Bundesvereinigung: Neues Führungstrio gewählt

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe April/2021, Seite 276

Die 70. ordentliche Mitgliederversammlung der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. (BVF) fand am 10. und 11. März 2021 in Göttingen statt. Auf der umfänglichen Tagesordnung standen infolge des Rückzugs des bisherigen 1. Vorsitzenden Dieter Quentin Neuwahlen zum geschäftsführenden Vorstand, der sich nun wie folgt zusammensetzt:

v.l.n.r.: Kurt Bartels, 1. stellv. Vorsitzender (Vorsitzender Fahrlehrerverband Nordrhein e.V.), Jürgen Kopp, 1. Vorsitzender (Vorsitzender Landesverband Bayerischer Fahrlehrer e.V.), Ralf Nicolai, 2. stellv. Vorsitzender (2. Vorsitzender Fahrlehrerverband Baden-Württemberg e.V.)

In der 71-jährigen Geschichte der Bundesvereinigung ist die Wahl des Kollegen Nicolai in den geschäftsführenden Vorstand ein ebenso erstaunliches wie erfreuliches Novum. Denn bis dahin galt das ungeschriebene Gesetz: In den geschäftsführenden Vorstand der Bundesvereinigung können nur erste Vorsitzende eines Mitgliedsverbandes gewählt werden. In einem kurzen Gespräch äußerte sich Ralf Nicolai zu seiner neuen Aufgabe.

FPX: Zuerst, Herr Nicolai, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Hat die BVF das in Jahrzehnten durchgesetzte hierarchische Prinzip aufgegeben, nur erste Landesvorsitzende ganz nach oben zu lassen?

Nicolai: Ja, das hat sie wohl. Ich denke, es hat sich gezeigt, dass es auch in der zweiten Reihe qualifizierte Leute für Führungsaufgaben gibt. Für ein solches Amt kann nicht nur die Position im eigenen Landesverband entscheidend sein. Vielmehr müssen das fachliche Wissen, Erfahrung und die Fähigkeit der Zusammenführung unterschiedlicher Auffassungen zählen. Ich nehme an, die Kollegen ordneten mir diese Qualitäten zu und erhofften sich, dass ich auch zur Stärkung unseres Verbandswesens auf Bundesebene beitragen kann.

Sie sind für die restliche Amtsdauer Ihres Vorgängers, also für drei Jahre gewählt. Das kann eine interessante Zeit werden. Denn für die Fahrschulen zeichnen sich bedeutsame Veränderungen und Entwicklungen ab. Welche sehen Sie als vordringlich an?

Vordringlich steht eine Reform oder von mir aus auch Modernisierung der Fahrschüler-Ausbildungsordnung an. Als Folge der Corona-Pandemie trat Online-Unterricht immer mehr in den Vordergrund. Man muss jetzt bald und zügig daran arbeiten, dass der theoretische Fernunterricht von Fahrschulen in die richtigen Bahnen kommt. Wer diese Notwendigkeit nicht sieht, verschließt sich der Zukunft. Der Präsenzunterricht ist deshalb nicht tot, der bleibt für bestimmte Erkenntnisbereiche weiterhin wichtig.
Auch die am 1. April dieses Jahres in Kraft getretene Automatikregelung bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Den Fahrschulen wurden hier neue Kompetenzen zugeordnet, die zu schützen sich lohnt.
Schließlich werden durch alternative Antriebssysteme sowie durch hochautomatische Assistenzsysteme neue curriculare Anforderungen an die Ausbildung der Fahrschulen gestellt. Ausbildung und Prüfung müssen inhaltlich synchron sein.
Auch der jüngst erfolgten Reform der Berufskraftfahrerausbildung muss die Bundesvereinigung besondere Aufmerksamkeit widmen. Und nicht zu vergessen: die noch anhaltende Pandemie, die uns noch eine ganze Weile – nicht nur auf Landesebene, sondern auch auf Bundesebene – beschäftigen wird.

Wird es beim bisherigen Geschäftsbereichsplan bleiben oder ist beabsichtigt, diesen neu zu schneiden?

Ich denke, der wird neu zugeschnitten werden. Dazu wird sich in naher Zukunft der geschäftsführende Vorstand zusammensetzen, um eine neue Aufgabenteilung vorzunehmen.

Das sieht nach viel Arbeit aus, für die sowohl Ihre fachliche als auch Ihre juristische Expertise sehr gefragt sein wird. Die Redaktion der FahrSchulPraxis wünscht Ihnen fürs neue Amt einen guten Start, Gespür für Neues, Geduld und Ausdauer.

Das Gespräch führte G. L. Heiler

Zur Person

Ralf Nicolai, 63, Fahrlehrer seit 1980, studierte ab Herbst desselben Jahres Rechtswissenschaften in Tübingen und legte nach dem juristischen Referendariat 1989 das zweite juristische Staatsexamen erfolgreich ab. 1999 übernahm Nicolai die elterliche Fahrschule in Ludwigsburg. 2008 wurde er zum Vorsitzenden des Kreisvereins Ludwigsburg, 2009 zum dritten und 2013 zum zweiten Vorsitzenden des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg gewählt. Am 11. März 2021 wurde Nicolai zum 2. stellvertretenden Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. berufen.