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EDITORIAL: Flüchtlinge - Sind wir bereit?

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe November/2015, Seite 587

Liebe Leserinnen und Leser,

als ich im Juni dieses Jahres vorschlug, Arabisch als weitere Prüfungssprache in die FeV aufzunehmen, waren die mittlerweile erreichten Dimensionen des Zustroms von Flüchtlingen bei Weitem noch nicht absehbar. Inzwischen sind auch andere auf diesen Zug aufgesprungen. Und wenn die Buschtrommel recht hat, ist Arabisch auf dem Weg, Prüfungssprache zu werden. Allein in diesem Jahr sollen mehr als 800.000 Asylsuchende nach Deutschland kommen. Viele werden bleiben, und somit ist es wichtig, diese Menschen so schnell wie möglich zu integrieren. Dabei kann – neben dem Erlernen der deutschen Sprache – der Erwerb des Führerscheins ein ganz wesentlicher Baustein sein. Insofern kommt auch auf die Fahrschulen eine ziemliche Herausforderung zu.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich weiß sehr genau, das Unterrichten von Menschen, die nicht oder nur sehr wenig Deutsch können, ist schwere Arbeit. Wir brauchen Hilfe, und zwar von sprachkundigen Menschen, die beim Theorieunterricht und bei den Fahrstunden dolmetschen können. Die deutsche Fahrlehrerschaft hat in den letzten sechs Jahrzehnten gezeigt, dass sie das stemmen kann. Ich denke an Tausende Italiener, Spanier, Portugiesen, Griechen, Jugoslawen und Türken, die wir, beginnend in den späten 50er-Jahren, erfolgreich ausgebildet haben. Ebenso wie eine große Zahl russischsprachiger Menschen, die seit den 80er-Jahren zu uns gekommen sind. Wir haben immer wieder deutlich gemacht, dass wir willens und in der Lage sind, mit organisatorischem Geschick und Improvisation diese wichtige Integrationsaufgabe zu leisten.

Ich bitte Sie herzlich, nehmen Sie diese Herausforderung an. Kommen Sie diesen Menschen, die oft viel Schlimmes hinter sich haben, mit einem herzlichen Willkommen entgegen. Sie sind Kunden, die unserer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Helfen Sie mit, dass diese Menschen wieder Fuß fassen können.

Und ein Letztes: Der Zustrom junger Familien, junger Menschen überhaupt, kann in den kommenden Jahren helfen, den demografisch bedingten Rückgang von Führerscheininteressenten ein wenig abzufedern.

In diesem Sinne grüße ich Sie herzlich
Ihr
Jochen Klima