Ralf Schütze unterwegs für FPX: Wenn Lehrer lernen - 68. Mitgliederversammlung des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. in Offenburg

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Juni/2018, Seite 344

Zu den Bildergalerien der Mitgliederversammlung 2018 ...

Helfen, verblüffen, lernen – der Fahrlehrerverband Baden-Württemberg agiert von der Bühne der Oberrheinhalle Offenburg aus mit einer riesigen Bandbreite von Eindrücken und macht seine Mitgliederversammlung 2018 zu einem überzeugenden Ereignis: Dafür lohnt es sich, gemeinsam und organisiert den Berufsstand der Fahrlehrer voranzubringen. Das inoffizielle Motto des mitreißenden Events gab gleich zum Auftakt Verbandsvorsitzender Jochen Klima vor: „Immer wieder neu lernen!“

Wer es immer noch nicht verinnerlicht hat, konnte sich am 5. Mai auf dem Offenburger Messegelände eindrucksvoll davon überzeugen: Es lohnt sich ohne Zweifel als Fahrlehrer Verbandsmitglied zu sein. Das enorme Engagement von Verbands-Chef Jochen Klima und seines schlagkräftigen Teams in Korntal-Münchingen war greifbar. Beeindruckend auch die offene und konstruktive Diskussion mit klassischen Partnern wie der TÜV SÜD Auto Service GmbH. Nicht weniger bemerkenswert der intensive Austausch der anwesenden Mitglieder untereinander, die kernig-frischen Wortmeldungen von Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern aus dem gesamten Ländle. – Die Eindrücke im großen Saal der Oberrheinhalle waren vielfältig und allesamt überzeugend. Sie ließen diesen sonnigen Samstag im Mai zu einem durch und durch nachhaltig lohnenden Tag werden. Kurz nach 17 Uhr begab sich ein erfreulich großer Teil der knapp 1.800 baden-württembergischen Verbandsmitglieder nach der anregenden Versammlung direkt zur wohlverdienten After-Work-Party – entspannender Ausklang eines informativen Tages.

Das Intro 

Neues Fahrlehrergesetz – Bereitstellung, Buchung und Rückgabe von Prüfungsplätzen beim TÜV – Fahrerlaubnis-Verordnung – Begleitetes Fahren mit 17 (BF17), die erweiterte Idee von BF16 sowie der Modellversuch AM15 – das waren die Kernpunkte einer mitreißenden, überzeugenden und immer wieder von Applaus begleiteten Rede, mit der der baden-württembergische Fahrlehrer-Chef Jochen Klima den großen und sehr gut gefüllten Saal so richtig in Schwung brachte. „Sachverhalte und Themen, die den Berufsstand bewegen, uns nachdenklich machen, ja Sorgen bereiten“, kündigte er eingangs an. Er hielt Wort und das auf angenehm kompakte Art. Klima bewegte sich zügig und pointiert durch die aktuellen Brennpunkte, die den Alltag seiner Verbandsmitglieder derzeit bestimmen. An geeigneter Stelle eröffnete er fundierte und teils kritische Ausblicke auf die Zukunft.

Beispiel Fahrlehrergesetz, dessen hoffentlich baldige Novellierung der Verbandsvorsitzende mit einem eindringlichen Appell an die Fahrlehrerschaft verknüpfte: „So sehr unser Beruf klare gesetzliche Rahmenbedingungen braucht, so falsch wäre es, die Zukunft unseres Berufes allein der Obhut und Kreativität der Gesetzesmacher anzuvertrauen. Man kann von Politikern und Beamten nicht erwarten, dass sie für uns die Kohlen aus dem Feuer holen. So dreht sich die Welt nicht!“ Stattdessen müsse man „die Zukunft selbst in die Hand nehmen“!

Zukunftsfähigkeit 

In dieser Hinsicht gebe es viel zu tun. Konkret verdiente er sich den lautstarken Zuspruch der anwesenden Verbandsmitglieder unter anderem mit einer deutlichen Kritik an einzelnen Bestimmungen des Fahrlehrergesetzes. Er verlangte u.a. eine „zügige Korrektur der völlig missglückten und nicht praxisgerechten Ausbildungsbescheinigung“.

