Durch Auswahl eines Links wird unterhalb dieser Auflistung der vollständigen Artikel bzw. weitere Informationen dazu angezeigt: 66 Inhalt Mitglieder des FLVBW finden die FPX als PDF-Datei im Downloadbereich des internen InternetForums... ___________________________________
65 EU-Recht – Umsetzung mit Macken
70 Update: Weniger tödliche Verkehrsunfälle / Unfallursache Smartphone
72 Einladung: 67. ordentliche Mitgliederversammlung
86 Umfrage "Wie geht es den Angestellten?" – Leider zu wenig Teilnehmer
89 Save the Date! – Workshop für Angestellte (II)
121 Berufskraftfahrer-Qualifikations-Gesetz – Neue Vorschriften in Kraft
142 Anforderungen an Prüfungsfahrzeuge
143 Ausbildung, Prüfung und Begutachtung von Behinderten – Grundlagenseminar Fahreignung
148 Ralf Schütze: Autonomes Fahren – Megatrend mit Problemen und Chancen
152 Gerichtsurteile: (2385) Betrunkener Inlineskater - Trunkenheitsfahrt nach § 24a StVG? / (2384) Versehentlicher Drogenkonsum? / (2383) BG zum strafrechtlichen Begriff des Überholens
Umfrage "Wie geht es den Angestellten?" - Leider zu wenig Teilnehmer
© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Februar/2017, Seite 86
Eine wichtige Aufgabe des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. ist es, sich auch für die Belange der angestellten Kolleginnen und Kollegen im Land einzusetzen. Deshalb haben wir im August 2016 erneut eine Umfrage zur beruflichen und sozialen Lage angestellter Fahrlehrer/innen gestartet.
Obwohl man anonym teilnehmen konnte, haben sich nur 13 Kolleginnen und 67 Kollegen beteiligt. Das ist bei rund 3000 Angestellten in den baden-württembergischen Fahrschulen wenig. Und im Übrigen sehr schade, denn das Gesamtergebnis ist angesichts dieser geringen Beteiligung nur ein Streiflicht. Gleichwohl geben die Antworten einen gewissen Einblick.
Berufliches Profil
Die Antworten kamen „querbeet“: aus sämtlichen Altersgruppen und von Menschen mit ganz unterschiedlich langer Berufserfahrung. Neben der obligatorischen Fahrlehrerlaubnis der Klasse BE besitzen von den Teilnehmern
- 69% (55) die Klasse A,
- 42% (34) die Klasse CE und
- 22% (18) die Klasse DE.
Von den Teilnehmern sind 90% (72) hauptberuflich als Fahrlehrer/in tätig, die Übrigen arbeiten nebenberuflich oder aushilfsweise. Immerhin 92% (74) arbeiten auf der Basis eines schriftlichen Anstellungsvertrags. 82% (66) erteilen neben den Fahrstunden auch regelmäßig theoretischen Unterricht.
Arbeitszeit und Nebentätigkeiten
63% (50) der Befragten verrichten pro Woche aufgrund arbeitsvertraglicher Verpflichtung während mehr als 45 Minuten Nebentätigkeiten. In 45 Fällen werden die Nebentätigkeiten nicht vergütet.
Monatsgehalt
Die Frage, ob ein monatliches Festgehalt bezahlt wird, wurde von nur 32% (26) mit „ja“ beantwortet. Die eingegangenen Antworten teilen sich wie folgt auf: 2 Kollegen gaben an, in einem 450-€-Minijob tätig zu sein; 6 bekommen monatlich zwischen 1.000 € und 1.999 € Bruttogehalt. 14 erhalten monatlich zwischen 2.000 € und 2.999 €. 3.000 € und mehr stehen bei nur 6 Teilnehmern auf der Gehaltsabrechnung. Der Spitzenreiter bekommt 3.900 € im Monat.
Stundenentgelte
Die Teilnehmer, die auf Stundenbasis entlohnt werden, bekommen für 45 Minuten
- theoretischen Unterricht durchschnittlich 13,38 €,
- für Fahrstunden 13,25 €,
- für Sonderfahrten 13,31 €.
