MotorradTotal 2016 in Andorra: Pireneos famose

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Oktober/2016, Seite 546

Fotos: Jochen Klima

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MotorradTotal führte uns diesmal in die Pyrenäen. Dieses teils schroffe Gebirge zieht sich vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Und es trennt den spanischen vom französischen Kulturraum. In dieser Septemberwoche jedoch vereinen die Pyrenäen Motorradfahrlehrer aus vielen deutschen Bundesländern. Und die sind sich einig: Dieses Gebirge gehört fahrerisch zum Besten, was die Welt für Biker zu bieten hat.

80 Motorräder in Reihe passten nicht ganz auf's Bild

Südlich der Grenze verspeist man hausgemachte Tortillas, nördlich den leckeren Fromage du Chèvre und trinkt dazu Rioja, Navarra oder Bordeaux, es kommt darauf an, auf welcher Seite man gerade verweilt. Quasi als Vorspeise genießen unsere Balance-Artisten einen Kurventango vom Allerfeinsten. Die Pyrenäen haben gegenüber den Alpen nur den einen Nachteil: Sie sind weiter entfernt. Dafür punkten sie mit Ursprünglichkeit, Wildheit und Verkehrsarmut. Das jedenfalls sagen uns die Reiseführer der Region einstimmig. Und das vorweg: Unser Standquartier ist das „Hotel Nòrdic“ in El Tarter/Andorra.

Seminarauftakt in Clermont-Ferrand

Dritter Samstag im September. Ankunft im „Comfort Hotel Clermont“, dem für alle Teilnehmer offiziellen Sammel- und Startpunkt der Seminarwoche. Früh morgens traf ich mich mit Peter in Ludwigsburg, einem Kollegen aus meinem Kreisverein. Wir hatten eine Strecke von 770 Kilometern vor uns. Wolkenschwangerer Himmel sorgte streckenweise für nasse Fahrbahnen. Fürs zügige Vorankommen war Expresszuschlag der französischen Autobahnen fällig. Clermont-Ferrand ist die Hauptstadt der französischen Region Auvergne und mit 141.600 Einwohnern die größte Stadt im Département Puy-de-Dôme. Sie ist Knotenpunkt der Magistralen Paris-Barcelona (Nord-Süd ) sowie Lyon-Bordeaux (Ost-West). Ein idealer Ausgangspunkt für die Weiterfahrt nach Andorra. Allmählich füllt sich der Hotelhof mit Motorrädern, an die 80 sollen es sein. Eine KTM 1050 Adventure rollt leichtfüßig mit einer Honda CB 1000 R im Schlepptau auf den Hof. Später folgt noch – deutlich staatstragender – eine aktuelle BMW K 1600 G. Ulf, unser Instruktor, fährt eine BMW 1200 GS, die er bei seiner zweitägigen Anreise hierher schon ein wenig über die Pässe gescheucht hat, was seinem Bericht nach höchst erquickend gewesen sein muss. Aber das ist eine andere Geschichte. An der Hotelbar abends werden bei einem Gläschen Sekt die „alten Hasen“ wie auch alle „Newcomer“ herzlich empfangen. Vorsitzender Jochen Klima und Motorradreferent Karl-Heinz Hiller führen kurz in die Seminarwoche ein und stellen das Team von MotorradTotal vor.

Erwartungsvoller Aufbruch

Apropos Geschichten. Sicher bin ich nicht der Einzige, der noch nie in Andorra war. Aber ich komme mir so vor. Wolfgang, Peter, Ulf und Jürgen parlieren beim Frühstück in einem fort von tollen Strecken und Plätzen (für mich durchweg böhmische Dörfer!): „Col de Pailhères! Jaaa, das ist der Knaller!“ „Route des Corniche? Wahnsinn, da müssen wir unbedingt hin!“ „Aaaah, Andorra la Vella!“ „Kennst du den Talksteinbruch von Trimouns? Der Hammer!“ Ich kann es bald nicht mehr hören. Sind die Pyrenäen wirklich unübertrefflich, sozusagen das Nonplusultra der Motorrad-Destinationen? Und wenn ja: Warum habe ich meine Reifen bislang auf Strecken der Mittelmäßigkeit abgerubbelt? Ich will es wissen. Jetzt!

