Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände: Umfangreiche Tagung in Bielefeld
Die Vertreter der Mitgliedsverbände der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände e.V. (BVF) tagten vom 10. bis 12. September im Verkehrs-Institut Bielefeld.
Am Dienstag trafen sich verschiedene Arbeitskreise der BVF zu einem weiteren Meeting. Am Mittwoch und Donnerstag tagte der Bundesvorstand zum dritten Mal in diesem Jahr. Vor Beginn der Bundesvorstandssitzung hatte der Geschäftsführende Vorstand zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung der BVF eingeladen.
Arbeitskreise der BVF
Zu aktuellen und zukunftsweisenden Themen bildet der Bundesvorstand immer wieder Arbeitskreise. Diese sollen zeitnah Ergebnisse präsentieren, die den Bundesvorstand und Geschäftsführenden Vorstand in deren Arbeit und Entscheidungen unterstützen.
Derzeit bestehen 5 Arbeitskreise:
Arbeitskreis Respekt. Ausgelöst vom „Böhmermann-Bericht“ in der Sendung ZDF Magazin Royale über Diskriminierung und Sexismus in den Fahrschulen, arbeiten die Teilnehmer des Arbeitskreises u.a. an einem Verhaltenskodex für Fahrlehrer/-innen und an einem entsprechenden Konzept für die Fahrlehrerfortbildung.
Arbeitskreis Zukunft. In den Landesverbänden gibt es verschiedene Arbeitskreise, die sich mit Zukunftsthemen beschäftigen, so etwa in Baden-Württemberg der Arbeitskreis „Mitgliedergewinnung“. Der Arbeitskreis der BVF soll versuchen, die Arbeitsergebnisse der Landesverbände zu bündeln und zusammenzuführen.
Arbeitskreis Simulator. Aufgabe des Arbeitskreises ist es, eine Simulator-Ausbildungsverordnung (SimAusbVO) zu entwerfen. Ziel soll eine Beschreibung der Aufgaben sein, die den Fahrschülern/-innen beim Training auf dem Simulator zu stellen sind und was sie dabei lernen sollen. Die Darstellung soll die Leistungsfähigkeit aktuell verfügbarer und bezahlbarer Simulatoren berücksichtigen.
Arbeitskreis Fahrlehrermangel. Der Arbeitskreis hat eine Umfrage konzipiert, mit der die BVF über die Landesverbände bei allen Mitgliedsfahrschulen die zentralen Kriterien abfragen kann, um eine realistische Aussage über den aktuellen und künftigen Fahrlehrermangel zu treffen. Daraus werden sich dann die vom Berufsstand konkret einzuleitenden Maßnahmen ergeben.
Arbeitskreise Curriculare Leitfäden und Fahrlehrerprüfungsfragen. Die Curricularen Leitfäden sind ein Produkt der Deutschen Fahrlehrer-Akademie (DFA). Die Pflege und das Marketing obliegen jedoch der BVF. Die Curricularen Leitfäden haben bisher einen fünfstufigen Aufbau (1. Grundstufe, 2. Aufbaustufe, 3. Leistungsstufe, 4. Stufe der Sonderfahrten, 5. Reife- und Teststufe). Demgegenüber wird die zukünftige FahrschAusbO, ähnlich wie jetzt schon eLBe (Elektronische Lernstandsbeurteilung), nur einen vierstufigen Aufbau kennen (1. Basisausbildung, 2. Fahraufgaben und Grundfahraufgaben, 3. Besondere Ausbildungsfahrten, 4. Prüfungsreifefeststellung). Hier gilt es, unsere Curricularen Leitfäden auf den vierstufigen Aufbau umzustellen. Für jeden Curricularen Leitfaden der entsprechenden Fahrerlaubnisklasse (A, B+BE, C+CE und D+DE) gibt es einen speziellen Arbeitskreis. Ebenso müssen die Fahrlehrerprüfungsfragen in den von der BVF herausgegebenen Katalogsammlungen der reformierten Fahrlehrerausbildung angeglichen und neu formuliert werden.
Außerordentliche Mitgliederversammlung
Im Mai dieses Jahres verlegte die BVF ihren Sitz von Berlin nach Stuttgart (siehe auch Bericht auf Seite 209 der April-Ausgabe der FPX). Im Nachgang dazu musste der erste Absatz von § 16 der Satzung geändert werden. Ausschließlich zu diesem Tagesordnungspunkt hatte der Geschäftsführende Vorstand zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung geladen. Die anwesenden Delegierten stimmten der Satzungsänderung einstimmig zu. § 16 Absatz 1 der Satzung lautet jetzt so: „Die Geschäftsstelle der Bundesvereinigung ist in Stuttgart. Sie wird vom Vorsitzenden des Geschäftsführenden Vorstandes geleitet.“
Bundesvorstandssitzung
Aus der Vielzahl der Besprechungspunkte sollen zwei gewichtige genannt werden.
Derzeit wird an einer neuen Fahrschüler-Ausbildungsordnung gearbeitet. Die ersten Diskussionsrunden geben mit OFSA II eine Richtung vor. Die Deutsche Fahrlehrer-Akademie hat im Rahmen eines BASt-Auftrages Ausbildungsverlaufspläne für weitere Klassen, außer B/BE, erarbeitet. Unbekannt ist bisweilen immer noch, in welchem Umfang OFSA II umgesetzt werden soll. Ebenso verhält es sich mit den Themen „Theoretischer Online-Unterricht“ und „Einsatz von Simulatoren“. Die nächsten Gesprächsrunden dazu sind für Ende Oktober im Rahmen einer weiteren Besprechung zum Eckpunktepapier geplant. Über die Ergebnisse werden wir berichten.
Auch die Prüfsituation hat sich bundesweit wieder verschlechtert. Bedauerlicherweise gibt es nach wie vor Regionen, dies sind vor allem die Ballungsgebiete, in denen die Prüfungszuteilung unbefriedigend ist. Die Prüforganisationen verbessern zwar stetig zum eigenen Vorteil ihre organisatorischen Abläufe, ohne aber dabei die Bedürfnisse der Fahrschulen zu berücksichtigen oder die rein praktischen Abläufe in einer Fahrschule zu kennen. Aus Berichten von Kolleginnen und Kollegen nährt sich auch der Verdacht, dass vielerorts die gesetzlichen Vorgaben und Qualitätskriterien, soweit es den Anteil von Innerorts- und Außerortsprüfungen sowie die Durchführung eines qualifizierten Abschlussgespräches nach der Prüfungsfahrt betrifft, von den amtlich anerkannten Sachverständigen nicht eingehalten werden. Der Geschäftsführende Vorstand der BVF hat Ende November sein Jahresgespräch mit dem TÜV-Verband in Berlin. Bei diesem Gespräch werden die genannten Punkte nachdrücklich zur Sprache kommen.
Ralf Nicolai