30.08.2023© FahrSchulPraxis - Entnommen aus Ausgabe August 2023, Seite 448

Deutsche Fahrlehrer-Akademie e.V.: Blick in die Zukunft - Hochvolt-Schulung in Kassel

Die Deutsche Fahrlehrer-Akademie e.V. (DFA) startete am 01.08.2022 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Elektromobilität (IEM) der Hochschule Ravensburg-Weingarten das Projekt Hochvolt-Fahrschule.

 

 

Das nun abgeschlossene Projekt, bei dem es um die wissenschaftliche Erarbeitung von Lehr-und Lernmaterialien für Fahrschulen zum Umgang mit Hochvoltfahrzeugen ging, wird künftig ein weiterer Bestandteil der Fahrlehrerweiterbildung des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. sein. Ralf Nicolai und Jennifer Spazier vom Vorstand des Verbandes nahmen aus diesem Grund Mitte Juni an einem zweitägigen Einweisungsseminar in Kassel teil.

 

Inhalte

Die Schulungsinhalte umfassen die Unterschiede zwischen Verbrennern und BEVs (Battery-Electric-Vehicles), also rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Am ersten Tag ging es um die Grundlagen der Elektrotechnik, mithin um viel Physik und Allgemeines zur Elektromobilität. Am zweiten Tag standen der Umgang mit Elektrofahrzeugen, die Nutzung der Assistenzsysteme in Elektrofahrzeugen, aber auch die Herausforderungen an Fahrschulen bzw. Fahrlehrer/-innen auf dem Programm.

 

Statistische Zahlen

Vergleicht man die Zulassungszahlen, wird klar: Die Verbrenner sind mit 30 Millionen Benzinern und 15 Millionen Dieseln ungleich häufiger auf deutschen Straßen unterwegs als die BEVs, die im letzten Jahr nur 2,7 Millionen zählten.
Doch die Zeichen für die Elektromobilität stehen auch ohne das für 2035 vorgesehene Verbrennerverbot auf stetem Wachstum. Das Ziel der Bundesregierung, bis 2030 auf 7–10 Millionen Elektrofahrzeuge zu kommen, wird bei Betrachtung der aktuellen Zulassungszahlen jedoch nicht leicht zu erreichen sein.

 

Elektromobilität ist mehr als Autos

Wenn es um Elektromobilität geht, denken viele nur an Elektroautos. Dabei geht es aber auch um andere Fahrzeuge wie E-Scooter oder E-Bikes, mit denen man kurze Entfernungen im näheren Umfeld rasch und unkompliziert zurücklegt. Hier ist auch an die im Jahr 2019 erlassene eKFV (Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung) zu erinnern.

 

Fahrschulen müssen E-fit sein

Die neue Form der Mobilität mit seiner grundlegend neuen Technik bedeutet auch neue Gefahren. Damit entstehen neue Aufgaben und Herausforderungen für Fahrschulen. Als Herausforderungen bei Elektrofahrzeugen gelten vor allem die Alltagstauglichkeit und die Sicherheit. Während man sich als Fahrer/Fahrerin eines Verbrenners meist keine großen Gedanken zur Reichweite machen muss, sollte man als Fahrer/Fahrerin eines Elektrofahrzeugs seine Route genau planen und mit zusätzlichen Zwischenstopps rechnen.

 

Basteln an BEVs?

An BEVs darf nur mit Qualifizierungsnachweis gearbeitet werden. Dies regelt die DGUV Information 209-093, welche seit August 2021 gültig ist. Hierzu gehört schon ein „einfacher“ Radwechsel. Hobbyschraubern wird also dringend davon abgeraten, selbst auf Fehlersuche zu gehen, wenn das Elektrofahrzeug Fehlermeldungen anzeigt.

 

Was bedeutet E-Mobilität für die Fahrschulen?

Die Elektromobilität beeinflusst die zukünftige Fahrschulausbildung. Der Großteil der Bevölkerung ist elektrotechnisch auf dem Stand von Laien. Fahrschüler/-innen und auch Fahrerlaubnisinhaber/-innen müssen für den Umgang mit Elektrofahrzeugen und deren Bedienung sensibilisiert werden. Das betrifft nicht nur andersartige Bedienelemente und ein anderes Fahrverhalten, z. B. hohes Beschleunigungsvermögen, sondern auch genaue Kenntnisse über Ladevorgänge und unterschiedliche Ladekabel.

 

Praktische Fahrausbildung

Fahrstunden auf einem BEV müssen geplant werden. Aktuell sind die Reichweiten (noch) nicht besonders fahrschulfreundlich. 2021 lag die durchschnittliche Reichweite eines BEVs bei 435 Kilometer. Längere Touren, wie man sie in manchen Fahrschulen beispielsweise bei den Sonderfahrten durchführt, müssen sorgfältig geplant werden. Bei Ladestopps fährt man deshalb sehr gern zu einer sich in der Nähe befindenden Schnellladesäule. Aber Achtung! Permanentes Schnellladen schadet auf Dauer der Batterie.

 

Blick in die Zukunft

Die Ladeinfrastruktur ist von einer ausreichenden Abdeckung der gesamten Republik noch ein ziemliches Stück entfernt. Das Gleiche gilt für die meisten anderen Staaten der EU und des EWR. Doch der Ausbau der Ladenetze geht etwa in gleichen Schritten wie die Zunahme der BEVs voran. In Deutschland gibt es ca. 14.000 klassische Tankstellen mit mehreren Zapfsäulen. Denen stehen (Stand Januar 2023) 80.550 Ladepunkte, davon sind 13.000 Schnellladepunkte, gegenüber. Diese Zahlen sind auf den ersten Blick erstaunlich, aber sie berücksichtigen nicht die erheblich längere Ladezeit von E-Autos gegenüber der viel kürzeren Betankung von Verbrennern.

 

Rasante Entwicklung

Die Entwicklung der BEVs geht in der gesamten Automobilindustrie stramm voran. Dank höherer Batteriekapazitäten, größerer Reichweiten und kürzerer Ladezeiten geht der Trend immer mehr zum Elektrofahrzeug.

Knapp 50 Prozent der Deutschen haben noch nie ein Fahrzeug mit modernen Fahrerassistenzsystemen (FAS) genutzt.

Für Fahrschulen entsteht hier ein neues Geschäftsfeld. Sie müssen ihren Fahrschülern/-innen und auch Fahrerlaubnisinhabern/-inhaberinnen die Elektromobilität näherbringen und ihnen im Zuge dessen den Umgang mit neuen FAS vermitteln.


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