Update: Ablenkung - Automobilclubs sind gefordert / Mein Mann fährt jetzt Pedelec

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe April/2016, Seite 178

Ablenkung: Automobilclubs sind gefordert

Für Automobilclubs ist der Schutz ihrer Mitglieder vor einem Übermaß an Regelungen sowie vor Ausbeutung durch den Fiskus immer ein dankbares Thema. Das liegt in der Natur der Sache und ist grundsätzlich zu begrüßen. Eine der gefährlichsten Unarten im Straßenverkehr ist der Gebrauch von Smartphones während des Führens von Kraftfahrzeugen. Wahrscheinlich sind unter diesen Sündern – die man bitte nicht als harmlos abtun darf – auch viele Clubmitglieder. Der ACE Auto Club Europa sieht einer jüngsten Pressemeldung zufolge in der Ablenkung durch Smartphones gar eine Ursache „für die erneut gestiegene Zahl an Unfällen und Verkehrstoten” des Jahres 2015. Das trifft wohl zu. Und dies so deutlich zu sagen, ist lobenswert. Aber das genügt bei Weitem nicht, zumal sich die Unfallforschung mit dieser klammheimlichen Causa in den letzten Jahren viel zu wenig befasst hat. Lobenswert ist auch, dass sich ein großer Automobilclub mit immer neuen Crashtests der Verbesserung von Knautschzonen annimmt. Doch das ist Prävention der letzten Phase. Mindestens genauso wichtig wären aktive Kampagnen zur Bekämpfung der unerlaubten Benutzung von Smartphones und anderer elektronischer Gadgets. Und da sieht’s eher mager aus. Scheuen sich die Clubs, ihre Mitglieder damit zu behelligen, ihnen den Spiegel vorzuhalten? Die oft unerklärten Ursachen schwerer Unfälle, namentlich auf Landstraßen, müssen intensiver untersucht werden. Auch damit hat der ACE Recht. Doch auch das ersetzt nicht aktive Aufklärung. Die deutschen Automobilclubs müssen hier deutlicher Flagge zeigen, indem sie das Handy am Ohr, das Texten und Surfen während der Fahrt immer wieder als hochgefährliches Verhalten brandmarken. Das muss beharrlich geschehen, auch wenn es einen Teil ihrer rd. 20 Millionen Mitglieder nervt. – Aber vielleicht hilft ja gerade das. GLH

Mein Mann fährt jetzt Pedelec

Im Oktober 2004 erklärten wir an dieser Stelle, was ein Pedelec ist und worauf dieses britisch- amerikanische Akronym beruht. Vor nunmehr bald 12 Jahren fuhren diese zweirädrigen Stromer nur vereinzelt auf deutschen Straßen. Doch das Ding hat inzwischen eine unglaubliche Karriere hingelegt. Als ich meinen FLYER im Februar zur „Inspektion“ brachte – das feine Rohloff-Getriebe verlangt alle 5.000 Kilometer einen Ölwechsel –, traf ich auf eine Schlange wartender E-Biker. Die Werkstatt boomt! Kein Wunder, denn im letzten Jahr verkauften die deutschen Händler 535.000 E-Bikes, 11,5% mehr als 2014. Der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) bezifferte in einer Pressemitteilung vom 8. März 2016 den Gesamtbestand der E-Bikes in Deutschland auf 2,5 Millionen. Davon sind ca. 95% Pedelecs, bei denen die Tretkraft bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h durch einen Elektromotor mit einer Nenndauerleistung von maximal 250 Watt unterstützt wird. Vor mir stand eine Nachbarin in der Schlange, die mir überglücklich verkündete: „Meinen Mann habe ich jetzt auch so weit, der lässt das Auto oft stehen und fährt mit dem Pedelec zur Arbeit.“ Solche Statements mögen dem ZIV gefallen, der in seiner Pressemitteilung stolz kundgibt: Die Fahrradindustrie hat damit erneut ihren Beitrag zu den Elektromobilitätszielen der Bundesregierung erbracht. GLH