FahrSchulPraxis Das südwestdeutsche Fahrlehrermagazin: Seit 50 Jahren pünktlich

50 Jahre - 600 Ausgaben

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August/2020, Seite 428

Mit dieser Ausgabe erscheint die FahrSchulPraxis (FPX), die Mitgliederzeitschrift des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V., ohne Unterbrechung das sechshundertste Mal. Dieses Jubiläum haben wir zum Anlass genommen, Gebhard L. Heiler (GLH), den langjährigen Verbandsvorsitzenden und Gründer des „Blättle“, nach den Gründen dieser Erfolgsgeschichte und nach den Zukunftsaussichten der FPX zu fragen.

FPX   Herr Heiler, mit dieser Ausgabe halten unsere Leser die sechshundertste FPX in Händen. Seit 50 Jahren geht diese kleine Zeitschrift pünktlich am 15. jedes Monats an die Mitglieder des Verbandes und an viele Abonnenten außerhalb Baden-Württembergs. Wir erklären Sie sich diese Erfolgsgeschichte?

GLH   Mit Ideenreichtum, Zuwendung, Fleiß und Beharrlichkeit.

FPX   Lassen Sie uns zunächst einen Blick zurückwerfen. Was hat Sie im Jahr 1970 bewogen, eine Mitgliederzeitschrift für den Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. herauszugeben?

GLH   Ich gehe etwas weiter zurück und nenne 1968 als das Jahr, in dem der Gedanke an ein periodisch erscheinendes Fachblatt für die Mitglieder des Verbandes entstand. Auf einer Bezirksversammlung im badischen Landesteil bekam ein junger Kollege viel Beifall, als er das hektographierte Rundschreiben des Verbandes sehr substantiiert als „eine lausige Information für die Mitglieder“ kritisierte. Das nahm ich mir sehr zu Herzen, zumal ich das Zirkular schon lange mehr als „Befehlsausgabe“ denn als aktuelle fachliche Informationsquelle empfunden hatte.

FPX   Warum musste es für den Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V. mit einer monatlich erscheinenden Fachzeitschrift eine Nummer größer sein?

GLH   Es ging nicht um größer, sondern um besser. Im Mittelpunkt stand das Interesse der Mitglieder, über die den Beruf berührenden rechtlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen zeitnah und zuverlässig unterrichtet werden zu wollen. Zugleich sollte das Blatt durch Leserbeiträge zur Intensivierung des Meinungsaustausches beitragen.

FPX   Es ist anzunehmen, dass Ihre Idee und die zu erwartenden Kosten einer eigenen Zeitschrift zum damaligen Zeitpunkt nicht von allen Verbandsmitgliedern begrüßt wurde. Gab es Widerstände?

GLH   Die Mitglieder waren nicht die erste Hürde. Die wurde vielmehr von Herren des seinerzeit kleinen Beirats gebildet, der aus sieben Personen, nämlich aus den Vorsitzenden der damaligen vier Verbandsbezirke Nordbaden, Südbaden, Nordwürttemberg und Südwürttemberg-Hohenzollern und dem dreiköpfigen Vorstand, bestand. Der seinerzeitige Verbandsvorsitzende, zu dessen erstem Stellvertreter ich im Frühjahr 1966 gewählt worden war, äußerte mehrfach schwere Bedenken gegen die Idee einer monatlich erscheinenden und außer Haus gedruckten Verbandszeitschrift. Vier aus dem Siebener-Gremium schlossen sich diesen Bedenken teils mehr, teils weniger an. Totschlagargument Nummer 1 war: zu hohe finanzielle Belastungen für den Verband. Hinzu kamen Zweifel, Autoren gewinnen und eine stabile Redaktion aufbauen zu können. Und schließlich: Man blamiere sich als Verband über alle Maßen, wenn Die Verbandsfahrschule, so sollte das Blatt heißen, wegen Unvermögens nach wenigen Ausgaben eingestellt werden müsse.

FPX   Wie ging es weiter?

GLH   An meiner Seite stand Adolf Wolfer, damals Bezirksvorsitzender Nordwürttemberg aus Nürtingen. Er, ein vorausblickender Unternehmer und gegenüber Neuem aufgeschlossen, machte mir Mut und unterstützte mich nachhaltig. Auch der Obmann des Kreises Pforzheim, Emil Veser, sprach sich in einem deutlichen Brief an den Vorstand für das Projekt einer verbandseigenen Zeitschrift aus. Am 21. März 1970 wurde ich zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt. Knapp sechs Monate später erschien am 15. September die erste Ausgabe von Die Verbandsfahrschule, die schon ab Juni 1971 FahrSchulPraxis hieß. Dabei hat geholfen, dass das Deutsche Verkehrs-Pädagogische Institut Baden-Württemberg e.V. (VPI) aus Schorndorf und die Prüfungs- und Vertriebsgenossenschaft für Fahrschulbedarf eGmbH (PVF) aus Stuttgart für die ersten 20 bzw.14 Ausgaben als Mitträger der Zeitschrift gewonnen werden konnten.

FPX   Die FahrSchulPraxis erschien im für Zeitschriften sehr ungewöhnlichen Format DIN A5. Wie kam es dazu?

