UPDATE: Pedelecs: Mehr jüngere Menschen verunglücken / Goldener Dieselring für Monika Schwill

© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe September/2022, Seite 538

Pedelecs: Mehr jüngere Menschen verunglücken

Zur Klarstellung: Es geht hier nur um Fahrräder mit elektrischem Hilfsmotor, die mit Tretunterstützung bis 25 km/h fahren, nicht um E-Bikes ohne Tempolimit. Nach einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 12. Juli 2022 entdecken immer mehr jüngere Menschen das Fahrrad mit Elektromotor als für sie geeignetes Fahrzeug. Das zeigt sich auch in den Unfallzahlen. Der Anteil der jüngeren mit dem Pedelec Verunglückten stieg entsprechend an: 2014 war jeder neunte Mensch (10,7 %), der mit einem Pedelec verunglückte, unter 45 Jahre, 2021 bereits gut jeder vierte (27,8 %). Zum Vergleich: Bei Verunglückten auf nichtmotorisierten Fahrrädern war jeder/jede sechste Verunglückte 65 und älter. Mehr als die Hälfte (55,5 %) waren jünger als 45 Jahre.

Pedelecs immer beliebter
Insgesamt ist die Zahl der Pedelecunfälle in den vergangenen Jahren in Deutschland stark gestiegen: Im Jahr 2021 meldete die Polizei 17.285 Pedelecunfälle mit Personenschaden, 2014 waren es noch 2.245. Zum Vergleich: Bei nichtmotorisierten Fahrrädern ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden von 76.643 im Jahr 2014 auf 67.931 im Jahr 2021 gesunken. 2014 ist das erste Jahr, in dem in der polizeilichen Unfallanzeige bundesweit zwischen Fahrrädern ohne Hilfsmotor und Pedelecs unterschieden wird. Ein Grund für die Entwicklung ist die wachsende Beliebtheit von Fahrrädern mit Hilfsmotor. Im vergangenen Jahr gab es in gut 13 % der privaten Haushalte in Deutschland mindestens ein Pedelec, 2014 waren es noch gut 3 % der Haushalte. Dies spiegelt sich auch in der Zahl der verunglückten Fahrer/-innen von Pedelecs wider. Im Jahr 2021 verunglückten 17.045 Menschen, die mit dem Pedelec unterwegs waren. Das sind 8 Mal mehr als im Jahr 2014 mit 2.223 Verunglückten. Eine ähnliche Entwicklung findet sich auch bei den Getöteten: 2021 kamen 131 Menschen auf einem Pedelec ums Leben, 2014 waren es noch 39 Frauen, Männer und Kinder. Demgegenüber ist die Zahl der Verunglückten auf einem nichtmotorisierten Fahrrad von 2014 bis 2021 um rund 12 % gesunken. Waren es 2014 noch 76.073 Menschen, kamen 2021 rund 67.080 Menschen auf einem nichtmotorisierten Fahrrad zu Schaden. Die Zahl der Getöteten sank in diesem Zeitraum von 357 auf 241. Die Statistik zeigt auch, dass die Gefahr, als Pedelecfahrer/-in tödlich zu verunglücken größer ist als für Radfahrer/-innen ohne Motor: Auf 1.000 Pedelecunfälle mit Personenschaden kamen im letzten Jahr 7,6 Fahrerinnen und Fahrer ums Leben, bei nichtmotorisierten Fahrrädern waren es 3,5 Getötete. Destatis/GLH

Goldener Dieselring für Monika Schwill

Mit dem Goldenen Dieselring, in den ein Splitter des ersten Versuchsmotors von Rudolf Diesel aus dem Jahr 1893 eingearbeitet ist, zeichnet der Verband der Motorjournalisten (VdM) seit 1955 jährlich Persönlichkeiten aus, die sich um die Verkehrssicherheit oder die Verringerung von Unfallfolgen verdient gemacht haben. In diesem Jahr wurde Monika Schwill für ihren leidenschaftlichen Kampf gegen für Biker gefährliche Leitplanken mit dem kostbaren Juwel geehrt.

Für mehrspurige Fahrzeuge können stählerne Leitplanken ein letzter Schutz vor dem Abgrund oder dem Gegenverkehr sein. Hingegen können Leitplanken für Motorradfahrer/-innen bei Stürzen und anderen Unfällen zur bösen Falle werden. Das hat Monika Schwill erkannt, als sich eine Freundin bei einem Sturz vom Motorrad an einer Leitplanke so schwer verletzte, dass ein Bein amputiert werden musste. Seitdem ist Monika Schwill Kopf und treibende Kraft hinter MEHRSi, der 2003 von ihr gegründeten gemeinnützigen Organisation für Motorradsicherheit. Wichtigstes Ziel von MEHRSi ist es, die Leitplanken an Straßen in ganz Deutschland mit einem Unterfahrschutz auszustatten. Damit wird verhindert, dass Motorradfahrer bei einem Sturz oder einem Unfall unter die scharfkantigen Metallplanken geraten und sich schwer verletzen. Den Unterfahrschutz an Leitplanken entdeckte Monika Schwill 2003 während eines Urlaubs in Frankreich, wo dieser Biker-Schutz schon länger die Regel war. Die Idee hinter MEHRSi war geboren. Im Namen der Organisation steckt nicht nur der Begriff Mehr Sicherheit, sondern auch Merci – ein Dankeschön an die vielen Spender und Sponsoren, die inzwischen Schwills Initiative unterstützen.

Wenn Monika Schwill und ihr Team die Straßenbaubehörden überzeugen können, Unterfahrschutz an Leitplanken zu installieren, bezuschusst MEHRSi das aus Mitgliedsbeiträgen und Spendengeldern. Wie wichtig dieser Beitrag für die Motorradsicherheit ist, hat auch die Bundespolitik erkannt. Im Mai 2021 wurde MEHRSi im Rahmen der 1. Nationalen Verkehrssicherheitskonferenz des Bundesverkehrsministeriums in den Pakt für Verkehrssicherheit aufgenommen und ist damit Teil der „Vision Zero“ der Europäischen Union. VdM/GLH