Klima benannte weitere konkrete Herausforderungen mit Stichworten wie Fahrlehrermangel und Nachwuchsgewinnung, Einstellung auf neue Technologien – vom assistierten bis hin zum fahrerlosen Fahren, Erhalt der Mobilität älterer Mitmenschen sowie neue Formen der Mobilität. Jochen Klimas nachvollziehbare Schlussfolgerung aus der aktuellen Vielfalt an Chancen, Möglichkeiten und Gefahren: „In dieser neuen digitalen Welt müssen wir immer wieder neu lernen – das Prinzip des lebenslangen Lernens gilt auch für uns!“

Die neue Gestaltung der Fahrschulüberwachung lasse einen unaufgeregten, maßvollen und behutsamen Einstieg in die neue Ära erwarten. „Ich meine, wer in der Lage ist, einen mindestens durchschnittlichen Unterricht abzuhalten, kann der pädagogischen Überwachung mit einiger Gelassenheit entgegensehen.“

Begrüßung 

Katharina AbeleKatharina Abele, Verkehrsministerium Baden-Württemberg

Solche Facetten der mitreißenden Rede von Jochen Klima überzeugten die nach Offenburg gekommenen Mitglieder, kritisch, aber auch wach und aufgeschlossen in die Zukunft zu blicken. Auch für die zahlreichen Gäste war das wertvoll. Allen voran begrüßte Klima Regierungsrätin Katharina Abele: „Sie sind unsere Ansprechpartnerin im Referat Fahrlehrerwesen des Verkehrsministeriums unseres Bundeslandes. Ich wünsche Ihnen im neuen Amt viel Freude und Erfolg und freue mich auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.“

Auf ein ebenso konstruktives Miteinander baut Klima auch mit Polizeidirektor Andreas Bjedov sowie dem Ersten Polizeihauptkommissar Andreas Stäble, die das baden-württembergische Innenministerium vertraten.

Außerdem signalisierte die Anwesenheit von Jens Kotschwar als Repräsentant von Volkswagen, dass die Industrie die wichtige Rolle der Fahrlehrerschaft erkannt hat und dauerhaft berücksichtigt.

Ausdrücklich begrüßte Jochen Klima auch Jürgen Wolz als Mitglied der Geschäftsleitung der TÜV SÜD Auto Service GmbH sowie zwei weitere Vertreter dieser so wichtigen Organisation. Der TÜV sollte im Laufe der Versammlung noch mehrmals und intensiv zur Sprache kommen. Die Behandlung aktueller Probleme, die Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer vor allem wegen Prüfterminen im Raum Freiburg derzeit beschäftigen, sollte eindrucksvoll zeigen: Gemeinsam und mit einer starken Verbandsführung im Rücken kann sich der Berufsstand erfolgreich gegen missliebige Entwicklungen wehren.

Jens KotschwarJürgen Wolz

Jens Kotschwar, Volkswagen AG - Jürgen Wolz, TÜV SÜD Auto Service GmbH

Produktive Hilfe 

Immer wieder unterstrich Jochen Klima – stellvertretend für die gesamte Verbandsmannschaft –, dass die Mitglieder jederzeit auf ein offenes Ohr und produktive Hilfe ihres Verbandes setzen können. Zum offenbar dringlichen Mangel an Prüfungsplätzen im Raum Freiburg stellte Klima schließlich fest: „Ich nehme mich der Sache an. Prüfungsplätze sind Chefsache.“ Bereits in seiner Rede zuvor hatte Klima dieses brennende Problem mit klaren Worten hervorgehoben und dabei kein Blatt vor den Mund genommen: „Unsere Mitgliedsfahrschulen im südlichen Teil Badens lassen es sich nicht länger bieten, wenn sie am Arbeiten und am Broterwerb behindert werden, nur weil der TÜV nicht vernünftig planen kann und die eigene Wirtschaftlichkeit über guten Kundenservice stellt.“ Und Klima setzte nach: „Ich habe es letztes Jahr an dieser Stelle schon einmal gesagt, aber ich sage es heute noch einmal. Wer junge Menschen irgendwann als HU-Kunden im TSC begrüßen möchte, täte gut daran, dass deren erster Eindruck vom TÜV nicht durch fragwürdigen Service bei der Führerscheinprüfung getrübt wird.“ Wie so oft machten die anwesenden Verbandsmitglieder auch an dieser Stelle mit tosendem Applaus deutlich, wie sehr die von Klima kritisierten Sachverhalte den Anwesenden auf den Nägeln brennen.