Jeder hat schon am Vortag eine Teilnehmermappe mit umfangreichen Informationen zur Fortbildungswoche erhalten. Dort steht die Anfahrt (Realverkehr I) unter dem Motto „Über die Cevennen, unter der höchsten Brücke, auf das Dach Europas“.

Viaduc de Milau: längste Schrägseilbrücke der Welt und mit 343 m Höhe das höchste Bauwerk Frankreis

Knapp 600 Kilometer Von Clermont-Ferrand bis zum Standquartier in Andorra sind 594 Kilometer unter die Räder zu nehmen. Die Autobahn A 75 Richtung Montpellier schafft davon erst mal einiges, bevor wir diese in Richtung Millau verlassen. Der Himmel ist wolkenverhangen, Kälte schleicht sich die Hänge hinab in die Region Midi-Pyrénées. Es wird frisch unter meinen Klamotten, eisige Luft bläst mir ins Visier. Die Griffheizung läuft auf Toaster-Modus, dennoch frosten die Fingerspitzen wie Fischstäbchen in der Tiefkühltruhe. Bestimmt wird es gleich wärmer, wenn die Sonne ihre Strahlen über die Hügel schickt – hofft meine Fantasie. Das Bordthermometer hält sich mehr an die Realitäten und meldet 8 Grad ins Cockpit. Wann habe ich zuletzt so gefroren? Was mach’ ich überhaupt hier? 20 Minuten später, 14 Grad, jetzt weiß ich es endlich: Eine Fontäne glühender Gelb- und Grüntöne schießt mir in die Augen. Vor mir liegen die Cevennen, der südöstliche Teil des französischen Zentralmassivs. Über dem mit engen, steilen Schluchten und Hochebenen gesegneten Karstgebirge liegt ein Dunst, den die Sonne rasch wegbrennt. Was für ein Spektakel! Ich brauche dringend einen Café au lait zum Auftauen. Nach einem Zwischenstopp unter dem „Viaduc de Millau“ (längste Schrägseilbrücke der Welt, zugleich mit einer Pfeilerhöhe von 343 Metern höchstes Bauwerk Frankreichs) finden wir in dem Städtchen Albi Zeit für einen ausgiebigen Boxenstopp. Als wären beim Ausbau des Circuit Paul Ricard etliche Schikanen übrig geblieben und hätten noch verwertet werden müssen, so präsentiert sich die kurvige Autobahn A 66 bei unserer Weiterfahrt. Über Foix und Ax-les-Thermes erreichen wir die Grenze zu Andorra. Mit den ersten Kehren über den Pas de la Casa sind wir an unserem Tagesziel El Tarter.

Realverkehr II

Damit der Streckenverlauf durch die französische Region Languedoc-Roussillon später nicht aussieht wie computeranimierte Langstreckenanalyse nach einem Fußballspiel, kann ein akribisch ausgetüfteltes Roadbook à la Karl-Heinz Hiller nur nützlich sein. Das ist angesichts der vielen Optionen gar nicht so einfach. Optimaler Start in den zweiten Tag. Wir machen uns auf den Weg über den Pas de la Casa in Richtung Frankreich. Eingehüllt in eine nasskalte Nebelwand überqueren vorneweg Wolfgang, dann Ulf als Instruktor und folgend der Rest unserer insgesamt neunköpfigen Gruppe die Passhöhe. Mit jedem verlorenen Höhenmeter Richtung Ax-les-Thermes wird die Temperatur etwas erträglicher. Sogar der Himmel reißt auf, und schüchterne Sonnenstrahlen streicheln das Gemüt. Das weckt die Lust, einfach nur zu fahren. Ab in die Berglandschaft der Region Languedoc-Roussillon, über den Col de Chioula und Col des Sept Frères bis nach Quillan, ein Stückchen entlang der D 117 und wieder rein in felsüberhangene Kurvenschluchten, deren enge, mit Steinresten übersäte Trasse zur zurückhaltenden Gangart mahnt. Weiter über Pässe, von denen ich noch nie gehört hatte. Warum eigentlich nicht? Kurviger als viele prominente Alpenstrecken sind die Straßen im Vorland der Pyrenäen allemal. Um alles in sich aufzunehmen und neue Kraft zu tanken, hilft ein kleines Päuschen am Wegesrand. Gern auch mit leckerem Schinken und Käse auf frischem Baguette.

