Mitgliederversammlung 2020 und 2021: Handlungsfähig für die Zukunft

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Mai/2021, Seite 314

Im letzten Jahr konnte infolge der Corona-Pandemie keine Mitgliederversammlung stattfinden. Unter strengen Hygienevorgaben, dafür aber bei sonnigem Frühlingswetter, versammelten sich die baden-württembergischen Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer am 24. April im Pforzheimer CongressCentrum (CCP) zu ihrer 70. und 71. ordentlichen Jahreshauptversammlung.

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Erstmals in der Geschichte des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. wurden zwei Versammlungen an einem Tag durchgeführt. Es war ein Verbandstag der doppelten Regularien – leider ohne die sonst üblichen und sehr beliebten Beiprogramme. Doch angesichts der die Teilnehmerzahl begrenzenden Hygieneauflagen war es eine gut besuchte, harmonische Mitgliederversammlung. Die Freude war groß, sich endlich wieder zu treffen und zu sehen.

Nur Regularien

Wegen des infolge Corona begrenzten Platzangebotes konnten im Wesentlichen nur die satzungsrechtlich vorgeschriebenen Regularien behandelt werden. Zum Bedauern aller gab es keine Fachausstellung FAHRSCHULE, keine Kinderbetreuung, keine After-Work-Party, und die Ehrungen der Berufsjubilare/-jubilarinnen konnten ebenfalls nicht im gewohnten Rahmen stattfinden. Auch nahmen in diesem Jahr nur Verbandsmitglieder und einige wenige geladene Gäste an der Versammlung teil. Die Teilnehmerzahl war aufgrund der Hygienevorgaben des CCP stark begrenzt, sodass Begleitpersonen, Mitarbeitende, Angehörige befreundeter Organisationen und sonstige Besucher nicht zugelassen werden konnten.

Strenges Hygienekonzept

Das CCP hat zusammen mit dem Verband als Veranstalter ein hervorragendes Hygienekonzept auf die Beine gestellt. Ein Lob an die Teilnehmer der Veranstaltung, die den Vorgaben wie Abstand halten, Maske tragen und vorgegebene Laufwege einhalten verantwortungsvoll folgten und damit eine Atmosphäre der Sicherheit schufen.

Snackbar und Service für Motorradfahrer/-innen

Die Halle war ab 8.00 Uhr geöffnet. Während der gesamten Veranstaltung konnten sich die Teilnehmenden an der Snackbar kostenfrei bedienen lassen. Für Kolleginnen und Kollegen, die mit dem Motorrad anreisten, gab es direkt vor der Halle einen reservierten Parkplatz. Zudem war im CCP ein Raum reserviert, in dem sich die Biker umziehen und die Motorradkleidung aufbewahren konnten.

Für alle Tagungsteilnehmer ein ungewohnter, aber beruhigender Anblick: Bereits am Eingang des CCP lief alles streng nach Hygieneregeln.
Foto: Maria Reufer

Eröffnung der Mitgliederversammlung

Um 10.00 Uhr eröffnete Vorsitzender Jochen Klima die Versammlung mit einer kurzen Begrüßungsansprache. Er freue sich sehr, trotz Corona-Einschränkungen die Kolleginnen und Kollegen und einige Gäste willkommen heißen zu können. Ein freundlicher Willkommensgruß ging an Marcellus Kaup, Leiter der Technischen Prüfstelle Baden-Württemberg des TÜV SÜD. Ebenso herzlich willkommen hieß Klima Julia Richthammer, die neue Chefredakteurin der Fachzeitschrift „Fahrschule“. Einen besonderen Gruß richtete Klima an die früheren Vorsitzenden des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V., Gebhard L. Heiler und Peter Tschöpe.

Ehrung der Verstorbenen

Die Versammlung gedachte der seit der letzten Mitgliederversammlung im Mai 2019 verstorbenen Mitglieder. Es waren 63 Kolleginnen und Kollegen, die zum Teil viel zu früh von uns gegangen sind.

Geschäfts- und Kassenberichte 2020 und 2021

Zuerst stand die Behandlung der satzungsgemäß nachzuholenden Regularien der 70. Jahreshauptversammlung aus 2020 an. Direkt im Anschluss dasselbe Verfahren als Hauptversammlung des Jahres 2021. Der Vorsitzende trug in der jeweiligen Versammlung den Geschäftsbericht vor, der für das Jahr 2020 bereits in der FahrSchulPraxis veröffentlicht worden war und für das Jahr 2021 den an der Versammlung teilnehmenden Mitgliedern ausgehändigt wurde. Davon leitete Klima ab, sich in seinen Ausführungen auf das Wesentliche beschränken zu können. Klima erläuterte mit Charts die finanzielle Lage des Verbandes und die zu erwartende Entwicklung. Er machte deutlich, dass hier und heute zu handeln sei, um den Verband mittelfristig auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Kollege Markus Gauch aus Weinheim trug in beiden Hauptversammlungen den Bericht der Rechnungsprüfer vor. Er attestierte der Verbandsführung ordnungsgemäßen, sorgsamen Umgang mit den Mitteln des Verbandes. Gauch stellte Antrag auf uneingeschränkte Entlastung des Vorstandes. Die Entlastung erfolgte sowohl für das Jahr 2020 als auch für das Jahr 2021 einstimmig und ohne Enthaltung.

