
EDITORIAL: Keine voreiligen Schnellschüsse
Liebe Leserinnen und Leser,
die gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland ist alles andere als rosig. Das Land geht in Folge dem vierten Rezessionsjahr entgegen. Kriege, Zölle, die Dekarbonisierung und KI verändern den Arbeitsmarkt sehr stark. Große Unternehmen wie Bosch, ZF, Ford, MAN und Volkswagen haben deshalb massive Sparmaßnahmen und den Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen angekündigt. Gründe für den Stellenabbau sind geschwächte Nachfrage, Überbürokratie, hohe Energie- und Personalkosten.
Weil sich in einer solchen Zeit viele Familien Sorgen um ihr künftiges Einkommen machen, werden weniger dringliche Ausgaben – wie der Führerschein für den Nachwuchs – erst einmal zurückgestellt. Deshalb ist seit etwa einem Jahr ein langsamer, aber immer mehr spürbarerer Rückgang der Anmeldezahlen bei den Fahrschulen zu beobachten; die Zurückhaltung erklärt sich nur marginal durch das vollmundige Versprechen der Bundesregierung, für einen billigeren Führerschein sorgen zu wollen. Es sind im Wesentlichen die Auswirkungen der anhaltenden Rezession, die den Konsum bremsen.
Den Rückgang bestätigen auch die Prüforganisationen. Sie berichten von einer deutlich geringeren Anzahl eingehender Prüfaufträge. Und ja, manche Anmeldung mag in der Hoffnung, der Führerscheinerwerb werde irgendwann billiger, verschoben werden. Diese Wette auf die Zukunft ist überaus fragwürdig.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, jetzt gilt es, besonnen zu bleiben und spontane Preissenkungen oder Rabattaktionen zu unterlassen. Denn damit kann – die Erfahrung lehrt es – ganz schnell eine gefährliche Abwärtsspirale in Gang kommen, die den Umsatz schmälert, aber nicht zur Minderung der betrieblichen Ausgaben, namentlich der Lohnkosten, führt. Wichtiger als Hauruck-Aktionen ist es jetzt, konsequent die Kostenseite im Auge zu behalten, alle Ausgaben und geplante Investitionen auf den Prüfstand zu stellen. Dazu gehören auch Fragen wie: Ist der Fuhrpark zu üppig? Lohnt sich eine Zweigstelle noch? So kommt man ungeschwächt durch den Abschwung und am Ende sogar stärker davon.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, zum Abschluss dieses ereignisreichen Jahres wünschen meine beiden Vorstandskollegen, Jennifer Spazier, Ralf Nicolai und ich sowie alle Mitarbeiter/-innen der Geschäftsstelle Ihnen und Ihren Lieben ruhige und besinnliche Feiertage, Entspannung und Zeit für die Familie. Vor allem aber: Bleiben Sie gesund!
In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich
Ihr
Jochen Klima
Foto: Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.
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