EDITORIAL: Cannabis und Verkehrssicherheit
Liebe Leserinnen und Leser,
die Spatzen pfeifen es von den Dächern: In Deutschland soll eine regulierte Abgabe von Cannabis ermöglicht werden. Laut Koalitionsvertrag haben sich SPD, Grüne und FDP darauf verständigt, die „kontrollierte Abgabe von Cannabis zu Genusszwecken an Erwachsene in lizensierten Geschäften“ zu erlauben. Innerhalb eines klar definierten gesetzlichen Rahmens sollen Verkauf, Erwerb und Besitz von Cannabis künftig erlaubt sein.
So viel zur Absicht der Ampel-Koalition. Wer der Diskussion aufmerksam zuhört, findet, das Thema Cannabis im Straßenverkehr kommt darin so gut wie nicht vor. Auch wenn der legale Erwerb erlaubt sein wird, heißt das nicht, dass man bekifft Autofahren darf. Für den Konsum von Cannabis gilt Ähnliches wie für den Konsum von Alkohol: Es beeinträchtigt die Fähigkeit zum Autofahren. Deshalb gelten für das Fahren unter Einfluss von Cannabis und Alkohol aus gutem Grund restriktive gesetzliche Regelungen.
Wenn der Plan der Ampel aufgeht, und damit muss man rechnen, wird Führen von Kraftfahrzeugen unter Einfluss von Cannabis zu einem noch größeren Sicherheitsproblem als es das heute schon ist. Weil die Verharmlosung der Wirkung von Cannabis namentlich unter jungen Menschen gang und gäbe ist, muss vorbeugend gehandelt werden. Dazu gehört m. E., das Thema Cannabis im Theorieunterricht als mindestens ebenso bedeutend wie Alkohol einzuordnen.
Schon heute schickt die Fahrerlaubnisbehörde unter Einfluss von Cannabis ertappte Fahrzeugführer regelmäßig zur MPU. Das führt nicht selten zur Entziehung der Fahrerlaubnis. Die Aufgabe der Fahrschulen ist es nicht, vor Fahrschülern ein erschreckendes Bild von Strafen zu inszenieren, sondern vielmehr präventive Verhaltensweisen zu vermitteln. Doch daneben sind auch die verheerenden menschlichen, strafrechtlichen und materiellen Folgen des Fahrens in bekifftem Zustand deutlich darzustellen. Fahrschüler müssen in der Fahrschule nachhaltig lernen, dass Cannabiskonsum und Teilnahme im Straßenverkehr unvereinbar sind.
Eine Bewertung der beabsichtigten Legalisierung von Cannabis ist nicht mein Anliegen. Aber eines muss ganz klar sein: Die Verkehrssicherheit darf darunter nicht leiden.
In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich
Ihr
Jochen Klima
Foto: Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.
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