UPDATE: Begleitetes Fahren mit 16? / Reichweitenangst

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Juli/2018, Seite 422

Begleitetes Fahren mit 16?

Das begleitete Fahren mit 17 habe sich außerordentlich bewährt. Das sagen, man höre und staune, Fahrlehrerfunktionäre, die vehement dagegen waren, als Niedersachsens Innenminister Hirche (CDU) im April 2004 mutig mit einem Modellversuch zu BF17 voranging. Die Gegner von BF17 verbreiteten damals die Vermutung, BF17 sei eine politische Verschwörung mit dem Zweck, die Fahrausbildung durch Laien wieder einzuführen. Dieses paranoische Denken nährte zeitweilig sogar die Idee, gegen das Land Niedersachsen zu klagen. Heute treten dieselben Propheten für BF16 ein. Begründung: BF17 lasse den Novizen oft nur eine zu kurze Begleitphase. Aber je länger die Begleitphase dauere, desto größer sei der Gewinn für die Verkehrssicherheit, und genau das könne mit BF16 erreicht werden.

Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V., sagte unlängst, der Sinn von BF16 erschließe sich ihm nicht. Damit sprach er aus, was viele Eltern, Elternbeiräte und Lehrer denken. Denn Jugendliche befinden sich im Alter von 15½ Jahren gewöhnlich in einer nicht ganz einfachen Entwicklungsphase. Schule, Sport sowie viele andere Interessen und Aktivitäten belasten die Teens oft übermäßig. In diesen schweren Rucksack passt die Ausbildung zum Pkw-Fahrer nicht auch noch hinein. Gar nicht zu reden vom Gruppendruck, den BF16 hervorriefe. 

Die Befürworter von BF16 führen ins Feld, es sei ja auch erlaubt, mit 15½ Jahren die Ausbildung für die Kleinkraftradklasse AM oder die Leichtkraftradklasse A1 zu beginnen. Dabei wird übersehen, dass der Wunsch nach dem Erwerb einer dieser Fahrerlaubnisse in den Familien meist sehr belastende Auseinandersetzungen hervorruft; ihre Zustimmung für BF17 machen die meisten Eltern davon abhängig, dass ihre Kinder hernach nicht von der nebenbei erworbenen Fahrerlaubnis Klasse AM Gebrauch machen. Auch sollte man die unterschiedlichen Anforderungen, um die es bei Ausbildungen auf einem Pkw im Verhältnis zu der auf einem Moped geht, nicht einfach unter den Tisch kehren. Ein Berufsverband, der Verkehrssicherheit vorschützt, um Geschäfte mit halben Kindern machen zu können, kann im öffentlichen Ansehen nur verlieren. Empfehlung an die Protagonisten: BF16 sang- und klaglos beerdigen.   GLH

 

Reichweitenangst

Dieses sperrige Wort verdankt seine Entstehung dem wachsenden Interesse an rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen. Namentlich in bergigen Gegenden beschleicht selbst Pedelec-Fahrer gelegentlich das bange Gefühl, es könnte nicht mehr heimreichen. Doch die könnten im Notfall auch mit bloßer Tretkraft und Schieben weiterkommen. Hingegen bleibt Führern eines E-Autos bei leeren Batterien nur noch das Abschleppen bis zur nächsten Ladestation. Um das zu vermeiden, müssen Fahrten mit E-Autos sorgfältig geplant werden, um zur lebenspendenden Ladestation zu gelangen. In die Routenplanung müssen neben der Länge der Strecke und den Standorten der Ladestationen auch weitere Parameter des Energieverbrauchs wie Geschwindigkeit, Steigungen, Staus, Wetter (Licht, Heizung, Klimatisierung) einfließen. Anbieter von Verkehrsdiensten arbeiten fieberhaft an neuen Diensten, die fortlaufend alle wichtigen Einflussgrößen einer Strecke erfassen und stets via Cloud aktuell abgerufen werden und so helfen, die Reichweite richtig zu kalkulieren. Oder wie Optimisten es ausdrücken: die Reichweite via Cloud steigern. In den USA und Kanada startete TomTom unlängst einen solchen Dienst, der die Verfügbarkeit von 11.000 Ladestationen in Echtzeit meldet. Für den Fahrschulbetrieb würde die Reichweite von einigen der heute angebotenen E-Autos in aller Regel auch ohne einen solchen Informationsdienst ausreichen. Das Haupthemmnis ist hier also nicht die Reichweitenangst, sondern die obsolete Automatikregelung der EU-Führerscheinrichtlinie.  GLH