Fahrprüfung: Quoten des Misserfolgs
Alle Jahre wieder einmal – und da wir Januar haben, sprechen wir nicht von Weihnachten, sondern über Quoten nicht bestandener theoretischer und praktischer Fahrerlaubnisprüfungen.
Die Medien verkünden es Tag für Tag:
Hohe Durchfallquoten und immense Kosten beim Erwerb des Führerscheins
Der schwarze Peter wird wieder einmal den Fahrschulen zugeschoben. Doch warum ist das so? Und wie kann man gegensteuern?
Steigende Anzahl an Prüfungen
Im Jahr 2022 wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) 1,79 Millionen theoretische Prüfungen und rund 1,72 Millionen praktische Prüfungen abgelegt – die meisten davon für die Fahrerlaubnisklassen B bzw. BF17. Sehr wenige Prüfungen fanden in den Klassen D1 oder D statt. Dies erklärt auch den derzeitigen Personalmangel im ÖPNV. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 wurden 1,72 Millionen Theorie- und rund 1,65 Millionen praktische Prüfungen abgelegt.
Die Zahlen der Misserfolge
Praxis
Von den etwa 1,72 Millionen praktischen Prüfungen des Jahres 2022 wurden 512.646 (29,9 %) als nicht bestanden gewertet. Das KBA erwähnt allerdings, dass die Anzahl der Prüfungen nicht mit der Anzahl der Prüflinge gleichzusetzen ist, da nicht wenige Prüflinge mehrmals antreten. Im Jahr 2021 lag die Quote der nicht bestandenen praktischen Prüfungen bei 29,7 %; signifikant angestiegen ist sie 2022 also nicht.
Theorie
Hier sieht es etwas anders aus: Von den 1,79 Millionen Theorieprüfungen wurden 694.944 nicht bestanden. Das ergibt eine Quote von 38,8 %; im Vergleich zum Vorjahr (36,7 %) gab es hier eine Steigerung um 2,1 %. Auch in diesen Zahlen sind alle Wiederholungsprüfungen enthalten.
Warum fallen so viele Fahrschüler durch die Fahrerlaubnisprüfung?
Gründe für das Nichtbestehen gibt es viele. Allerdings sind es nicht immer dieselben, denn der Misserfolg wird von unterschiedlichen Faktoren bestimmt.
Für Theorieprüfungen wird u. a. eigenständiges Lernen gefordert – doch wer kann schon überprüfen, ob der Schüler die Theoriefragen zu Hause auch selbst beantwortet oder ob das andere tun? Noch dreister ist es, wenn ein anderer als der eigentliche Prüfling an der Theorieprüfung teilnimmt.
Ein weiterer Grund könnte sein, dass sich die Interessenlage der jungen Menschen in den vergangenen Jahren spürbar verändert hat. Während man früher auf den Führerschein hinfieberte und als Mitfahrer das Verkehrsgeschehen wach beobachtete und bewertete, ist heute nur noch das „Daddeln“ am Handy angesagt.
Oft sind es auch Prüfungsstress bedingte Fehlentscheidungen oder Blackouts, die zum Nichtbestehen führen. Nicht selten glaubt man, einen Fahrschüler oder eine Fahrschülerin zu haben, für die man die Hand ins Feuer legen würde, weil man sich sicher ist, dass er/sie besteht. Nicht umsonst gibt es den Spruch: „Man kennt seinen Fahrschüler, nicht aber seinen Prüfling“.
Bei immer volleren Terminkalendern und auch aufgrund der Kosten wird der Druck auf Fahrschüler immer stärker, was letztendlich ebenso ein Grund sein kann, eine Prüfung nicht zu bestehen.
Apropos Kosten
Der Führerschein wird immer teurer! Ist das so? Eine renommierte Tageszeitung übertreibt und spricht sogar davon, dass sich bald nur noch Reiche den Führerschein leisten können.
Ja, die Preise steigen, doch nicht nur in den Fahrschulen, sondern in allen Bereichen des täglichen Lebens. Und ein Argument pro Führerschein ist: Wer sich an die Regeln hält, behält die Fahrerlaubnis sein ganzes Leben lang. Man muss also bei der Nennung von Preisen auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis erwähnen. Fahrschüler und oft auch deren Eltern sehen zunächst nur einen Batzen Geld. Und wenn eine Prüfung nicht bestanden wird, erhöht sich der Batzen auch noch, wodurch der Druck und die Nervosität weiter steigen.
Fazit
Die meisten Fahrschulen im Land sind gut ausgelastet und froh um jeden Fahrschüler, den sie mit nur einer Prüfung in Theorie und Praxis in die automobile Freiheit verabschieden können. Dementsprechend ist die Pflicht, die Prüfungsreife festzustellen und Schüler erst nach positiven Vortests zur Prüfung anzumelden, eine zentrale Aufgabe der Fahrschulen.
Jennifer Spazier
Zum Inhalt der FahrSchulPraxis Ausgabe Januar 2024...