Der Solarschmelzofen (Sonnenofen) in Odeillo ist ein optisches System zur Bereitstellung konzentrierter Sonnenstrahlung. Die konzentrierte Energie des Sonnenlichts kann für die einfache Erhitzung eines Materials, Alterungsexperimente von Kunststoffen oder Lacken, endotherme chemische Reaktionen oder für Belastungsexperimente mit mechanischen oder elektrischen Bauteilen verwendet werden. (Wikipedia)

Auch die Kultur darf nicht zu kurz kommen, deshalb eine Stippvisite in Odeillo beim größten Solarschmelzofen der Welt – mit einem (1) MW thermischer Leistung und Temperaturen bis rund 3.600°C. Danach bringen uns weitere tolle Kurvenstrecken entlang des Lac Matemale und des Col de Puymorens inmitten einer noch tolleren Landschaft zurück nach El Tarter. Magnifique!

Ich genieße die Herausforderung, denn sie entpuppt sich als Denkanstoß: Wir leben in einer Zeit der raschen Abläufe, der hohen Drehzahlen. Informationsflut, permanente Erreichbarkeit, ständige Unterbrechungen – diesen Dauerstress hält kein Hirn aus! Wer hätte mit dem Wort „Work-Life-Balance“ früher etwas anzufangen gewusst? Manchmal möchte man einfach nur erschöpft den Kopf auf den Tisch legen und nicht mehr denken müssen. Einziger Ausweg: Motorradtherapie! Und genau die mache ich auf dem Weg nach Andorra: Ich fühle mich auf wundersame Weise zurückversetzt in eine Zeit vor Erfindung des Internets. Man findet plötzlich wieder Zeit für die kleinen Dinge am Wegesrand und die Begegnungen mit den Kolleginnen und Kollegen – weil meistens doch sie es sind, die MotorradTotal unvergesslich machen.

Der Theorieblock

Dienstag ist Theorietag. Dieser Teil entspricht, wie auch die praktischen Teile des Seminars, den Vorgaben des § 33a Absatz 1 Fahrlehrergesetz. Jochen Klima doziert am Vormittag über die anstehenden rechtlichen Änderungen, besonders über die Fahrlehrerrechtsreform.

Am Nachmittag geht es um die provokante These: „Schüler werden immer schlechter“. Dabei werden die Fragen aufgeworfen: Ist dies wirklich so? Wenn ja, warum? Was kann uns helfen? Hoch interessant wird das Thema von Siggi Ferl in einem Mix von Vortrag, Gruppenarbeit und Diskussion aufgearbeitet.

In Gruppen aufgeteilt erarbeiteten die Teilnehmer neue Ideen für eine zeitgemäße Fahrschülerausbildung

Der Theorietag ist auch für mich die Zeit, die ersten Zeilen für den Bericht über MotorradTotal zu schreiben. Diese ehrenvolle Aufgabe hat auch folgende Seiten: langweilige Recherchen im Internet, stundenlanges Eingekerkertsein im dunklen und kalten Verlies des Hotelzimmers, Studieren von Karten et cetera pp. Am Ende zählt jedoch nur eines – für Redakteure und Leser gleichermaßen: ein interessanter Bericht in der FahrSchulPraxis.

Die Pflicht ruft

Andorra. Jeden Abend um 19.30 Uhr treffen sich die Instruktoren und Mitarbeiter von MotorradTotal zur Abendkonferenz. Dann wird über alles gesprochen und diskutiert, was für den reibungslosen Ablauf des Seminars notwendig ist. Schon um sieben Uhr morgens trifft man einige mit einem Kaffee in der Hand, um die ersten Vorbereitungen für den anstehenden Fortbildungstag zu treffen, andere Kollegen hocken bis tief in die Nacht vor dem Rechner und planen die nächste Realverkehrstour. Manche machen sogar beides. Doch zurück zum unverrückbaren Pflichttermin täglich um 19.30 Uhr im MotorradTotal- Konferenzraum. Hier erhalten die Instruktoren die wichtigsten Infos und Arbeitsaufträge. Der Chef vom Dienst, Karl-Heinz Hiller, ist bei MotorradTotal zuständig für die Ablaufplanung und deren Einhaltung. Denn auch auf fleißige Instruktoren und Mitarbeiter muss man ab und an ein besonderes Auge werfen. Das abendliche Meeting hat noch einen weiteren Grund: Die Mannschaft diskutiert über die wichtigsten Themen des Tages und über Eindrücke und Aufreger, die die Instruktoren von den Teilnehmern mitbringen.