GLH   Es ging darum, ohne Anmaßung gegenüber dem bundesweit erscheinenden Fachblatt FAHRSCHULE aufzutreten. Die FPX sollte als ein regionales Fachblatt gelten. Und ein praktischer Aspekt war: Das „Blättle” sollte ins Handschuhfach passen.

FPX   Die Zeitschrift ging von Anfang an auch an andere Bezieher, wie beispielsweise Ministerien, Behörden und Polizeidienststellen, nicht zu vergessen namhafte Unternehmen. Was waren die Beweggründe dafür?

GLH   Dabei ging es vor allem um Offenheit des Verbandes gerade auch gegenüber den von Ihnen genannten Institutionen. Nicht weniger wichtig war dabei die Außendarstellung des Verbandes und somit die Bildung eines achtbaren Images.

FPX   Eine Zeitschrift benötigt Autoren, eine Redaktion, ein Layout, Satz und Druck. Wie haben Sie das damals, Anfang der Siebzigerjahre, hinbekommen?

GLH   Hier kam wieder Adolf Wolfer ins Spiel. Im Kreis Nürtingen gab es den Fahrschulinhaber Detlev F. Haug (DFH), der das Handwerk des Journalisten von der Pike auf bei einer namhaften Tageszeitung erlernt und viele Jahre ausgeübt hatte. Wolfer überzeugte DFH, dass man ihn beim Verband dringend brauche. DFH stieg zunächst als Freizeitredakteur ein und brachte uns allen bei, wie eine ordentliche Redaktion zu funktionieren hat. Darüber hinaus war er ein begnadeter Schreiber, und er verstand es auch, die Mitglieder des Vorstandes und Außenstehende als Autoren in die Pflicht zu nehmen.

FPX   Können Sie sich noch erinnern, wie die ersten Ausgaben von den Mitgliedern, vom Berufsstand, den anderen Verbänden, dem TÜV und der Öffentlichkeit aufgenommen wurden?

GLH   Der weit überwiegende Teil unserer Mitglieder nahm das Blatt von Anfang an sehr wohlwollend auf. Die anderen Fahrlehrer-Landesverbände reagierten unterschiedlich: von Zustimmung über Ablehnung bis Nachahmung war alles drin. Hingegen zeigten die Behörden, vor allem die für das Fahrerlaubniswesen zuständigen, von Anfang an großes Interesse an dem Blatt. Krönung der Anerkennung der FPX als Fachblatt war der Erlass des Innenministeriums Baden-Württemberg vom 31. Oktober 1973, wonach auf „[…] die Vorhaltung des Verkehrsblattes in denjenigen Fahrschulen verzichtet wird, die die Zeitung Fahrschulpraxis laufend beziehen und lückenlos vorrätig halten […]“. Die Haltung der beiden seinerzeit im Lande tätigen TÜVs war ambivalent bis ablehnend.

FPX   Gab es in all den Jahren auch Überlegungen oder gar Forderungen, die FPX einzustellen?

GLH   Einen entsprechenden Antrag von Mitgliedern gab es nie. Hätte es einen solchen gegeben, wäre dieser, davon bin ich überzeugt, von der geballten Mehrheit der Mitglieder abgewiesen worden.

FPX   Hat der Verbandsvorstand jemals den Umgang mit kritischen Beiträgen und Leserbriefen reglementiert?

GLH   Zensur und Ablehnung von Leserbriefen und Beiträgen gab es nie. Doch die Redaktion behielt sich das Recht vor, etwa strafrechtlich relevante Äußerungen zu tilgen.

FPX   Gab es in all den Jahren auch Beiträge, die besser nicht erschienen wären?

GLH   Das glaube ich nicht, denn auch das Absurde kann lehrreicher Stoff fürs Nachdenken sein.

FPX   Ein nur alle vier Wochen erscheinendes Periodikum kann in unserer schnelllebigen Zeit nicht immer über alle aktuellen Ereignisse und Entwicklungen rechtzeitig informieren. Hat eine nur monatlich erscheinende Print-Zeitschrift im Zeitalter von sozialen Medien und Newslettern per E-Mail auch heute noch Daseinsberechtigung?

GLH   In unserer medienlauten Zeit der schier endlosen Nachrichtenflut, auch der sog. Fake News, behält das seriöse Printmedium gegenüber den oft sehr flüchtigen digitalen Medien als verlässliche Quelle der Information, unterschiedlicher Ansichten und Meinungen seinen festen Platz; dies nicht zuletzt auch als zuverlässiges fachliches Nachschlagewerk.

FPX   Eine Frage zum Schluss: Was wünschen Sie der FPX und ihren Machern für die Zukunft?

GLH   Die FPX möge bleiben, was sie immer war: Eine echte Mitgliederzeitschrift, weit weg von Hofberichterstattung. Den für die FPX Verantwortlichen wünsche ich weiterhin gutes Gespür für die Interessen und Wünsche der Mitglieder und den Ehrgeiz, bestmöglichen Fachjournalismus zu liefern. So lange diese Qualitäten erhalten bleiben, sehe ich eine gute Zukunft für die Zeitschrift.

FPX   Herr Heiler, wir danken für dieses Gespräch.

Gebhard L. Heiler

Das Interview führte Jochen Klima.