30.09.2023© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe September 2023, Seite 518

Die Ökologie des Alltags: Fahrschulen und aktiver Klimaschutz

Steigende Temperaturen und extreme Wetterereignisse – die Wirkungen des Klimawandels sind für uns alle deutlich spürbar. Deshalb können und sollten wir alle zum Klimaschutz beitragen. Doch passen Klimaschutz und Fahrschule überhaupt zusammen? Jedenfalls ist es keine realistische Option, unsere Fahrzeuge stehen zu lassen und die Schüler in öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt zu begleiten.

 

Beim Thema Klimaschutz in Fahrschulen denken viele zuerst an die Umstellung des Fuhrparks auf Elektrofahrzeuge. Aber das ist noch lange nicht alles, denn schon in den Fahrschulräumen kann mit dem Schutz des Klimas begonnen werden.

 

Heizung

Nicht jede Fahrschule hat tägliche Bürozeiten, dementsprechend kann man eine Senkung der Raumtemperatur während der Schließzeiten in Erwägung ziehen. Das ist heutzutage oft über eine moderne Heizungssteuerung – auch per App von unterwegs – möglich. Eventuell kann auch über den Tausch einer Gas-/Ölheizung auf eine Wärmepumpe oder andere energiesparende Alternativen nachgedacht werden. Dies ist vor allem eine Frage der Machbarkeit und der Kosten. Wenn die Fahrschulräume angemietet sind, muss das selbstverständlich mit dem Vermieter geklärt werden.

 

Stromfresser und Beleuchtung

Welche Geräte hängen im Standby-Modus dauerhaft am Strom? Darüber macht man sich selten Gedanken, denn man braucht die Geräte immer mal wieder und lässt sie deshalb aus Bequemlichkeit durchgehend am Netz, statt sie nach Bedarf aus- und einzustecken. Natürlich gibt es Geräte, die dauerhaft am Strom bleiben müssen wie z. B. Kühlschränke oder moderne Smart-TVs. Computer oder Drucker können aber, wenn man sie nicht benötigt, durchaus von der Stromzufuhr getrennt werden. Fahrschulen, die Theorieunterricht in Kurssystemen anbieten und nicht täglich Theorieunterricht abhalten, können die Geräte in der unterrichtsfreien Zeit ebenfalls vom Netz trennen. Das mag für den Einzelnen nicht viel Energieersparnis bedeuten, in der Summe aber verbrauchen Geräte im Standby-Modus weltweit eine für das Klima katastrophale Menge an Strom. Auch bei der Beleuchtung innerhalb der Fahrschulräume kann durch LED-Lampen Energie eingespart werden. Möchte man über beleuchtete Außenwerbung auf sich aufmerksam machen, sollte über Zeitschaltuhren nachgedacht werden.

 

Günstiger Stromanbieter

Apropos Strom! Der kommt, wie man weiß, aus der Steckdose. Aber wer liefert an die Steckdose? Bei der Auswahl des Stromanbieters macht es für den Klimaschutz Sinn, auf grünen Strom bzw. Ökostrom zu setzen. Sehr gut eignen würde sich, falls möglich, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

 

Klimaneutrales Büro!

Wer wünscht sich nicht schon lange ein komplett papierloses Büro? Die Digitalisierung schreitet voran – wenn auch sehr schleppend. Dennoch gibt es bestimmte Formulare, die dem Schüler/der Schülerin in Papierform ausgehändigt werden müssen. Dazu bedarf es eines bestimmten Vorrates an Papier – idealerweise recyclebares. Auf unnötige Ausdrucke sollte verzichtet werden.

 

Klimaneutraler Theorieunterricht

Zum Service der Fahrschule gehören auch Getränke für die Kunden. Flaschen und Becher aus Plastik sind zwar praktisch und vielleicht auch sicherer, aber die klimafreundliche Variante sind Mehrweg- und Glasflaschen sowie Gläser.

 

Fuhrpark und Fahrausbildung

Klar ist, dass in Fahrschulen der Fuhrpark den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.

  • Dank der im April 2021 eingeführten Automatikregelung (Schlüsselzahl 197), die Ausbildung und Prüfung auf Automatikfahrzeugen zulässt, kann mit der Nutzung moderner Elektrofahrzeuge klimaschonend ausgebildet werden.
  • Werden diese Fahrzeuge mit grünem oder Ökostrom geladen, kann der ökologische Fußabdruck weiter verbessert werden.
  • Noch muss von den Fahrschulen für die erforderlichen Schaltstunden ein Schaltfahrzeug zur Verfügung gestellt werden. Doch auch damit kann man umweltschonend unterwegs sein: beispielsweise durch die Nutzung gasbetriebener Fahrzeuge, aber vor allem durch die Vermittlung sinnvoller energiesparender Fahrweise.
  • Egal, ob die Ausbildung auf einem Automatik- oder Schaltfahrzeug durchgeführt wird: Hohe Geschwindigkeit bedeutet immer auch höhere Umweltbelastung. Wer bei Autobahnfahrten klimaschonend unterwegs sein möchte, sollte sich an die Richtgeschwindigkeit von 130 km/h halten.
  • Last, but not least: Auch die Sensibilisierung der Fahrschüler/-innen, zum Beispiel zur Vermeidung unnötiger Fahrten, gehört zu den Aufgaben der Fahrschule.

 

CO2-Zertifikate

Wer seinen ökologischen Fußabdruck verbessern möchte, kann CO2-Zertifikate aus verschiedenen Klimaschutzprojekten kaufen. Im Internet findet man Informationen über solche Konzepte, die bereits von Fahrschulen genutzt werden. So kann zumindest der eigene Ausstoß an klimaschädlichen Gasen ausgeglichen werden. Aber neben dem Kauf solcher Zertifikate sollte man immer auch vor Ort proaktiv zum Klimaschutz beitragen.

Jennifer Spazier


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