EDITORIAL: Christian Lindner kommt

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Februar/2016, Seite 59

Liebe Leserinnen und Leser,

die „Wutrede“ des FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner Anfang Februar 2015 im Düsseldorfer Landtag ist ein Renner im Internet. Wutrede? Nein, es war eine nüchterne, wenn auch mit Leidenschaft vorgetragene, Abrechnung mit auf Häme programmierten Politikern. Es war die öffentliche Vorführung einer Spezies, die ihr Leben lang vom Staat lebt, unternehmerisch selbst nie etwas unternommen, geschweige denn riskiert hat. Es sind dies Politiker mit ausgeprägtem Regulierungsdrang, die gründungswilligen jungen Menschen oft Steine in den Weg schmeißen. Lindners klares Bekenntnis zu unternehmerischer Initiative macht vielen Mittelständlern Hoffnung, von der Politik in Zukunft wieder besser gehört zu werden. Die FDP ist seit der letzten Bundestagswahl durch ein Tal der Tränen gegangen. Doch Lindner hat den Intellekt, den Mut und den Drive, die FDP wieder bergan zu führen und die liberalen Kräfte in unserem Land neu zu bündeln. Wenn er am 16. April 2016 in Friedrichshafen auf der Mitgliederversammlung des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. spricht, ist die Landtagswahl schon Geschichte. Für diese Wahl, werden manche denken, kommt er zu spät. Dennoch kommt er, und das werden ihm viele Kolleginnen und Kollegen hoch anrechnen.

Was kann uns Lindner sagen, wo er doch nicht mitregiert? Wenn wir nur noch den Regierenden zuhören würden, entgingen uns alternative Politikentwürfe. Aber gerade die sind für eine lebendige Demokratie unverzichtbar. Jetzt, da nach 20 Jahren Stillstand endlich wieder Bewegung in die Entwicklung der Rahmenbedingungen für unseren Beruf kommen soll, sind Alternativen wichtiger denn je! Wollen wir noch mehr Überwachung, nur um „Fahrschulkonzernen“ die Geschäfte zu besorgen? Wollen wir das Fahrlehrergesetz entkernen, um die kleinen Fahrschulen besser an die Wand drücken zu können? Sollen Fahrschulen, denen mangels fachlicher Qualifikation eine Fahrschulerlaubnis der Klassen A oder CE nicht erteilt werden kann, künftig auch Fahrschüler dieser Klassen aufnehmen dürfen? Um sie gegen Provision an andere Fahrschulen verschachern zu können? Fragen über Fragen. Wir sind gespannt, was ein Liberaler zu Entwürfen staatlicher Rahmenbedingungen zu sagen hat, die den kleinen Unternehmen die Luft abstellen.

Es grüßt Sie sehr herzlich

Ihr

Jochen Klima