Update: Update: Geistig abwesende Fußgänger / 150 Jahr TÜV SÜD

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Februar/2016, Seite 62

Geistig abwesende Fußgänger

CBS, einer der bedeutendsten US-Fernsehsender, wartete zwischen den Jahren in seiner abendlichen Nachrichtensendung mit einem Bericht über gefährliche Ablenkungen durch das Smartphone auf. Adressaten waren in diesem Fall nicht die Autofahrer, sondern die Fußgänger. Nach den Erhebungen von CBS haben Unfälle von durch den Gebrauch ihres Handys geistig abwesenden Fußgängern erheblich zugenommen: Sie fallen in Bahnhöfen auf das Gleisbett, rennen gegen Schaufenster, rempeln andere an, schmeißen gar ältere Menschen und Kinder um, laufen bei Rot über die Fahrbahn und fallen Treppen hinunter.

Immer und überall erreichbar zu sein, laufend mit irgendjemand zu quatschen, zu texten oder im Internet zu surfen, hat auch hierzulande schon die Dimension einer Sucht erreicht. Oder soll man es Volksseuche nennen? Außer dem Rat, als Fußgänger beim Gebrauch des Smartphones entweder stehen zu bleiben oder es in der Tasche zu lassen, hatte CBS keine Lösung des Problems parat. Aber eigentlich würde die Befolgung dieser einfachen Empfehlungen ja schon genügen. Ein Letztes: Selbstverständlich können auch Fußgänger wegen fahrlässiger Körperverletzung strafrechtlich und zivilrechtlich belangt werden. Auch wer als Fußgänger Sach- oder Vermögensschäden anrichtet, haftet dafür.  GLH

150 Jahre TÜV SÜD

Anfang des 19. Jahrhunderts war Deutschland ein Agrarstaat. Die meisten Menschen waren auf Feldern und in Ställen beschäftigt. Von Industrie noch keine Spur. Ab der Mitte des Jahrhunderts leitete die Eisenbahn die Wende ein. Nichts kann die rasante Industrialisierung besser verdeutlichen als deren Entwicklung: 1835 maß die einzige in Deutschland mit Dampflok befahrene Bahntrasse eine Länge von 6 Kilometern (Nürnberg – Fürth), aber um die Jahrhundertwende gab es im Deutschen Reich schon 50.000 Streckenkilometer der Bahn. Dampf war im Rennen um die industrielle Vormacht in Europa die entscheidende Power. Die Maschinen der neu entstandenen Fabriken wurden vorwiegend mit Dampf betrieben. Selbst in die Landwirtschaft zog der Dampf als Antriebskraft für Pflüge und Dreschmaschinen ein. Nicht selten verursachten explodierende Dampfkessel Verletzungen, Tod und großen Sachschaden. Dies künftig zu verhindern, nahmen sich 21 badische Dampfkesselbesitzer vor und gründeten am 6. Januar 1866 die GESELLSCHAFT ZUR ÜBERWACHUNG UND VERSICHERUNG VON DAMPFKESSELN mit Sitz in Mannheim. Das war die Geburtsstunde des heutigen TÜV SÜD. Das badische Beispiel machte bald auch in vielen anderen Regionen Deutschlands Schule. Nun feiert dieser erste Dampfkessel-Revisions-Verein, der Ur-TÜV also, sein 150-jähriges Bestehen. Durch staatliche Beleihung kam Anfang des 20. Jahrhunderts die Prüfung von Kraftfahrzeugen und deren Führer als wichtige Aufgabe hinzu. Die Fahrschulen in Baden-Württemberg hatten es lange Zeit mit zwei voneinander unabhängigen Prüforganisationen, dem TÜV Baden e.V. und dem TÜV Stuttgart e.V., zu tun. Die beiden fusionierten 1990 zum TÜV Südwest e.V. und gingen schließlich 1996 mit dem TÜV Bayern zusammen, wodurch unter Einschluss des TÜV Sachsen der TÜV SÜD entstand. Heute ist die TÜV SÜD Gruppe eine weltweit auf sehr unterschiedlichen Gebieten tätige Prüforganisation mit mehr als 22.000 Mitarbeitenden und einem für 2015 geschätzten Jahresumsatz von erheblich über 2 Milliarden Euro. – Eine in 25 Jahren zu außerordentlicher Größe gewachsene Organisation – und doch kein seelenloser Multi. Manch pensionierter Fahrschulinhaber, der jetzt mit klarem Blick von außen draufschaut, mag denken: „Diesen TÜV hätten wir damals auch gerne gehabt.“ GLH