EDITORIAL: BF17 - Neue Regeln für Begleitpersonen

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August/2019, Seite 461

Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.Liebe Leserinnen und Leser,

vor nunmehr 15 Jahren, im April 2004, begann im Bundesland Niedersachsen der Modellversuch „Begleitetes Fahrens mit 17“ (BF17). Das war, wie wir heute wissen, der mutige Startschuss für einen beachtlichen Erfolg zugunsten der Verkehrssicherheit. Ab 2006 kamen  – oft zögerlich – nach und nach weitere Bundesländer hinzu. Seit Januar 2008 dürfen auch in Baden-Württemberg 17-jährige Fahranfänger mit einem in der Prüfbescheinigung eingetragenen Coach Pkw fahren.

Das Ziel von BF17 war und ist, dem Anfängerrisiko entgegenzuwirken. Sie fahren nicht allein oder mit gleichaltrigen Mitfahrern, sondern sind mit einer erfahrenen, moderat einwirkenden Begleitperson unterwegs. Entscheidend dabei ist, dass die Jugendlichen tatsächlich fahren, um wirklich Erfahrung zu gewinnen. Doch genau daran soll es mitunter mangeln: BF17 beginnt immer häufiger zu kurz vor dem 18. Geburtstag. Hinzu kommt: Für Fahrten mit Begleitpersonen – meist Eltern oder Verwandte – muss die Freizeit der Jungen und ihrer Begleiter übereinstimmen. Wären hingegen auch Fahrten mit anderen erfahrenen Erwachsenen zulässig – ich denke beispielsweise an den Handwerksmeister oder Gesellen, der seinen Azubi auf der Fahrt zum Kunden ans Steuer lassen dürfte –, könnten die Erfahrungskilometer deutlich zunehmen.

Im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur wird offenbar über Änderungen der Anforderungen an Begleitpersonen nachgedacht. Im Gespräch sind:

  • Senkung des Mindestalters auf 25 Jahre,

  • Streichung des sehr knapp bemessenen Punktelimits (ASF-Seminarleiter dürfen immerhin zwei Punkte haben!) und

  • Abschaffung der Beantragungs- bzw. Eintragungspflicht und die dazu erforderliche Unterschrift der Erziehungsberechtigten.

Statt diese innovativen Ansätze gleich wieder bedenkenträchtig zu zerreden, hielte ich es für besser, sie einmal auszuprobieren. Denn die Zahl der schweren Unfälle von Fahranfängern ist allen bisher getroffenen Maßnahmen zum Trotz immer noch viel zu hoch.

Herzliche Grüße
Ihr
Jochen Klima

Foto: Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.