Durch Auswahl eines Links wird Ihnen der vollständige Artikel bzw. weitere Informationen dazu angezeigt: 226 Inhalt Mitglieder des FLVBW finden die FPX als PDF-Datei im Downloadbereich des internen InternetForums...
225 EDITORIAL: Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge
230 UPDATE: Texten beim Fahren ist kein Bagatelldelikt / Wie läuft's im Büro Ihrer Fahrschule?
260 Werbungskosten: Tägliche Fahrten und Mehraufwand für Verpflegung
262 Bundesrat: Mindestlohn steigt 2022 zweimal
263 Fahrerassistenzsysteme (FAS): Prüfung schon ab 01.06.2022
268 TÜV SÜD Auto Service GmbH: Aktuelles zu Mofa-Prüfungen
292 Gewerblicher Kraftverkehr: Eine neue Fährenregelung
298 Für die Ukraine: Zwei Trainer des Teams Wörth auf Hilfsmission
300 Gerichtsurteile: (2539) Darf die Polizei Masken beschlagnahmen? / (2540) Kleiner Junge auf Fahrrad - Fußgänger stürzt / (2541) Nur einmal Kokain und THC - Führerschein ist weg / (2542) Kostenpflichtige Fahrerermittlung nach Parkverstoß
Für die Ukraine: Zwei Trainer des Teams Wörth auf Hilfsmission
© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe Mai/2022, Seite 298
Montag, 7. März 2022: Ein Mitarbeiter der Wäscherei Schäfer aus Walldorf kommt auf mich zu und fragt, ob ich ein Transportunternehmen kenne, das bereit wäre, mit einem Lkw einen Hilfstransport nach Polen, Nähe Krakau, durchzuführen. Ohne große Überlegung und nach Rücksprache mit einem zweiten Fahrer, der mir auch sofort seine Hilfe anbot, stand fest, dass ich nicht nur unseren Fahrschul-Sattelzug für diesen Transport zur Verfügung stellen, sondern mich auch als Fahrer an dieser Hilfsaktion beteiligen würde.
Die Wäscherei Schäfer aus Walldorf hatte zu einer Spendensammlung für die Ukraine aufgerufen und auf ihrem Betriebsgelände in Walldorf die Spenden der Bürger entgegengenommen. Nachdem ich in meiner Statuspage über diesen Spendenaufruf gepostet hatte, kam eine von mir bis dahin nie erlebte und auch nicht erwartete Dynamik ins Spiel.
Die Firma „Fahr mit Hoffmann Reisen“ hatte zur selben Zeit zu einem Spendenmarathon aufgerufen und sammelte mittwochs und donnerstags auf ihrem Betriebsgelände in St. Ilgen die Spenden der Bürger. Als Theo Hoffmann erfahren hatte, dass ich meinen Lkw zur Verfügung stelle, war für alle klar, dass wir hier zusammen an einem Strang ziehen würden. Die überaus große Hilfsbereitschaft der Menschen führte dazu, dass aus dem anfangs geplanten Lkw am Ende drei 40-Tonner auf die Reise in Richtung Krakau gingen.
Die bei der Wäscherei Schäfer deponierten Spenden fuhren bereits am Dienstag auf dem ersten Lkw Richtung Krakau. Der zweite Lkw, den die Firma HR-Transporte aus St. Ilgen zur Verfügung stellte, war ebenfalls mit Hilfsgütern voll bepackt und fuhr zusammen mit drei Reisebussen der Firma Hoffmann, auch mit wichtigen Lebensmitteln und anderen Sachspenden beladen, am Freitag los. Die Busse brachten auf dem Rückweg aus der Ukraine geflüchtete Frauen und Kinder nach Deutschland.
Da die Spendenbereitschaft der Menschen und die Aufrufe der verschiedenen Firmen, Vereine und privaten Organisationen riesig war, kamen bis Samstag weitere 30 Paletten Hilfsgüter an, die auf den dritten Lkw verladen wurden, mit dem ich zusammen mit Roland Ruch am frühen Sonntagmorgen Richtung Krakau startete.
Beladung des Lkw mit den gespendeten Hilfsgütern für die Ukraine - Foto: Frank Schuster
Kurz vor unserer Abfahrt brachte eine mir unbekannte Frau, die wenige Tage zuvor aus Furcht vor diesem schrecklichen Krieg geflohen war und dabei ihre Familienangehörigen zurücklassen musste, 30 handgeschriebene Briefe, die wir gern mit auf die Reise nahmen. Bis zu diesem Zeitpunkt war es für mich und Roland eine Frage der Ehre und auch eine Selbstverständlichkeit gewesen, einen persönlichen Beitrag zur Linderung der Not, die dieser sinnlose Krieg verursacht, leisten zu wollen. Doch mit den Briefen dieser Frau kam nun auch noch eine emotionale Komponente hinzu, die sich nicht nur auf die Anliegen dieser Frau bezog, sondern auf alle geflohenen Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten.
„Liebe unbekannte Frau, wir haben Ihre Briefe übergeben! Diese werden im Grenzgebiet und auch tief in Ihrer Heimat durch Organisationen, die medizinische Produkte über Hilfskorridore liefern, verteilt. Wir wünschen Ihnen und natürlich auch allen anderen, dass Sie Ihre Angehörigen bald wieder in die Arme schließen können. Danke auch für Ihre Leckereien, die unsere Fahrt versüßten.”
Foto: Frank Schuster
Auf unserer Fahrt nach Krakau begegneten wir vielen Fahrzeugen aus aller Herren Länder, die Hilfsgüter für die Ukraine transportierten. Das zeigte uns, dass die Solidarität der Menschen unermesslich groß ist und hier auf eine bislang ungewohnte, aber wunderbare Art Zusammenhalt und Solidarität gelebt wird.
Abschließend noch eine Beobachtung, die uns sehr bewegte: Circa 100 Kilometer nach der deutsch-polnischen Grenze überholten uns rund 30 Taxis und Kleinbusse, die allesamt vollgepackt waren mit Hilfsgütern und aus Spanien (!) zur ukrainischen Grenze unterwegs waren. Diesen Helfern galt unser größter Respekt. An unserer Abladestelle haben wir sechs weitere privat organisierte spanische Taxis und Privatbusse getroffen, deren Fahrer uns erzählten, dass sie rund 4.000 Kilometer und mehr als 40 Stunden aus Madrid hierher unterwegs waren und nach dem Entladen Flüchtlinge aus der Ukraine mit nach Spanien zurücknehmen. „Ihr lieben Spanier, größte Hochachtung, Dank und Respekt für euch!"
So viel über eine erfolgreiche Hilfstour für die Ukraine von Roland Ruch & Frank Schuster, die wieder gut zu Hause angekommen sind.
Frank Schuster
Nachtrag der Redaktion:
Herr Schuster teilte der Redaktion am 11.04.2022 mit, dass zwei der am 28. März übergebenen 30 Briefe 14 Tage später die Familie der unbekannten Briefeschreiberin erreichten.