Wofür kann ich eine Freibescheinigung nehmen?“

Übungsgerät oder Software? Nächster spannender Themenkreis, bei dem die Teilnehmer an der CE-Fortbildung besonders intensiv nachfragen: Details im Umgang mit den Kontrollgeräten. Thomas Fritz weiß aus Erfahrung: „Zunächst geht es allgemein um die richtige Bedienung des Gerätes, vor allem die richtige Einstellung des Zeitgruppenschalters. Das größte Problem aber ist der Nachtrag: Wie mache ich den Nachtrag richtig, wie kann ich das den Teilnehmern vermitteln? Setze ich ein Übungsgerät oder eine Software ein? Wie kann ich dem Teilnehmer kurz und verständlich dieses sehr komplexe Thema näherbringen?“ Wenn man außerhalb einer Fahrlehrerfortbildung Antworten auf solche Fragen suche, sei der Fahrlehrerverband der richtige Ansprechpartner für eine umfangreiche Auskunft. Als weitere Informationsquellen sieht Thomas Fritz die Behörden selbst, allen voran die Aufsichtsbehörden (Amt für Arbeitsschutz oder Gewerbeaufsicht). In Baden-Württemberg kämen noch die Landratsämter mit ihren Gewerbeaufsichtsabteilungen hinzu oder die Internetplattform des Bundesamtes für Güterverkehr. Vor der Hilfesuche in Internetforen müsse der Polizeihauptkommissar allerdings warnen: „Die muss man mit äußerster Vorsicht genießen, weil das eben keine juristische Bewertung sein kann. Da steht nicht selten auch mal Unsinn drin.“

Stimmen CE-Fortbildungsteilnehmer Michael Wittler aus Hamm betreut pro Jahr rund 40 Lkw-, 20 Bus- und 300 Pkw-Schüler. Für ihn habe sich die Teilnahme in Wörth vollauf gelohnt, denn: „Das Seminar ist einfach super, das kann ich nicht anders sagen. Ich habe bereits vier andere miterlebt, aber das war kein Vergleich hierzu – in der Qualität des Seminars und vor allem der Referenten.“ Diesen Eindruck kann Hermann Sieverding aus Vechta bei Bremen nur bestätigen. Er interessiere sich vor allem dafür, wie man seinen Fahrschülern die komplexe Bedienung der Kontrollgeräte am besten vermitteln könne: „Der Fahrer muss eigentlich mehr als die Polizei wissen. Wenn er in eine Kontrolle gerät, dann wird gecheckt, ob er die letzten 28 Tage korrekt gearbeitet hat.“ Deshalb gefalle ihm das Wörth-Seminar sehr gut. Obwohl es durchaus nicht einfach sei, als Ausbilder seinerseits ein Seminar zu besuchen. Aber: „Die Ausbilder bei dieser Fortbildung sind alle sehr engagiert und mit Freude bei der Sache.“

Lebendiger Dialog Es geht offenbar nichts über den Dialog zwischen Seminarteilnehmer und Unterrichtenden, um komplexen Fragen auf den Grund zu kommen. Auch in dieser Hinsicht weiß Thomas Fritz aus seinem reichen Erfahrungsschatz von vielen Seminaren und ständiger Berufspraxis als Polizist: „Viele Teilnehmer bringen wegen der Komplexität der Themen ihre Fragen lieber zu solchen Weiterbildungen mit, wo sich ein Referent gut auskennt und wo man gemeinsam im Dialog den Problemen und Fragen auf den Grund gehen kann. Zu diesem Zweck waren manche Teilnehmer schon drei, vier Mal hier, um so ihr Wissen spätestens alle zwei Jahre aufzufrischen.“ Bei der didaktischen Vorgehensweise habe sich ebenfalls im Laufe der Zeit eine bestimmte Vorgehensweise bewährt. Fritz pflege den Grundsatz: „Weniger in der Vermittlung ist mehr im Verständnis!“ Das gelte sowohl für die CE-Fortbildung selbst als auch für die Seminare, die die Fahrlehrer ihrerseits halten. Thomas Fritz' Tipp in diesem Zusammenhang: „Lieber komplizierte Einzelthemen weglassen und das große Allgemeine verständlich vermitteln. Gerade die Rechtslage ist sehr kompliziert, die muss man runterbrechen auf einen verständlichen Konsens mit anschaulicher und einfacher Darstellung.“

Meisterliches Fahren Bei aller Theorie dürfe man jedoch das Fahrdidaktische nicht vernachlässigen, so die einhellige Meinung der Teilnehmer wie auch der Referenten, allen voran Fahrlehrer Wolfgang Fischer. Er ist seit vielen Jahren Nutzfahrzeug-Referent des baden-württembergischen Fahrlehrerverbandes und schöpft aus dem reichen Erfahrungsschatz von rund 30 CE-Fortbildungen. Das CE-Seminar umfasst insgesamt einen zwölfstündigen Theorie-/Technikblock und einen fahrdidaktischen Teil von zwölf Unterrichtsstunden á 45 Minuten – unter anderem mit fahrpraktischen Übungen, die, wie die theoretischen Inhalte, von Jahr zu Jahr weiterentwickelt werden. Am zweiten Tag ist Fahren im Realverkehr angesagt. Es sind brandneue Lkw vom Typ Mercedes-Benz Actros 18430 im Einsatz – und zwar voll beladen und somit insgesamt 40 Tonnen schwer. Wie die übrigen 23 Teilnehmer ist auch Hermann Sieverding hier mit sichtlicher Begeisterung bei der Sache: „Ich finde vor allem die energiesparende Fahrweise sehr interessant. Das wird bei vielen Schülern später in ihren Arbeitsverträgen stehen. Sie dürfen dann bestimmte Verbrauchsgrenzen nicht überschreiten. Und da müssen wir sie hinbringen.“ Die Fähigkeit hierzu in der CE-Fahrlehrerfortbildung in Wörth am Rhein zu erlernen bzw. weiterzuentwickeln, sei allein schon Motivation genug.