Wahlen

Vorstand   Satzungsgemäß liefen die Amtsperioden des ersten und dritten Vorsitzenden des Verbandes am Tag dieser Hauptversammlung ab. Deshalb mussten Wahlen für die genannten Ämter durchgeführt werden. Die Versammlung legte die Wahlleitung in die Hände von Ralf Nicolai. Auf Anfrage nach Bewerbern für das Amt des 1. Vorsitzenden benannte die Versammlung nur den bisherigen Amtsinhaber Jochen Klima. In offener Abstimmung wählte die Versammlung Jochen Klima einstimmig und ohne Enthaltung für weitere vier Jahre zum Vorsitzenden des Verbandes. Klima bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen und nahm die Wahl an. Auch der bisherige dritte Vorsitzende, Kollege Wolfgang Rieker, wurde einstimmig wiedergewählt und nahm das Amt mit Dank an die Versammlung an.

Arbeitnehmervertreter   Für das Amt des Arbeitnehmervertreters bewarb sich der Kollege Dirk Feller aus Bonndorf. Dieser stellte sich in einer kurzen Rede vor und skizzierte seine Vorstellungen von der Ausübung des Amtes. Die Wahl ergab ein eindeutiges Ergebnis für Dirk Feller, der das Amt mit Dank an die Versammlung annahm.

Zum Arbeitnehmervertreter wurde Dirk Feller aus Bonndorf gewählt. Foto: Maria Reufer

Rechnungsprüfer   Als Rechnungsprüfer wurde Claas Schmidt aus St. Blasien gewählt. Er nahm das Amt mit Dank für das ihm entgegengebrachte Vertrauen an. Martin Ganzmann aus Schönau wurde zum stellvertretenden Rechnungsprüfer ernannt.

Satzungsänderung

Die der Versammlung von Beirat und Vorstand empfohlene Satzungsänderung (veröffentlicht in FPX 02/2021, S. 92 ff.) wurde den Anwesenden am Sitzplatz noch einmal ausgehändigt. Der Vorschlag enthielt neben der Einführung einer Fördermitgliedschaft vor allem für Fälle wie der einer Pandemie die Möglichkeit, eine virtuelle Mitgliederversammlung mit Online-Abstimmung zu schaffen. Die Einladung zu einer Online-Mitgliederversammlung und die Aufnahme von Fördermitgliedern bedarf dabei der Zustimmung des Beirats. Die vorgeschlagenen Änderungen der Satzung wurden im Einzelnen vorgestellt und abgestimmt. Den Änderungen stimmte die Mitgliederversammlung weitgehend zu. Nicht zugestimmt hat die Versammlung nach längerer Diskussion dem Vorschlag, den Vorstand zu ermächtigen, bei Bedarf nur alle zwei Jahre eine Mitgliederversammlung einzuberufen.

Festsetzung der Mitgliedsbeiträge

Obwohl es dem Verband erfreulicherweise immer wieder gelingt, junge Mitglieder zu gewinnen, geht die Mitgliederzahl aufgrund von Geschäfts- oder Berufsaufgabe sowie Todesfällen weiter zurück. Da aber die Verwaltungs- und Personalkosten sowie die Ausgaben für die Betreuung der Mitglieder weiter ansteigt, hatten der Finanzausschuss und der Beirat des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. bereits für die Mitgliederversammlung 2020 eine Erhöhung der Mitgliedsbeiträge für Fahrschulinhaber/-innen, verantwortliche Leiter, juristische Personen und angestellte Fahrlehrer/-innen vorgeschlagen. Diese Erhöhung, die ab dem zweiten Halbjahr 2021 gelten soll, wurde vom Vorsitzenden der Mitgliederversammlung 2021 zur Abstimmung vorgelegt. Die Versammlung nahm diesen Vorschlag mit einer Enthaltung an. Demnach gelten ab 1. Juli 2021 folgende erhöhte Beitragssätze:


Beitragsgruppe

  Jahresbeitrag Monatsbeitrag

Inhaber, verantwortliche Leiter, juristische Personen

  € 396,00 € 33,00

Angestellte

ohne Bezug Fahrschule € 170,00 € 14,17
 
mit Bezug Fahrschule

€ 195,00 € 16,25

 

Ehrungen

In diesem Jahr bestand keine Möglichkeit, die Mitglieder für ein Berufsjubiläum persönlich zu ehren und ihnen ihre Urkunde und Anstecknadel auszuhändigen. Die Jubilare/Jubilarinnen erhielten bereits vor der Mitgliederversammlung ihre Urkunde mit Anstecknadel per Postsendung. Die persönlichen Ehrungen können, wenn wieder möglich, in den Kreisversammlungen nachträglich vorgenommen werden.

