Wechselzeit für Kfz-Versicherung? Wie das Schnäppchen zum Nepp wurde

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe November/2018, Seite 692

Die Geschichte ging so: Fahrschulinhaber Gustav K. (Name geändert, Red.) klagte beim abendlichen Umtrunk mit Freunden über zu hohe Kosten seines Betriebs und sprach dabei auch die Versicherungsprämien an. Ein Sportsfreund empfahl ihm den Versicherungsmakler Zonarius (Name geändert, Red.) mit den Worten: „Hör‘ dir den einmal an, das ist ein echter Fachmann!“  Gustav zögerte, aber seine Frau meinte, man könne den Makler doch einmal ganz unverbindlich das Portfolio durchsehen lassen, ein neues Angebot könne ja nie schaden.

Ein Anruf bei Zonarius genügte. Der clevere Makler kam flugs vorbei und brachte zum Antrittsbesuch eine mit Schleife hübsch aufgemachte Flasche Sekt mit. Zonarius nahm sich den Versicherungsordner vor und kam mithilfe seines Taschenrechners rasch zu dem Schluss, Gustav zahle für seine Autos pro Jahr rd. 400 € zu viel. Sein Vorschlag: „Sie kündigen Ihr ganzes Paket, Kfz-, Hausrat-, Privathaftpflicht- und alle Geschäftsversicherungen und kommen damit zu mir. Dabei sparen Sie nicht nur 400 €, sondern, überschlägig gerechnet, erheblich mehr.“ Gustav war beeindruckt. Er unterschrieb im guten Glauben an die Seriosität des Maklers alles, was der ihm vorlegte.

Bester Service?

„Mit Ihren Unterschriften, lieber Herr K., haben Sie sich heute nicht nur für die günstigsten Prämien, sondern auch für den besten Service des Versicherungsmarktes entschieden. Als Makler bringe ich Ihre Risiken zu den Versicherungsgesellschaften mit den niedrigsten Prämien.“ Mit diesen vollmundigen Versprechungen verabschiedete sich Zonarius. Die Kündigungen der Kfz-Versicherungen zum 30.11. liefen problemlos, in den anderen Sparten waren andere Kündigungsfristen einzuhalten. Tatsächlich fiel die Gesamtprämie der Kraftfahrzeugversicherungen bei der neuen Gesellschaft, der Pfefferminzia (Name geändert, Red.), günstiger aus, aber nicht um rd. 400 €, sondern nur um rd. 200 €. Gustav war enttäuscht; seinen etwas erregten Anruf bei Makler Zonarius wimmelte dieser mit allerlei Ausflüchten und mit der Feststellung ab: „Immerhin haben Sie 200 € gespart, das ist doch richtiges Geld.“

Ein Paukenschlag

Als wenig später an einem Fahrschul-Pkw die Windschutzscheibe durch Steinschlag zu Bruch ging, meldete Gustav den Schaden dem Makler und schickte wenig später die Reparatur-Rechnung in Höhe von 850 € hinterher. Nach längerer Funkstille hakte Gustav beim Makler nach, der ihn kurz so beschied: „Für die Abwicklung von Schäden ist allein die Schadenabteilung der Pfefferminzia zuständig. Rufen Sie doch dort mal an!“ Das Durchkommen zur Schadenabteilung war mühsam. Gustav hing lange in der Schleife. Als er schließlich die richtige Sachbearbeiterin erreicht hatte, teilte die ihm mit, das Fahrzeug habe eine Teilkaskoversicherung mit 1.500 € Selbstbeteiligung (SB), da der Schaden innerhalb der SB liege, finde eine Regulierung nicht statt. Gustav fiel aus allen Wolken, denn schließlich hatte er dem Zonarius doch mit aller Deutlichkeit gesagt, er wolle alle Risiken genauso versichern wie bisher, und das war bei Teilkasko eine SB von 150 €. 

Wie das ausging?

Schlecht für Gustav. Er wollte gegen Zonarius gerichtlich vorgehen, doch sein Anwalt riet ihm davon mit Hinweis auf einen Passus im Maklervertag ab, wonach Gustav dem Makler Zonarius im Interesse günstiger Prämien bei der Risikoeinschätzung weithin freie Hand gelassen hatte.

Wechsel birgt immer auch Risiko

Nach den großen Ferien sehen die geschäftlichen und die privaten Budgets oft arg strapaziert aus. Da liegt der Gedanke ans Sparen nahe, auch bei Versicherungen. Wenn dann in Vergleichsportalen – oder wo immer im großen Netz – bestechende Prämienvorteile angeboten werden, ist man als Sparfuchs geneigt, an Wechsel zu denken. Das Beispiel von Gustav ist nur eines von vielen, in denen der Wechsel sich nicht auszahlte und in puncto Service zum Alptraum wurde. Schon mancher Wechsler musste sich hinterher eingestehen: Ich habe mich nach einem Cent gebückt und dabei fielen mir die Euros aus der Tasche. Gut versichert zu sein ist mehr als ein paar Euro hin oder her. Es kommt vor allem auf redliche Beratung, Klarheit der Bedingungen, zuverlässigen Service, namentlich im Schadenfall, sowie sparsamen Umgang mit dem Geld der Versicherten an. In all diesen Punkten ist unsere berufsständische Fahrlehrerversicherung VaG top (s. dazu auch den Artikel aus FPX 09/2018). Und das fällt mir seit nahezu 40 Jahren zum Thema Versicherungswechsel immer wieder ein.

Jochen Klima