
EDITORIAL: TÜV SÜD Marktgebiet Stuttgart: Kundenfreundlichkeit Fehlanzeige
Liebe Leserinnen und Leser,
in einer beispiellosen Aktion hat die Marktgebietsleitung Stuttgart des TÜV SÜD kurzfristig die Streichung teilweise jahrzehntelang genutzter Wechselplätze verfügt. Praktische Prüfungen dürfen neuerdings nur noch bei den Service-Centern des TÜV beginnen und enden. Bewerber dürfen also nicht mehr rund um den Westbahnhof im Südwesten von Stuttgart, ein verkehrlich stark frequentierter Stadtteil, ihre Prüfung beginnen. Ihre Prüfung startet jetzt im Norden Stuttgarts beim TSC in Feuerbach. Ähnlich geht es den Bewerbern aus Sindelfingen, die jetzt nur noch ab Böblingen geprüft werden; ebenso den Bewerbern aus Bietigheim, deren Startpunkt per Federstrich nach Ludwigsburg verlegt wurde. Dass diese Maßnahmen eindeutig zu Lasten der meist jungen Führerscheinbewerber/-innen gehen, ist klar: Sie haben weitere Anfahrtswege, sind unnötig länger unterwegs, und angemessene Warteräume mit sanitären Einrichtungen, die auch schon vor Prüfbeginn geöffnet sind, gibt es dort nicht.
Auch gibt es für die Fahrschulen am TSC viel zu wenig Platz, um die für unterschiedliche Prüfungen benötigten Fahrzeuge (Anhänger, Motorräder) abzustellen. Darauf angesprochen, sagte der zuständige FE-Leiter, es sei nicht das Problem des TÜV, sich darum zu kümmern, wie die Fahrschulen ihre Fahrzeuge zum Wechselplatz schaffen. Auch dass morgens, vor Beginn der Prüfungen, das TSC noch geschlossen ist und Bewerber keine Möglichkeit haben, vor der Prüfung auf die Toilette zu gehen, wurde mit dem Hinweis abgetan, in der Nähe gebe es Tankstellen, man könne ja dort aufs Klo gehen. Kundenfreundlichkeit geht definitiv anders!
Liebe Kolleginnen und Kollegen, der Vorstand des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V. versucht nachdrücklich, die Rücknahme dieser unseligen Entscheidung zu erreichen: Wir haben das baden-württembergische Verkehrsministerium um Hilfe gebeten und haben uns an die Presse gewandt. Weiter haben wir die bürgerlichen Fraktionen des baden-württembergischen Landtags, des Stuttgarter Gemeinderats und der Kreistage von Böblingen und Ludwigsburg eingeschaltet. Es kann nicht angehen – und das ist auch als ein klares Signal an die anderen Marktgebiete im Land zu verstehen –, dass ein Marktgebiet des TÜV auf Kosten der Fahrschulen und deren Kunden seine Abläufe optimiert.
In diesem Sinne grüße ich Sie sehr herzlich
Ihr
Jochen Klima
Foto: Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg e.V.
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