Wir beziehen Position – Aktuelles zur Berufspolitik

Die Rede des Vorsitzenden begann mit Corona. In ungeahnter Geschwindigkeit habe der SARS-Virus die Welt mit einer Pandemie überzogen. Das belastete die Fahrschulen in Baden-Württemberg mit zwei Lockdowns, die für insgesamt vier Monate die Ausbildung komplett zum Erliegen brachten. Der Verband musste eine bis dahin ungeahnte Arbeitslast bewältigen. Die tägliche Arbeit war und ist immer noch beherrscht von den Themen Corona-Verordnung, Corona-Soforthilfe, Kurzarbeitergeld, Überbrückungshilfe, Hygienekonzepte, Gefährdungsbeurteilungen und so weiter. Unser Newsletter, manchmal mehrmals täglich und oft am Wochenende auf den Weg gebracht, erwies sich dabei als effektives Hilfsmittel für die schnelle Information der Mitglieder über aktuelle Entwicklungen.

Unverständlich   Für nicht nachvollziehbar monierte Klima die in jedem Bundesland, ja selbst jedem Landkreis und jeder Kommune, anders lautenden Corona-Regelungen. Das habe oftmals zu Chaos geführt.

Geschäftemacher   Klima warnte vor windigen Geschäftsleuten, die mit einem bundesweit angebotenen Online-Unterricht das große Geld verdienen wollen und deshalb bei der Politik massiv für eine dauerhafte Abschaffung des obligatorischen Präsenzunterrichts werben. Dazu sagte Klima nur: „Wehret den Anfängen.“

Impfpriorisierung   Klima hatte den baden-württembergischen Sozialminister Manfred Lucha in einem persönlichen Brief gebeten, Fahrlehrerinnen und Fahrlehrern bevorrechtigt die freiwillige Impfung gegen das Corona-Virus zu ermöglichen. Die ablehnende Antwort des Ministers, stellte Klima fest, „ist ein Schlag ins Gesicht der Fahrlehrerschaft“. Sie zeuge von wenig Verständnis für die Arbeit der Fahrlehrerinnen und Fahrlehrer für die Verkehrssicherheit.

Neue Automatikregelung   Nicht nachvollziehbar sind die durch den Einführungserlass unseres Landes zur Automatikregelung aufgebauten bürokratischen Hürden für die Ablegung der praktischen Prüfung. „Warum um alles in der Welt“, so Klima, „darf der TÜV nicht einfach prüfen, egal ob der Bewerber auf einem Schalt- oder Automatikfahrzeug vorgestellt wird?“

AM 15 bald auch in Baden-Württemberg   Es gibt immer deutlichere Signale aus dem BMVI für eine bundesweit einheitliche Senkung des Mindestalters für den Erwerb der Klasse AM auf 15 Jahre. Mit dieser positiven Nachricht schloss Klima seine Tour d´Horizon.

Offene Diskussion/Verschiedenes

Zum Tagesordnungspunkt „Aussprache – Verschiedenes“ gab es zwei kritische Fragen an den Vertreter des TÜV: erstens zu der verfügten Antragsumstellung auf B197 bei zuvor gestelltem Antrag für Klasse B; zweitens, warum die theoretische Lehrprobe eines Fahrlehreranwärters nicht im Online-Unterricht abgelegt werden kann. Eine dritte Wortmeldung warf die Frage zu den teilweise sehr unterschiedlichen Reisekosten bei der Überwachung auf.
Soweit die angesprochenen Sachverhalte weiterer Klärung bedürfen, versprach der Vorsitzende alsbaldige Antwort. Damit war die Tagesordnung erledigt. Der Vorsitzende schloss den offiziellen Teil der Versammlung. Danach gehörte die Bühne Dr. Henning Beck, dem Hauptreferenten der Versammlung.

Im Saal hatte jeder Teilnehmende einen eigenen Tisch, der mit Getränken, Block, Stift und Desinfektionsmittel bestückt war – letzteres: eine Aufmerksamkeit der Fahrlehrerversicherung VaG. Foto: Maria Reufer.

Zum Abschluss: Dr. Henning Beck

Die Mitglieder erwartete am Ende dieser „Corona-Versammlung“ ein echtes Highlight. Dr. Henning Beck ist Neurobiologe sowie deutscher Meister im Science Slam und schaffte es mit seinem Thema Brain the Company – Digitales Denken in einer analogen Welt dem Publikum komplizierte Hirnforschung höchst unterhaltsam und verständlich zu vermitteln. Beck warf einen spannenden Blick hinter die Kulissen der fehlerhaftesten und gleichzeitig innovativsten Struktur überhaupt auf der Welt, dem Gehirn. Unterhaltsam und praxisnah wurden aktuelle Erkenntnisse der Neurowissenschaft für das tägliche Leben veranschaulicht, damit wir die Tricks des Gehirns für besseres Denken nutzen können.

Verabschiedung

In der Hoffnung im kommenden Jahr wieder einen Verbandstag im gewohnten Rahmen abhalten zu können, verabschiedete der Vorsitzende die Anwesenden und wünschte eine gute Heimfahrt.

RN