Co-Instruktoren

Es gibt einige Co-Instruktoren im Team von MotorradTotal: Sigrid Ferl, Robin Heinzelmann, Roland Nicolai und Georg Rück. Der Job eines sogenannten „Auszubildenden“ ist nichts für Weicheier. Unkalkulierbare Arbeitszeiten, ungesicherte Aufstiegschancen, wenig Kohle. – Künftige Instruktoren von MotorradTotal müssen wissen, worauf sie sich einlassen. Doch das bremst die Begeisterung nicht: Mit viel Enthusiasmus und Einsatz streben sie ihrer Berufung entgegen, wie der Besuch in der Kaderschmiede für angehende Meister zeigt. Und man muss einiges an Voraussetzungen mitbringen: mehrmalige Teilnahme an MotorradTotal, Könner auf dem Motorrad, Tourguide-Qualitäten und nicht zuletzt die charakterliche Fähigkeit, eine Gruppe zu führen. Gut zu wissen, dass die Verantwortlichen bei MotorradTotal Vorsorge treffen, um auch in den nächsten Jahren ein kompetentes Team zur Verfügung zu haben.

Realverkehr III

Realverkehr bei schönstem Wetter durch traumhafte Motorradlandschaft

Wie ein Diamant funkelt die Morgensonne über den Bergen, wie in einer Metamorphose werden aus gesitteten Gästen nun Ledermenschen und Funktionskleidungswesen, die ihre Motorräder aus der Garage holen. Es summt und brummt wie in einem Insektenschwarm. Auch wir, die Gruppe 8, „stechen“ in die verheißungsvollen spanischen Pyrenäen. Erstes Ziel ist Andorra la Vella, das Herz des Hochgebirgskonsums. „Oh je, da ist immer Stau!“, dachte ich. „Da gibt's nichts als Shoppingmalls zu sehen!“ In Andorra la Vella angekommen, herrscht zwar Betriebsamkeit zwischen Supermärkten und Factory-Outlets, aber vom befürchteten Verkehrsinfarkt sind wir weit entfernt. Ab jetzt kann es nur besser werden. Wir verlassen Andorra. Auf nach Espana! Ein feiner Einstieg in die heutige Tour, der unmittelbar in das Kurvenensemble der C 14 bis nach Organyà übergeht. Aus dem bisher entspannten Brabbeln der Motoren wird zunehmend eine engagierte Gangart. Bei diesen tollen Kurven wollen auch die „Angst-Streifen“ der Reifenflanken am Geschehen teilnehmen. Noch dürfen sie es, aber es wird nicht lange dauern, bis sie Opfer dieser famosen Radien geworden sind. Unser Mitleid hält sich in Grenzen, in den Pyrenäen sind schon Millionen von ihnen abradiert worden.

Genießerstrecke Aber das soll noch nicht der Höhepunkt gewesen sein. Bei Kilometer 61 zweigt die L401 von der C14 ab. Die folgenden 180 Kilometer über Berga, Ripoll bis schließlich nach El Vila bilden eine der schärfsten Strecken, die ich in den letzten Jahren fuhr. Beste Auslegeware, einer Achterbahn aus Kehren folgen flüssige und übersichtliche Kurven für die Gänge zwei bis vier, null Verkehr. – Diese Bergstraße hat alles, was Motorradfahrer sich wünschen. Wer bei diesem Arrangement nicht angast, schubst auch Jennifer Lopez von der Bettkante. Tief durchatmen, die Spannung weicht einem Dauergrinsen. Nach Lust und Laune lassen wir unsere Maschinen unbeschwert von der Leine oder gezügelt in sanften Trott verfallen, den Rhythmus bestimmen allein wir. Eine Genießerstrecke, die doch volle Konzentration erfordert, denn als nach einer Kurve drei Rinder quer auf der Straße stehen, bleibt uns für den Vollstopp nur wenig Raum. Puh! Nur langsam machen die Kühe den Weg wieder frei. Bis dahin bleibt für meine wassergekühlte domestizierte Gummikuh nur die Rolle der Wartenden. Wiederum tierische Ablenkung bringt kurze Zeit später ein Adler in perfektem Parallelflug. Er streicht nur wenige Meter über unsere Helme hinweg. Wahnsinn! Bei fast 2 Meter Spannweite wirkt sogar meine 1200er auf einmal klein. Zum mentalen Runterkommen auf der etwas breiter ausgebauten Strecke nach La Seu d´Urgell ein kurzer Boxenstopp in einer Cafébar. Anschließend, quasi als Absacker, 68 schwungvoll flüssige Kilometer bis zum Hotel. Der perfekte Ausklang eines kurvenreichen Tages. Salute!