Motorräder 

Zur Fahrerlaubnis-Verordnung (Anlage 7 Ziffer 2.2.2. i.V.m. § 5 Absatz 2 DV- FahrlG) machte Jochen Klima deutlich, dass die Definition der Prüfungsmotorräder der Klasse A2 modernisiert und die Hubraumgrenze von 400 cm3 ersatzlos gestrichen werden müsse. Obwohl sich die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) seit über zwei Jahren bei der EU dafür einsetze, stehe eine zufriedenstellende Lösung noch aus. Klima bezeichnete dies als „Trauerspiel“, denn es verhindere für Fahrschulen nach wie vor die Verwendung gut geeigneter Motorräder wie z.B. der 310er BMW oder der 390er KTM Duke. Dagegen konnte Klima von ersten positiven Signalen aus Brüssel zur Automatikbeschränkung bei der Klasse B berichten.

BF16? 

Zum begleitenden Fahren mit 17 Jahren bezog Klima deutlich Stellung: „Es wäre wichtig und sinnvoll attraktive Anreize zur Verlängerung der Begleitzeit zu schaffen. Einer könnte vor allem darin liegen, den Ausbildungsbeginn mit 16½ Jahren energischer zu bewerben.“ Einer Modifikation dieses Ausbildungsweges hin zu BF16 erteilte Klima hingegen eine entschlossene Absage und erntete damit lautstarke Zustimmung der anwesenden Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer: „Bis heute konnte mich niemand davon überzeugen, dass dafür ausgerechnet die Einführung von BF16 der richtige Weg sein soll.“ Der Beifall erfuhr nochmals eine deutliche Steigerung, als Klima abschließend die bundesweite Einführung von AM15 und gleichzeitig den sofortigen Ausschluss von AM aus BF17 forderte: „Dafür werden wir kämpfen!“

Ehrliches und kritisches Miteinander

Eine so produktiv geführte Tagung wie diese 68. Mitgliederversammlung der baden-württembergischen Fahrlehrer beeindruckte sichtlich auch die anwesenden Vertreter anderer Verbände. Allen voran Gerhard von Bressensdorf. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände (BVF) hielt einen äußerst interessanten Vortrag mit dem Titel „Für die Zukunft gut gerüstet?“ und vertiefte dabei unter anderem die derzeit drängenden Thematiken, die Jochen Klima zuvor in seiner Rede behandelt hatte.

Jochen Klima und der scheidende Bundesvorsitzende Gerhard von Bressensdorf

Jochen Klima und der scheidende Bundesvorsitzende Gerhard von Bressensdorf

Von BVF-Landesverbänden waren Jürgen Kopp und Siegfried Winter aus Bayern in die Oberrheinhalle gereist, aus Sachsen Andreas Grünewald, aus Hamburg Michael Witt, vom Nordrhein Arnold Wymar und schließlich aus Hessen Frank Dreier. Sie alle und die Vertreter von Ministerien oder des TÜV SÜD konnten miterleben, wie die baden-württembergischen Verbandsmitglieder ihren Verbandstag 2018 mit Leben füllten.

Das offene, ehrliche und an richtiger Stelle auch selbstkritische Miteinander war beeindruckend und überzeugend auf ganzer Linie. – Eine Linie, für die in den zurückliegenden Jahrzehnten bereits Jochen Klimas Vorgänger Gebhard L. Heiler und Peter Tschöpe gestanden hatten. Beide durften sich nicht nur über einen besonderen Willkommensgruß des Gastgebers freuen, sondern auch über den anerkennenden Applaus aller Anwesenden.

