Neue Motorradmodelle 2020: Fahrvergnügen auf zwei Rädern

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe März/2020, Seite 170

Langweilig wird das Motorradjahr 2020 nicht – so viel steht fest. Mit zahlreichen interessanten Modellen haben sich die Hersteller ins Zeug gelegt – in allen Marktsegmenten, vom Supersportler bis zum Retro-Bike. Selbst im Bereich Elektroantriebe tut sich etwas. Auch wenn die großen, etablierten Marken meist noch zögern, versuchen hier vor allem kleinere, relativ unbekannte Hersteller dieses Marktsegment zu erobern.

Supersportler: Honda CBR1000RR-R Fireblade

Kampfansage! Honda zeigt der Konkurrenz mit der zum Jahr 2020 von Grund auf neu konzipierten Fireblade die Zähne. Mit einem beispiellosen Maß an Performance und Kontrolle hält die 2020er Fireblade ihren Rang unter den weltbesten Supersportlern. Im Gegensatz zum Vorgängermodell ist ein weiteres „R“ im Namen hinzugekommen – möglicherweise steht es für die Renngene, die das Bike auf der Rennstrecke zeigen soll. Laut Honda wurde die Fireblade nämlich kompromisslos für den Rennstreckeneinsatz optimiert. Neu ist der Reihen-Vierzylindermotor mit 217 PS/160 kW bei 14.500 U/min. Dieser hat nicht nur dieselben Werte für Bohrung und Hub wie das Triebwerk der Honda RC213V-S, sondern nutzt auch deren Technologien in Sachen Verbrennungseffizienz und Reibungsarmut. So verfügt der neue Motor über Titanpleuel und geschmiedete Aluminiumkolben. Zudem wurde die Traktionskontrolle weiter optimiert und eine einstellbare Launch Control zu den bestehenden Regelparametern für Motorleistung, -bremse und Wheeliekontrolle hinzugefügt. Mit seiner hohen Motorisierung ist dieses sportliche Bike für Fahrlehrer bestens geeignet, um als Begleitfahrzeug gelegentlich schnell zu beschleunigen und dem Fahrschüler beispielsweise in Gefahrensituationen prompt beistehen zu können.

Honda CBR1000RR-R Fireblade*

Preis: 22.330 € ab Werk
(zzgl. Überführung)
Leistung: 217 PS/160 kW
Drehmoment: 113 Nm bei 12.500 U/min
Hubraum: 999,9 cm3
Gewicht: 201 kg (vollgetankt)

Honda CBR1000RR-R Fireblade

Foto: © Honda

Retro: Kawasaki W800 Standard

Nach wie vor im Trend sind Retro- oder Heritage-Bikes, die einen Hauch Nostalgie mitliefern. Dessen ist sich auch Kawasaki bewusst und erweitert die W800-Familie (W800 Street und W800 Café) in diesem Jahr um ein Modell, das schlichtweg den Namen W800 Standard erhält und optisch sowie im Fahrverhalten am stärksten an die W-Serie der 1960er-Jahre erinnert. Das bekräftigt neben einer ganzen Menge Chrom auch das 19-Zoll-Vorderrad, das nicht nur einen Vintage-Look, sondern ein entsprechendes Fahrgefühl vermitteln soll, während die beiden Schwestermodelle Street und Café mit 18-Zoll-Vorderrädern versehen sind. Der Hersteller verspricht für die W800 einfaches Handling, was sie zu einem guten Einsteigermodell für die A2-Klasse macht. Auch ABS und die Sitzhöhe von 790 mm tragen dazu bei; der vordere Teil des Sitzes wurde zudem so konstruiert, dass der Bodenkontakt für den Fahrer grundsätzlich erleichtert wird. Im Übrigen wurde das Bike nach dem Prinzip von „kodawari“ gefertigt, das im Japanischen für ein hohes Maß an Detailtreue und Streben nach Perfektion steht. Perfekt ausgelegt ist es zudem bereits auf die Euro-5-Abgasnorm.

