IAA auf dem E-Marsch: "Klimafreundlicher Verkehr beginnt in der Fahrausbildung"

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Oktober/2021, Seite 680

Die erstmals in München veranstaltete IAA Mobility 2021 hat es eindeutig bewiesen: Nach einem Stolperstart vor einigen Jahren geht es jetzt zielstrebig in Richtung E-Mobilität weiter. Welche Rolle Fahrschulen bei der „Sozialisierung“ der Elektromobilität spielen und welche E-, aber auch Hybrid-Fahrzeuge derzeit den für die Fahrschule zweckmäßigen Stand der Technik bieten, erläutert Marc-Philipp Waschke, Referent Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit beim VdTÜV e. V.

FPX: Nach welchen Hauptkriterien wählen Sie Prüfungsfahrzeuge aus? Haben Fahrschulen dabei ein Mitspracherecht? Wie erfolgt die Auswahl konkret?

Marc-Philipp Waschke: Das Prüfungsfahrzeug ist für Fahrerlaubnisprüfer/-innen ein Arbeitsplatz, in dem sie sich regelmäßig mehrere Stunden am Tag aufhalten. Dies gilt auch für Fahrlehrer/-innen. Das Arbeitsschutzrecht sagt klar, dass nur solche Arbeitsmittel zur Verfügung gestellt werden dürfen, die sicher sind und gesundheitliche Belastungen vermeiden. Fahrzeuge müssen daher die für die Prüfung in der jeweiligen Fahrerlaubnisklasse erforderlichen Anforderungen erfüllen, die unterschiedlich sind: z.B. hinsichtlich Motorleistung, Sitzplätzen und Abmessungen. In der Regel werden Fahrzeuge anlässlich der Typprüfung bei der Erstzulassung des Fahrzeugs im Auftrag des jeweiligen Fahrzeugherstellers auch auf ihre Eignung als Prüfungsfahrzeug in einer Technischen Prüfstelle (TP) für den Kraftfahrzeugverkehr begutachtet. Auch Einzelgutachten auf eigene Kosten, z.B. im Auftrag von Fahrschulen, sind möglich.

Welche Rolle spielt für Sie die Fahrschule mit Blick auf die Forcierung einer nachhaltigen Mobilität?

Fahranfänger/-innen können während ihrer Ausbildung praktisch erfahren, wie Elektrofahrzeuge funktionieren und wie sie sich damit sicher im Straßenverkehr bewegen können. Wegen der neuen Automatikregelung zeichnet sich ab, dass in der Fahrausbildung und in der praktischen Fahrerlaubnisprüfung häufiger E-Autos zum Einsatz kommen werden. Viele Fahrschulen erweitern ihre Fuhrparks um Elektrofahrzeuge.

Weshalb sehen Sie gerade die Fahrschule als Multiplikator für die E-Mobilität?

Klimafreundlicher Verkehr beginnt in der Fahrausbildung. Ein positives Fahrerlebnis mit einem E-Auto kann die Begeisterung für Elektromobilität wecken, das Vertrauen in die neue Technologie stärken und die Kaufentscheidung erleichtern.

Sie bemängeln, dass zahlreiche Hersteller von E-Autos noch viel zu selten die Begutachtung als Prüffahrzeug beantragen. Worin liegen die Gründe? Was wollen Sie tun, damit sich diese Situation bessert?

Die Bereitschaft der Automobilhersteller, E-Autos für die Verwendung als Prüfungsfahrzeug begutachten zu lassen, hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Dennoch gibt es Nachholbedarf. Dies geht zu Lasten der Fahrschüler/-innen, denn für Fahrschulen ist es sinnvoll, Elektrofahrzeuge anzuschaffen, die auch in der Prüfung eingesetzt werden können. Aus Sicht des TÜV-Verbandes sollte sich der Trend zur Elektromobilität auch in der Fahrausbildung niederschlagen. Deshalb haben die TÜV-Unternehmen fünf neue Elektrofahrzeuge auf eigene Kosten begutachtet damit sie als Prüffahrzeuge zugelassen werden können. Die begutachteten Fahrzeugmodelle wurden in Abstimmung mit Fahrlehrer/-innen ausgewählt. Da die Hersteller derzeit laufend neue Elektroautos auf den Markt bringen, wird die Anzahl der zugelassenen Prüfungsfahrzeuge in den nächsten Monaten weiter steigen.

Empfehlen Sie den Fahrschulen, sich künftig verstärkt bei der Begutachtung von klimafreundlichen Fahrzeugen einzubringen?

Ich empfehle den Fahrschulen sehr, den Kontakt zu den Fahrzeugherstellern zu suchen. Der Bedarf an prüfungstauglichen Fahrschulautos sollte dort stärker verdeutlicht werden. Die Hersteller sollten die Chance noch häufiger nutzen, ihre E-Fahrzeuge begutachten zu lassen, um sie dem Fahrschulmarkt zugänglich zu machen. Letztlich haben alle etwas davon. Denn schließlich sind Fahrschülerinnen und Fahrschüler auch die Kundinnen und Kunden der Zukunft.