Das niedrigste Entgelt pro 45 Minuten beträgt 10,50 €, das höchste immerhin 22,50 € für Theorieunterricht sowie 16,50 € für Fahrstunden und Sonderfahrten. Die überwiegende Anzahl der Rückmeldungen (43) weist Beträge zwischen 12,00 und 14,00 € aus.
Urlaub
Nach dem Bundesurlaubgesetz stehen jedem Arbeitnehmer (auch bei nur aushilfsweiser Beschäftigung) jährlich 4 Wochen bezahlter Urlaub (= 24 Werktage bei einer Sechstagewoche) zu. Deshalb irritiert es, dass 9 Einsender die Frage nach der Zahl ihrer bezahlten Urlaubstage mit „Null“ beantworteten. 5 Mal wurde eine geringere Zahl als 24 Tage angegeben. Hier liegt die Vermutung nahe, dass es sich um Teilzeitbeschäftigte handelt. Die durchschnittliche Anzahl von Urlaubstagen liegt bei Teilnehmern, deren Arbeitgeber sich an das Urlaubsgesetz halten, bei durchschnittlich 27,2 Urlaubstagen. 20 Teilnehmer (24%) haben 30 oder mehr Urlaubstage pro Jahr. Lediglich ein Kollege hat 6 Wochen (= 36 Tage) Jahresurlaub, was in vielen anderen Branchen längst Standard ist.
Urlaubs-, Krankheits- und Feiertage
Bei 43 Kollegen/innen (54%) wird das Entgelt bei Anspruch auf Lohnfortzahlung vorschriftsmäßig aus dem Durchschnitt der letzten drei Bruttomonatsentgelte berechnet. Dabei gibt es nach unseren Informationen auch Kollegen, denen für diese Tage grundsätzlich 8 x 45 Minuten – und damit u. U. mehr als gesetzlich vorgeschrieben – gutgeschrieben werden.
Fortbildung
Bei 61% (49) trägt der Arbeitgeber die Kosten für die nach dem Fahrlehrergesetz vorgeschriebenen Pflichtfortbildungen. 16% (13) müssen diese Kosten selbst tragen. In den restlichen Fällen werden die Kosten anteilig vom Arbeitgeber übernommen.
Fragen zum Betriebsklima
Neben den Fragen zu profanen Zahlen und Fakten ging die Umfrage auch auf Atmosphärisches ein: Wie geht Ihr Arbeitgeber mit seinen Mitarbeitern um? Wie fühlt man sich als Angestellter im Betrieb? Die Angestellten waren gebeten anzugeben, inwieweit sie bestimmten Thesen zustimmen.
These(Zustimmung / Ablehnung / ca. 50/50) |
JA | NEIN |
Bei meinem Arbeitgeber steht Wirtschaftlichkeit vor Ausbildungsqualität. |
26 | 74 |
Ausbildungsqualität wird durch ständigen Austausch mit der Fahrschulleitung gefördert. |
54 | 41 |
Ausbildungsqualität wird mittels strikt einzuhaltender Anweisungen gefordert. |
45 | 53 |
Fachlich-pädagogischer Austausch findet regelmäßig statt. |
51 | 48 |
Die Leitung der Fahrschule kontrolliert regelmäßig meine Aufzeichnungen über den Lernfortschritt (§ 5 Abs. 1 Satz 6 FahrschAusbO). |
50 | 48 |
Die Leitung der Fahrschule motiviert mich durch respektvollen Umgang mit mir. |
68 | 30 |
Die Leitung der Fahrschule stellt mich neuen Fahrschülern als kompetent und empathisch vor. |
78 | 21 |
Ich kann meine tägliche Arbeitszeit frei bestimmen. |
88 | 12 |
Mein Arbeitgeber setzt auf ein flexibles Arbeitszeitmodell. |
82 | 18 |
Mein Arbeitgeber erwartet von mir die grundsätzliche Bereitschaft, Überstunden zu leisten. |
70 | 30 |
Für beim ersten Versuch bestandene praktische Prüfungen erhalte ich eine Erfolgsprämie. |
30 | 70 |
Für die Anwerbung neuer Fahrschüler erhalte ich eine Provision. |
2 | 96 |
Mein Arbeitgeber lädt die Mitarbeitenden regelmäßig zu Geselligkeiten ein. |