Kawasaki W800 Standard

Kawasaki W800 Standard*

Preis: 9.995 € ab Werk (zzgl. Überführung)
Leistung: 48 PS/35 kW
Drehmoment: 62,9 Nm bei 4.800 U/min
Hubraum: 773 cm3
Gewicht: 221 kg (fahrfertig)

Foto: © Kawasaki

Allrounder: BMW F 900 XR und F 900 R

Bei BMW, der Motorradmarke Nummer 1 für Fahrschulen, erhält die Mittelklasse Zuwachs: Mit der Dynamic Roadster F 900 R und der F 900 XR im Adventure Sport Segment verspricht der Hersteller sportlichen Fahrspaß, spielerisches Handling und einzigartige Ausstattungsmöglichkeiten, verpackt in einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis. Und damit richtet sich der bayerische Auto-und Motorradbauer an Einsteiger und Wiedereinsteiger, aber eben nicht nur. ABS ist serienmäßig verbaut. Die Seriensitzhöhe der F 900 R beträgt 815 mm, die der F 900 XR 825 mm. Darüber hinaus bietet BMW (ab Werk bzw. als Zubehör) Kombinationsmöglichkeiten von hohen und niedrigen Sitzbänken sowie optionale Tieferlegung an, die bei der F 900 R in einer Sitzhöhe von 770 bis 865 mm resultiert und bei der F 900 XR von 775 bis 870 mm Sitzhöhe reicht. Für Fahrschulen sind damit wichtige Kriterien bei diesen Bikes erfüllt. Beiden Modellen hat BMW einen starken gemeinsamen Backbone spendiert. In beiden Versionen verrichtet der weiterentwickelte Zweizylinder-Reihenmotor, der vor zwei Jahren erstmals in der F 850 GS debütierte, seinen Dienst; nur eben hier mit 105 PS und einem noch satteren Drehmomentverlauf, verspricht der Hersteller – Hubraum sei Dank. Doch die beiden Newcomer haben durchaus unterschiedliche Gene. Während die F 900 R für puristischen Fahrspaß, gepaart mit einem breiten Einsatzspektrum und hoher Alltagstauglichkeit, steht, verkörpert die XR einen kompromisslosen Mix aus Sportlichkeit und Tourentauglichkeit. Dass die F 900 XR mit der großen Schwester S 1000 XR verwandt ist, bleibt auch optisch nicht verborgen.

 

BMW F 900 R // F 900 XR*

Preis: ab 8.800 € // ab 11.400 €
Leistung: 105 PS/77 kW // 105 PS/77 kW
Drehmoment: 92 Nm bei 6.500 U/min // 92 Nm bei 6.500 U/min
Hubraum: 895 cm3 // 895 cm3
Gewicht: 211 kg // 219 kg (jeweils DIN-Leergewicht, fahrfertig)

BMW F 900 R

Foto: BMW F 900 R / © BMW AG

„A1 in B“ – Hürden für die Fahrschulen?

Seit Anfang des Jahres können Inhaber der Führerscheinklasse B unter gewissen Voraussetzungen die Berechtigung zum Führen von Leichtkrafträdern (im Inland) erwerben (siehe auch FPX 2020-02, Seite 82 ff.). Die Krux an der Sache ist jedoch, dass es die Industrie bislang großteils versäumt hat, eine entscheidende Vorgabe im Elektrobereich zu erfüllen, wodurch die Elektroroller nicht zur Schulung verwendet werden können. Dazu muss bei einem Elektromotor das Verhältnis Leistung/Leergewicht mindestens 0,08 kW/kg betragen, und das ist vielfach (noch) nicht der Fall. Bis die Industrie hier nachgebessert hat, sollten Fahrschulen in diesem Bereich weiter auf Leichtkrafträder mit Verbrennungsmotoren setzen. Damit sind sie auf der sicheren Seite.

Elektro: Horwin CR6 Pro

Im Segment der Leichtkrafträder (L3e-Klasse/125er) sind elektrisch angetriebene Zweiräder (noch) eine Seltenheit. Elektroroller, die zudem oben genannte Vorgabe erfüllen, sind noch seltener. Horwin hat mit der CR6 Pro jedoch ein passendes und den Vorgaben für die Schulung entsprechendes Modell im Sortiment und schickt es ins Rennen um die Gunst der Fahrer. Während die Österreicher bis dato den Vertrieb diverser E-Fahrzeugmarken in Europa im Fokus hatten, haben sie mit der CR6 Pro und der aufgrund des Leistungsgewichts jedoch nicht für Schulungszwecke geeigneten und daher nicht weiter vorgestellten CR6 erstmals eigene, speziell für den europäischen Markt entwickelte E-Motorräder auf den Markt gebracht.

