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© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Oktober/2015, Seite 538

Fahrsimulator – die Stunde der Rigoristen

„Unser neuer Simulator ist ein Fahrstundensparer“, verkündete in den 70er Jahren die Werbung einer „progressiven“ Fahrschule. Die Reaktion der Konkurrenz war harsch und ließ keinen guten Faden an dem angeblichen Wunderding, das man seinerzeit auch Fahrstand oder Standfahrgerät nannte. Tatsächlich, diese Apparate aus der digitalen Vorzeit waren weit davon entfernt, die Realität des Autofahrens nachzubilden. Entsprechend gering war das Interesse der Fahrschulen. Doch Anfang der 90-Jahre ließ die Nachricht aufhorchen, ein Dortmunder Unternehmen namens AITEC GmbH entwickle mit finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen einen computergestützten Fahrsimulator, dessen Simulationsfähigkeit in allem der Realität sehr nahe komme. 38 baden-württembergische Fahrlehrer waren nach Probefahrten auf dem AITEC-Simulator sehr angetan, schauderten jedoch, als sie den Anschaffungspreis von 25 Millionen hörten. AITEC machte klar, man denke nicht daran, die Maschinen an Fahrschulen zu vertreiben, sondern Zentren aufzubauen, in denen vorwiegend angehende Lkw-Fahrer vorgeschult würden. Niemand dachte seinerzeit daran, das Fahrlehrergesetz könnte dem Vorhaben von AITEC im Wege stehen.

Nun aber sind seit einiger Zeit handliche Simulatoren auf dem Markt, die bei erschwinglichem Anschaffungspreis außerordentliche Leistung bieten (siehe FPX 8/2014 S. 495). Und plötzlich entdecken berufsständische Eiferer das lang von ihnen verfemte Gerät und wollen es unter die Kuratel des Fahrlehrergesetzes stellen. Ihr Credo: „Wenn ein Mensch auf einem Simulator das Fahren übt, muss ein leibhaftiger Fahrlehrer als Aufseher daneben stehen!“ Potztausend! Woher wissen diese Leute eigentlich, wo die Simulatoren stehen? Im Supermarkt nebenan? Oder im Foyer der jugend-affinen Kreissparkasse? Oder wo noch? Fehlt nur noch, dass diese Rigoristen verlangen, Fahrsimulatoren müssten erstens qua Gesetz zur Pflichtausstattung jeder Fahrschule erhoben werden und dürften zweitens nur noch in solchen betrieben werden. Da muss dann wahrscheinlich auch noch Eltern verboten werden, ihren Kindern auf ADAC-Übungsplätzen das Anfahren und Schalten beizubringen. Noch ist es nicht so weit, aber weiß der Herr, was man sich in Berlin noch alles ausdenkt? GLH


Mit dem Fahrsimulator sollen Fahrschüler auf die ersten
Fahrstunden vorbereitet werden (Bild: Verlag Heinrich Vogel)

 

Im Nu 5 Punkte

„Im Nu hatte ich fünf Punkte beieinander, unglaublich, wie schnell das geht.“ Julia B., 24, fährt einen scharfen Mini, der sie „manchmal zu viel Gas geben lässt“ ... „Jetzt habe ich die Kurve gerade noch gekriegt und bin durch Besuch eines Fahreignungsseminars einen Punkt losgeworden. Die Warnung vom Amt, so habe ich das jedenfalls empfunden, kam für mich viel zu spät. Meine 'Untaten' waren ausnahmslos etwas zu hohe Geschwindigkeiten, nicht Raserei, aber eben manchmal etwas zu flink. Ein Nasenstüber bei zwei oder drei Punkten hätte mich schon früher geweckt. Als ich die bedrohlichen Fünf hatte und erfuhr, dass bei drei weiteren Schluss ist, war ich hellwach und habe seither den Tacho ständig im Auge.“ Soweit Julia B.

Und sie ist nicht allein: Immer öfter erzählen Autofahrer/innen, wie sie vom schnellen Punktanstieg überrascht wurden. Es ist wohl an der Zeit, Minister Dobrindt vorzuschlagen, das Fahreignungs-Bewertungssystem etwas transparenter zu machen. GLH