48 | 51 |
Mein Arbeitgeber fördert meine körperliche Fitness z.B. durch gemeinsame sportliche Aktivitäten der Mitarbeitenden oder durch Gutscheine für den Besuch von Sportstudios/Schwimmbädern. |
11 | 86 |
ZukunftsplanungDen Abschluss der Umfrage bildeten zwei Fragen zur Planung der beruflichen Zukunft. |
||
Ich beabsichtige, den Fahrlehrerberuf bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze auszuüben. |
68 | 31 |
Ich strebe an, selbst eine Fahrschule zu führen. |
15 | 84 |
Weitere Aussagen
Etliche Teilnehmer gaben mit Anmerkungen ihrer persönlichen Befindlichkeit Ausdruck. Dabei war sehr erfreulich festzustellen, dass viele Mitarbeiter sehr zufrieden sind. Äußerungen wie alles gut – fühle mich wohl / das Arbeitsverhältnis funktioniert gut, so wie wir das mündlich und schriftlich vereinbart haben / besser geht‘s nicht – ich fühle mich wohl, werde den Betrieb von meinem Arbeitgeber übernehmen / besser geht‘s nicht / ich fühle mich sehr wohl in meinem Angestelltenverhältnis / wir haben ein gutes, fast schon freundschaftliches Betriebs- und Arbeitsklima / gute Atmosphäre, Gesamtnote gut bis sehr gut ... machen das deutlich.
Nachdenklich machen hingegen zahlreiche kritische Äußerungen (Auswahl):
Arbeit oft sehr spät, nicht genug Geld / psychische Belastung sehr hoch / Arbeitsvertrag wird nicht eingehalten, bei Prüfungsfahrten wird nur die tatsächliche Prüfungszeit bezahlt / bei vergleichbarer Alternative würde ich wechseln / bessere Bezahlung für die erbrachte Leistung / bessere Entlohnung und mehr Urlaub für Angestellte / Betriebsklima ist nicht sehr gut / leider kein Weihnachts- und Urlaubsgeld, zu wenig Austausch / das Gehalt für die Arbeitszeiten von 14–21 Uhr könnte höher sein, um auch andere Nebentätigkeiten wohlwollender zu erledigen / die Bezahlung ist zu schlecht / die flexiblen Arbeitszeiten sind sehr anstrengend, es sind oft längere Pausen zwischen den Stunden, mit denen nicht viel anzufangen ist, die aber das Arbeitsende in den späten Abend verschieben / Fahrschulunternehmer sollten ihre Preisgestaltung so überdenken, dass ein Angestellter so entlohnt werden kann, dass er auch gern langfristig als Angestellter im Unternehmen bleiben möchte / ein gutes Auskommen sollte für Angestellte auch bei einer Fünftagewoche ohne Überstunden möglich sein / ich habe sehr wenig Freizeit, hohe Arbeitsbelastung, sehr schlechte und planlose Organisation des Fahrschulinhabers / katastrophale Arbeitszeiten, welche für eine junge Familie unter gar keinen Umständen tragbar sind / Gewinnoptimierung auf Kosten der Angestellten / zu wenige Teambesprechungen und zu viele "Selbstverständlichkeiten", die geleistet werden / Honorierung findet in gewisser Form statt, aber persönlicheres Feedback zu diesen Dingen wäre sehr wohltuend ...
Fazit
Auch wenn die Umfrage nach Zahlen nicht die erwartete Resonanz fand, zeigt sie deutlich auf, dass sich ordentlich bezahlte und gut behandelte Angestellte langfristig zum Nutzen ihrer Fahrschule engagieren. Schlecht bezahlte und frustrierte Mitarbeiter suchen über kurz oder lang eine andere Arbeitsstelle oder suchen ihr Heil in der Selbstständigkeit.
JK