UPDATE: Der EQG und eine Geschichte
Der EQG und eine Geschichte
Als Mercedes Ende April dieses Jahres in Los Angeles und Peking die Premiere seines neuesten E-Modells, des EQG, zelebrierte, löste dies weltweit einen Medien-Hype aus. Der im Kern aus 1979 stammende Geländewagen hat seither den Ruf besonderer Robustheit und ausgezeichneter Geländetauglichkeit sowie unverwechselbarer „Eckigkeit“. Nun aber sind nicht nur die Ecken gerundet, sondern auch der Antrieb ist vom robusten Verbrenner auf schiere Elektrizität umgestellt. Mercedes zeigt damit auch: Unsere Fahrzeugpalette geht konsequent den Weg zur Elektrifizierung. Der EQG büßte nichts von den guten Eigenschaften seines Verbrennerbruders ein, der freilich auch noch zu haben ist. Für die Masse der Autokäufer ist der EQG nicht gedacht, das sagt schon der Preis von etwas mehr als 190.000 €. Dennoch rechnet Mercedes mit einem Absatz von mehr als 50.000 Modellen beider Antriebsarten pro Jahr.
Mit dem Mercedes G verbindet sich die Geschichte eines wohl einzigartigen Führerscheinerwerbs. Mitte der 1980er Jahre erkundigte sich ein junger Mann, der 2,20 m maß, in einer Stuttgarter Fahrschule, ob er hier den Pkw-Führerschein erwerben könne. Die gängigen Fahrschulautos boten dem Riesen keinen Platz. Der Mann hat nicht nur sehr lange Beine, er ist auch ein Sitzriese. Das heißt, alle Autos waren zu niedrig für ihn. Der Fahrschulinhaber wollte dem Mann helfen und fragte beim Fahrlehrerverband nach einer Lösung. Der Verband dachte an den großen Mercedes G und trug der Stuttgarter Niederlassung den Fall vor, die eine höhere Instanz einschaltete. Diese handelte direkt und unkompliziert: Nach vorheriger Sitzprobe erhielt die Fahrschule binnen weniger Tage ein nagelneues Modell G als Leihfahrzeug: Doppelbedienung eingebaut, hinterer linker Sitz ausgebaut, Sitzschienen des Fahrersitzes verlängert. Das freute den großen Mann wie auch seine junge Fahrlehrerin sehr. Alles lief glatt, der große Mann erhielt seinen Führerschein. Die spontane und großzügige Geste von Mercedes war sehr beeindruckend und blieb allen Beteiligten in guter Erinnerung.
Zugleich fragt man sich: Wäre ein solch promptes und generöses Entgegenkommen auch heutzutage noch zu erwarten? Die Frage ist berechtigt, denn seit längerer Zeit ist zu beobachten: Die deutsche Automobilindustrie hat ihr Interesse an Fahrschülern, also den jungen künftigen Autokäufern, stark zurückgefahren, wenn nicht gar verloren. Von den deutschen Automobilherstellern kommen so gut wie keine PR-Aktivitäten und werblichen Ideen, die auf die Gruppe der Fahranfänger zugeschnitten sind. Das ist ein Fehler. Denn es ist leicht vorstellbar, dass Hersteller aus Asien diese Lücke entdecken und füllen werden. Dabei gäbe es für die Automobilindustrie bei etwas Nachdenken viele gute und vorteilhafte Ansätze, die jungen Menschen auf ihrem Weg in die automobile Freiheit zu begleiten. GLH