Erste Hilfe

Unser gelernter Notfallsanitäter und Rettungsassistent Stefan Rieger zeigte uns mithilfe eines gestellten Motorradunfalls ganz praktisch, wie fallgerecht Soforthilfe geleistet werden kann. Dazu hat sich Ulf, der schon ein paar Kilometer vorausgefahren war, simulierend als Unfallopfer an den Fahrbahnrand gelegt. Die ersten vier von unserer Gruppe, einschließlich mir, haben Ulf gar nicht bemerkt und sind vorbeigefahren. Aber auch das ist wohl Realität!

Überraschungsabend

Am Mittwoch, nach dem extraordinären Abendbuffet, wartete MotorradTotal mit einer Überraschung in der Hotelbar auf. Annecke, die Hotelmanagerin und Bianca, die für uns zuständige Reiseleiterin, haben für diesen Abend exquisite Flamenco-Tänzerinnen und als musikalisches Highlight Biancas Schwester, die für Andorra beim Eurovision Song Contest auftrat, organisiert: Marian van de Wal heizt den Fahrlehrern und Fahrlehrerinnen ganz schön ein, und auf der Tanzfläche geht ordentlich die Post ab. Motorradaffine Fahrlehrer können also nicht nur Kurvenswing, sondern auch das Tanzbein schwingen. Wer hätte das gedacht!

Realverkehr IV

Gestern, Donnerstag, war frei. Manche nutzten den Tag zu einer privaten Tour. Andere gingen zum Shoppen oder Bummeln in eine der vielen Einkaufsmeilen oder relaxten im Hotel.

Heute, Freitag, ist unser letzter Seminartag in den Pyrenäen. Wiederum über den Pas de la Casa führen uns unsere Räder nach Frankreich, Richtung Col de la Crouzette. Als wäre es die Neuauflage von Mittwoch, folgen wir erneut einem gewundenen Wurm von Sträßchen mit so engen Kurven, dass einem selbst mit dem schmalen Motorrad ziemlich mulmig wird. Gegenverkehr würde jetzt ins Chaos führen. Doch es kommt hier meist keiner. Vielleicht auch, weil selbst ein sportlicher Fahrer hier nur 40 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen kann. Trotzdem hat man das Gefühl, auf einem Rennkurs unterwegs zu sein, der volle Aufmerksamkeit fordert. Als gründlicher Rechercheur hat Hiller auch heute nichts dem Zufall überlassen. Für alle sieben Gruppen ist Kaffeepause in Massat organisiert.

Alle Gruppen fuhren geschlossen durch die Grotte von Mas d'Azil - hier bei der Ausfahrt

Geschlossene Durchfahrt des kompletten MotorradTotal-Pulks durch die befahrbare Grotte von Mas d'Azil: 80 Motorräder am Stück – beeindruckend! Vor der Grotte dann gemeinsame Pause mit einem vom Vogel-Verlag gesponserten Lunchpaket. Wir sagen herzlichen Dank! Noch schnell, wie jedes Jahr üblich, ein Gruppenfoto, dann heißt es wieder aufsatteln. Wir lassen den touristischen Vorplatz zur Grotte rechts liegen, denn dort ist uns viel zu viel los – schon verblüffend, wie schnell man sich an leere Straßen gewöhnt und sie plötzlich für ein Grundrecht hält. Kurz nach dem Aufbruch führt ein winziges Sträßchen durch eine Hügel- und Waldlandschaft, passt sich kurvig dem Faltenwurf des Hanges an, ist aber so eng, dass selbst ein kleines Auto kaum passieren könnte. Und überall Rollsplitt und Geröll. Hier muss man entweder mit Tempo die Kreiselkräfte des Vorderrades so weit erhöhen, dass sie stärker sind als die Seitenkräfte, oder im ersten bis zweiten Gang dahineiern. Blicke in den Abgrund lassen uns häufig die „Schisservariante“ wählen. In Foix erreichen wir wieder etwas Zivilisation und in Ax-les-Thermes die Landstraße nach Andorra.