Isabella Finsterwalder

Foto: VdTÜV

Marc-Philipp Waschke ist seit 2019 im TÜV-Verband tätig. Im Geschäftsbereich Fahrzeug und Mobilität ist er als Referent für die Themen Fahrerlaubnis, Fahreignung und Verkehrssicherheit zuständig. Er begleitet verschiedene Fachausschüsse, wie den Arbeitskreis Fahrerlaubnisfragen, und vertritt die Interessen des TÜV-Verbandes in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien. Vor seiner Tätigkeit beim TÜV-Verband unterrichtete er angehende Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte an der Hochschule der Polizei, Verwaltung und öffentliche Rechtspflege des Landes Mecklenburg-Vorpommern im Fach 'Polizeiliche Verkehrslehre', die er weiterhin als Lehrbeauftragter unterstützt. Von 2014 bis 2017 war er beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) aktiv. Dort leitete er unter anderem die erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Kampagne 'German Road Safety'. Marc-Philipp Waschke hat Politik- und Verwaltungswissenschaften an den Universitäten Potsdam und Bergen (Norwegen) studiert und lebt in Berlin.

Auswahl von prüfungsgeeigneten E-Autos für die Fahrschule

(jeweils die Variante mit niedrigster Batteriekapazität bzw. Basisversion)

Audi Q4 e-tron 35

Foto: © Audi

Erstmals seit diesem Jahr ist die Hälfte aller bei Audi neu eingeführten Modelle elektrisch. Damit ist Zukunft für Audi „eine Haltung“, denn immerhin fahren jetzt 7 Modelle im Konzern der Ingolstädter nur mit Strom. Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit will Audi die kompletten CO2-Emissionen aus der Herstellung der Q4-e-tron-Modelle kompensieren. Das heißt, alle Fahrzeuge sollen CO2-neutral übergeben werden.

UVP inkl. MwSt.: ab 41.900 €
Batterie: 51,5 kWh (netto)
Motorleistung: 125 kW (170 PS)
Reichweite (komb. nach WLTP): 341–306 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 9 sec

Hyundai Ioniq Elektro

Foto: © Hyundai

Der batterieelektrische Ioniq Elektro startet nach einem Facelift umfassend modernisiert. Hyundai optimiert dafür gezielt den Nutzwert, den Komfort, die Konnektivität und das Design des Fünftürers. Gleichzeitig behält der Ioniq Elektro seine bekannten Stärken bei: Emissionsfreies Fahren dank effizienter Antriebstechnik, niedrige Betriebskosten, großzügiges Raumangebot und hohe aktive Sicherheit durch modernste Assistenzsysteme kennzeichnen die Elektro-Limousine seit ihrem Marktdebüt im Jahr 2016.

UVP inkl. MwSt.: ab 35.350 €
Batterie: 38,3 kWh (netto)
Motorleistung: 100 kW (136 PS)
Reichweite (max. nach WLTP): 311 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 9,9–10,2 sec

Kia e-Niro

Foto: © Kia

Kia zählt zu den Elektropionieren und hat seinen ersten Stromer schon 2014 auf den Markt gebracht. Beim e-Niro der Koreaner handelt es sich um einen kompakten Crossover mit E-Antrieb und SUV-Charakter, der mit reichlich Raumangebot, einem sportlich-kraftvollen Auftreten und Reichweite aus seinem Segment hervorsticht – im Citymodus schafft die Basisversion mit der 39,2-kWh-Batterie beachtliche 405 Kilometer. Auch technologisch fährt der e-Niro vorn mit: ob hocheffizientes regeneratives Bremssystem, Vorheizsystem für die Batterie oder serienmäßiger Stauassistent. Daneben sind mehrere weitere Assistenz- und Sicherheitssysteme Standard.

UVP inkl. MwSt.: ab 38.290 €
Batterie: 39,2 kWh
Motorleistung: 100 kW (136 PS)
Reichweite (gewichtet): 289 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 9,8 sec

Opel Mokka-e

Foto: © Opel

Der neue Mokka kommt bei Opel traditionell als Verbrenner, aber auch als emissionsfreie E-Variante. Dieser bescheinigen die Rüsselsheimer unmittelbares Ansprechverhalten, Agilität und Dynamik. Von außen gibt sich der Mokka-e selbstbewusst mit kurzen Überhängen und breitem Stand. Im Inneren ist er auf das Wesentliche fokussiert: ein klar strukturiertes, intuitiv bedienbares volldigitales Hightech-Cockpit Pure Panel mit 12-Zoll-Displays kombiniert mit wenigen Bedienknöpfen, damit die Aufmerksamkeit auf das Verkehrsgeschehen gerichtet bleibt – überhaupt holt der neue Mokka-e innovative Technologien aus der Oberklasse ins SUV-B-Segment.