Direkt in die einhellige Zustimmung sowie Entlastung des Vorstandes (Jochen Klima, Korntal, Ralf Nicolai, Ludwigsburg, Wolfgang Rieker, Tübingen) mündete der Geschäfts- und Kassenbericht 2017/2018. Die Mitgliedsbeiträge bleiben konstant. Besonders hob Jochen Klima in diesem Veranstaltungsteil die engagierte und produktive Arbeit von 93 baden-württembergischen Kreisversammlungen im Jahr 2017 hervor: „Ohne die Vertretungen vor Ort würde Verbandsarbeit nicht funktionieren.“

Strategien für erfolgreiche Fahrschulen 

Ein Glanzpunkt des hocheffizienten Miteinanders der baden-württembergischen Fahrlehrerschaft war der Vortrag der renommierten Kommunikationsexpertin Daniela Ben Said. Auf Einladung von Jochen Klima fegte sie wie ein Motivationswirbel gut 75 Minuten lang über die Bühne der Oberrheinhalle und tauchte im richtigen Moment auch in die Menge der Besucher ein, um sie noch direkter mit ihren Ideen anzusprechen. Auf diese mitreißende, begeisternde und extrem überzeugende Art schaffte Ben Said es in kurzer Zeit, wirksame Impulse zu setzen in Bezug auf ihr spannendes Thema „Mit einfachen Strategien Kunden und Mitarbeiter gewinnen“.

Eindrucksvoll war nicht nur die erfrischende Art ihres Referates, sondern besonders auch ihr außergewöhnliches Angebot, jedem der anwesenden Mitglieder auf Wunsch Musterbriefe und ähnlich wertvolles Know-how zuzusenden. Im Zusammenhang mit ungewöhnlichen Service-Leistungen nannte Ben Said „die hervorragende Kinderbetreuung während Ihrer heutigen Verbandstagung“. Dies sei eine Bestätigung für die außergewöhnlich gute Organisation der Tagung. Zugleich sei es eines von sehr vielen anschaulichen und überzeugenden Beispielen für konkrete Praxistipps: Statt sich in eine nicht zielführende Rabattschlacht zu verstricken, erreiche man beim potenziellen Kunden eine zielführende Wirkung mit dem selbstbewussten, Qualität signalisierenden Slogan: „Wir sind vielleicht ein paar Euro teurer, aber darauf sind wir stolz.“ In solchen Momenten der Tagung ließ der Applaus den Geist des gemeinsamen Handelns der baden-württembergischen Fahrlehrerschaft besonders deutlich spüren.

 

Ganz herzlichen Dank

Die Offenburger Generalversammlung des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. vom 5. Mai dieses Jahres gab Zeugnis von großer Stärke und Zusammenhalt unserer Gemeinschaft. Die Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen, der Begleitpersonen und der Gäste waren ausnahmslos positiv.

Am Vormittag fanden die programmatischen Beiträge wie auch der motivierende Auftritt von Daniela Ben Said begeisterte Zustimmung. Im Mittelpunkt des Nachmittags standen die Rede des scheidenden Bundesvorsitzenden Gerhard von Bressensdorf, gute Fachgespräche und Diskussionen.

Die sehr eindrucksvolle, gut angenommene Ausstellung der Verlage und Zulieferer erwies sich wiederum als unverzichtbarer fachlicher Rahmen.

Der Kaffeeklatsch der Begleitpersonen und die ebenso gemütliche wie fröhliche After-Work-Party als Ausklang waren die Sahnehäubchen des Tages.

Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und unsere Gäste. Ein herzliches Dankeschön an den Hauptaussteller Volkswagen AG, erstmals vertreten durch Jens Kotschwar.

Ein sehr freundliches Dankeschön an die TÜV SÜD Auto Service GmbH für die traditionelle Einladung zum Mittagessen.

Auch in diesem Jahr war die Betreuung durch die Spaßmacher wieder ein magischer Anziehungspunkt für die Kinder. Und die Eltern konnten ganz entspannt der Versammlung folgen. Herzlichen Dank an den Verlag Heinrich Vogel in München, der auch in diesem Jahr die Kinderbetreuung sponserte.

Mein besonderer Dank gilt allen Kolleginnen und Kollegen sowie deren Mitarbeiter und Begleitpersonen, die durch ihr Kommen ihre Verbundenheit und Treue zu ihrem Verband demonstrierten.

Von Herzen danke ich auch den Mitarbeiterinnen der Verbandsgeschäftsstelle in Korntal für die perfekte Organisation der Versammlung. Besonders gelobt wurde immer wieder die kompetente und freundliche Betreuung der Besucher während des ganzen Tages.

Last but not least danke ich Ralf Schütze, der erstmals den Bericht über den Verbandstag schrieb.

Korntal, den 15. Mai 2018
Jochen Klima

Zu den Bildergalerien der Mitgliederversammlung 2018 ...