Picknick bei der Grotte von Mas d'Azil - gesponsert vom Verlag H. Vogel - mit gut gefülltem Lunchpaket

Am Abend im Hotel treffen sich alle noch einmal zu einer kleinen Abschiedsveranstaltung. Dann heißt es: Sachen packen für die Heimfahrt am Samstag.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Kaum hatte die Fortbildungssaison 2016 fürs Motorrad richtig angefangen, ist sie auch schon wieder vorbei. Macht nichts. Der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. plant schon fleißig für die nächste Saison. Auf dem Wunschzettel stehen ein Sicherheitstraining, ein Schräglagentraining und die Ausbildung zum Instruktor für das Motorrad-Sicherheitstraining in Neuhausen ob Eck sowie ein Samstag für fahrdynamische Erlebnisse der besonderen Art im Bosch-Prüfzentrum in Boxberg. Und, nicht zu vergessen, das nächste MotorradTotal auf Korsika. Man sieht sich!

Ralf Nicolai

Danke für Andorra Total 2016

MotorradTotal 2016 in den Pyrenäen ist gelaufen. Und das Wichtigste: Alle sind wieder gesund nach Hause gekommen. Die Rückmeldungen sagen mir: Es war für unsere aus allen Teilen der Republik nach Andorra gereisten Teilnehmer eine begeisternde, unvergessliche Seminarwoche. Dazu beigetragen hat auch das exzellente Hotel Nòrdic. Hohe inhaltliche und organisatorische Qualität unserer Seminare ist unser Anspruch. Den auch diesmal erfüllt zu haben, motiviert uns, den innovativen Geist von MotorradTotal weiterhin nach Kräften zu fördern. Bei allen, die in diesem Jahr am Erfolg mitgewirkt haben, bedanke ich mich sehr herzlich, namentlich auch bei den Sponsoren.

Mein besonderer Dank geht an die Kolleginnen und Kollegen aus nah und fern, die durch ihre Teilnahme und ihr freundschaftliches, diszipliniertes Miteinander unser Spitzenseminar wiederum zu einer hochwertigen Motorradfortbildung und einem einzigartigen Treff motorradaffiner Menschen machten.

Ebenso herzlich danke ich unserem kompetenten, führungsstarken Instruktorenteam für die Mitwirkung bei der Vorbereitung und die umsichtige Leitung und Betreuung ihrer Gruppen während der Seminarwoche.

Herzlichen Dank auch dem Verlag Heinrich Vogel, München, für sein schon traditionelles Engagement bei MotorradTotal und das delikate französische „Pique-Nique“ auf der malerischen Wiese vor der Grotte von Mas d’Azil.

Dank auch an den Rettungsassistenten und Notfallsanitäter Stefan Rieger, der im Realverkehr mit seiner umfassenden, einem Notarztwagen alle Ehre machenden Erste-Hilfe-Ausrüstung immer dabei war. Außerdem inszenierte er auf den Strecken simulierte Motorradunfälle und trainierte die Teilnehmer in Erster Hilfe.

Ebenso Dank an unseren Gespann fahrenden Diplom-Psychologen Horst Verheyden, der uns in kniffligen Situationen mit Rat und Tat unterstützte.

Ein weiteres dickes Dankeschön an die Kollegin und Co-Instruktorin Sigi Ferl, die den Theorietag mit einer interessanten, spannenden Unterrichtseinheit bereicherte.

Dank an meinen Stellvertreter, Ralf Nicolai, der auch diesmal den Bericht für die FahrSchulPraxis schrieb.

Von BMW wurden den Teilnehmern auch dieses Mal zwei Motorräder für umfassendes Testen zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank an Thomas Roll von BMW sowie an die Firma Heermann und Rhein in Heilbronn, die für die Abwicklung zuständig war.

Und nicht zuletzt geht mein ganz besonderer Dank an Ute Friedrich und Karl-Heinz Hiller. Sie haben das Seminar perfekt vorbereitet und vor Ort einen hervorragenden Job gemacht. Die hohe fachliche und menschliche Kompetenz unseres Motorradreferenten trägt jedes Jahr erneut dazu bei, das Seminar noch ein Stück nach vorn zu bringen.

Und zum Schluss:

2017 führt MotorradTotal nach Korsika. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich zum Treffen der „Bruderschaft“ auf dieser wunderbaren Mittelmeerinsel wieder zahlreiche Kolleginnen und Kollegen einfinden würden.

Jochen Klima
Vorsitzender Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V.