UVP inkl. MwSt.: ab 34.110 €
Batterie: 50 kWh
Motorleistung: 100 kW (136 PS)
Reichweite (komb. nach WLTP): 313–324 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 9,0 sec

Polestar 2

Foto: © Polestar

Ihre Europapremiere feierten die neuen Versionen des Polestar 2 gerade auf der IAA Mobility in München, der nun drei Antriebsstränge bietet und so für ein größeres Publikum attraktiver werden soll. Selbst in der hier vorgestellten Einstiegsversion bieten die „China-Schweden” mit der vollelektrischen Fließheck-Limousine hohe Qualität, Premiumkomponenten und ein solides Fahrerlebnis. Markenzeichen des Polestar 2 sind und bleiben das auffällige Innen- und Außendesign und Elemente wie die vegane Polsterung oder das Android Automotive OS-basierte Infotainmentsystem, die ständig weiterentwickelt und damit verbessert werden.

UVP inkl. MwSt.: ab 41.930 €
Batterie: 64 kWh
Motorleistung: 165 kW (224 PS)
Reichweite (WLTP): 440 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 7,4 sec

Škoda ENYAQ iV 50

Foto: © Škoda

Mit dem ENYAQ iV stellt Škoda sein neues E-Flaggschiff vor, das zugleich als erstes Serienmodell des Autobauers den Modularen E-Antriebs-Baukasten (MEB) der Konzernmutter Volkswagen als Plattform für seine Stromer nutzt. Mit ihrem ersten vollelektrischen SUV machen die Tschechen wohl ihren bislang größten Schritt Richtung E-Mobilität. Neben viel Raum für Passagiere und Gepäck und einer emotionalen Designsprache verspricht Škoda zudem kurze Ladezeiten und satte 520 Kilometer Reichweite nach WLTP-Zyklus, was den Stromer dann auch voll reisetauglich macht.

UVP inkl. MwSt.: 33.800 €
Batterie: 52 kWh
Motorleistung: 109 kW (148 PS)
Reichweite (nach WLTP): 520 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 11,3 sec

VW ID.4 Pure – „World Car of the Year 2021“

Foto: © Volkswagen

VW selbst bezeichnet den ID.4 als „Meilenstein der E-Offensive“. Das wurde im Frühsommer auch von der hochkarätigen Jury bestätigt, die den E-SUV zum „World Car of the Year 2021“ kürte. Durch das neue Raumkonzept bietet der auf dem MEB-Baukasten basierte SUV im Innenraum viel Platz. Die Lösungen für Bedienung, Anzeige und Assistenzsysteme weisen Richtung Zukunft: So benötigt bspw. das Anzeige- und Bedienkonzept keine physischen Tasten mehr, sondern konzentriert sich stattdessen auf zwei Displays und eine natürliche Sprachsteuerung. Von außen wirkt der ID.4 athletisch und topmodern. Die Wolfsburger versprechen ein sportliches und zugleich mühelos komfortables Fahrerlebnis.

UVP inkl. MwSt.: ab 37.415 €
Batterie: 52 kWh
Motorleistung: 109 kW (149 PS)
Reichweite (nach WLTP): 230–340 km
Beschleunigung (0–100 km/h): 10,9 sec

Alle prüfungstauglichen Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf einen Blick

Audi e-tron
Audi Q4 e-tron Kombilimousine
Audi Q4 e-tron Sportback
Ford Mustang Mach-E (CX727)
Hyundai Ioniq Elektro
Hyundai Kona Elektro
Kia e-Niro
Mercedes EQC
Nissan Leaf
Opel Ampera e
Opel Corsa e
Opel Mokka e
Peugeot e-208
Peugeot e-2008
Polestar 2
Renault Kangoo ZE
Škoda ENYAQ
Tesla Model 3
Tesla Model S
VW Golf e
VW ID.3
VW ID.4

Im Jahr 2021 bislang begutachtete und veröffentlichte Hybrid-Fahrzeuge

BMW Alpina B3 Touring
BMW Alpina D3 S Touring
BMW Alpina B3 Limousine
Ford Fiesta (B479)
Ford Focus (C519)
Ford Puma (BX726)
Ford Kuga (CX482)
Hyundai Ioniq
Hyundai i30
Hyundai Kona
Hyundai Tucson ix35
Kia Niro
Mazda 3
Mazda CX-5
Mitsubishi Outlander
Mitsubishi Eclipse Cross PHEV
Renault Kangoo
Renault Arkana
Seat Cupra Formentor
Seat Cupra Formentor E-Hybrid
Seat Cupra Formentor VZ E-Hybrid
Seat Cupra Leon Sportstourer
Subaru Outback
Subaru Forester

Quelle der Fahrzeuglisten: VdTÜV – Bitte beachten Sie die genauen Angaben und Hinweise zu Fahrzeugausführungen und Ausstattungen in der Datenbank zu Prüfungsfahrzeugen unter diesem Link.