Der Stromer im angesagten Café-Racer-Look (daher auch das CR im Namen) besitzt als eines der ersten Elektrokrafträder weltweit eine 5-Gang-Schaltung, die das Bike bis auf 105 km/h beschleunigen soll. Herstellerangaben zufolge macht das Bike auch dort eine gute Figur, wo andere Stromer schwächeln: Die CR6 Pro bietet 130 km Reichweite und Ladung bis 80 % innerhalb von drei Stunden.

Horwin CR6 Pro*

Preis: 7.490 € (Kunden-VK inkl. MwSt.)
Leistung: 11 kW Drehmoment: 303 Nm
max. Reichweite: 130 km (bei Ø 45 km/h)
Gewicht: 137 kg (Leergewicht)

Horwin CR6 Pro

Foto: © Horwin

125 cm3: Yamaha MT-125

Unkonventionelle Menschen, mit dem Wunsch nach einer neuen Form des Lifestyles, möchte Yamaha mit der MT-Modellreihe ansprechen. Dass dieses Konzept voll und ganz aufgeht, haben die vergangenen Jahre gezeigt, in denen das Hyper-Naked-Segment der Japaner rasant gewachsen ist und heute Modelle von 125 bis 1.000 cm3 anbietet. Für das aktuelle Modelljahr hat Yamaha somit auch eine radikale Neuauflage der MT-125 auf den Markt gebracht, die der 125er-Reihe noch mehr Leistung, Style und Adrenalin verpasst. Auch optisch zeigt sich die Maschine entsprechend aggressiv. Ihre Zielgruppe sind demgemäß junge, eher leistungsorientierte Fahrer, aber eben auch die neue Gruppe der Autofahrer, die seit diesem Jahr mit der Fahrerlaubnis der Klasse B und zusätzlichem Eintrag der Schlüsselzahl 196 auch zweirädrige Leichtkrafträder der Klasse A1 fahren dürfen. Entsprechend einsteigerfreundlich ist die Sitzhöhe von 810 mm. Der Neuen hat Yamaha unter anderem einen 125-cm3-Motor mit variabler Ventilsteuerung und drehmomentstärkendem VVA-System spendiert, sodass die Maschine ihrem Kürzel MT (Master of Torque, Meister des Drehmoments) alle Ehre macht. Schon bei niedrigen Drehzahlen sorgt es nach Herstellerangaben für ein beeindruckendes Ansprechverhalten, aufregende Beschleunigung und Höchstleistung.

Yamaha MT-125

Yamaha MT-125*

Preis: 4.799 € (UVP)
Leistung: 15,0 PS/11,0 kW
Drehmoment: 11,5 Nm bei 8.000 U/min
Hubraum: 124,7 cm3
Gewicht: 140 kg (fahrfertig, vollgetankt)

Foto: © Yamaha

125 cm3: Honda SH125i

Schon die SH-Vorgängermodelle des in Italien gefertigten Rollers waren Bestseller in ganz Europa. Den Erfolg sieht Honda vor allem in der Kombination aus sparsamem, lauffreudigem Motor mit einem spritzigen und zugleich sicheren Fahrverhalten begründet. Für 2020 hat der Hersteller den beliebten SH 125i vollständig neu konzipiert (und nebenbei auch gleich Euro-5-tauglich gemacht), um ihn noch besser zu machen als die älteren Modelle. In diesem Bestreben ist die 2020er-Variante laut Honda schneller, stilvoller, komfortabler, benutzerfreundlicher und kostengünstiger als je zuvor. Dazu tragen unter anderem das 2-Kanal-ABS und eine Sitzhöhe von 799 mm bei. Der neue Vierventilmotor beschleunigt laut Honda schneller und ist im oberen Drehzahlbereich spritziger und effizienter im Verbrauch. Die Drehmomentregelung Honda Selectable Torque Control (HSTC) ist Serienausstattung. Von seinem Vorgänger behalten hat der neue SH 125i jedoch die 16-Zoll-Räder, die den Flitzer spurstabiler machen.

Honda SH125i*

Preis: 3.865 € (UVP)
Leistung: 12,5 PS/9,2 kW
Drehmoment: 11,4 Nm bei 6.500 U/min
Hubraum: 124,5 cm3
Gewicht: 138 kg (vollgetankt)

Honda SH 125i

Foto: © Honda

* Herstellerangaben

Isabella Finsterwalder
Andrea Hofstetter